Oberursel (ow). Die Feuerwehren der Stadt Oberursel sahen sich in der vergangenen Nacht erneut einem Starkregenereignis mit hoher Intensität gegenüber. Das Unwetter, das bereits ab 18 Uhr in Frankfurt für heftige Niederschläge sorgte, erreichte gegen 19.15 Uhr auch Oberursel. Innerhalb kürzester Zeit fielen enorme Regenmengen, die von der Kanalisation nicht mehr aufgenommen werden konnten. In der ersten Stunde wurden der Feuerwehreinsatzzentrale 100 Einsätze gemeldet, bis Mitternacht stieg diese Zahl auf etwa 180 Einsatzstellen an. Alle Feuerwehren in Oberursel wurden alarmiert und arbeiteten die Einsätze sukzessive ab.
Im gesamten Stadtgebiet kam es zu vollgelaufenen Kellern. Besonders bitter war die Situation für die Feuerwehr Mitte in der Marxstraße, die selbst zu einem der Einsatzschwerpunkte wurde. Während in der Einsatzzentrale im Erdgeschoss die Einsätze koordiniert wurden, trat der Urselbach hinter dem Gebäude über die Ufer. Der Bach floss durch den rückwärtigen Garten der Wache, wo er über einen Lichtschacht in den Keller eindrang. Mit Sandsäcken wurde die Elektrohauptverteilung geschützt, um den Betrieb der Wache Mitte zu gewährleisten. Wehrführer Uli Both berichtet: „Nachdem wir im vergangenen Jahr schon einmal ähnlich betroffen waren, wurden die Drainagepumpen erneuert, und wir haben spezielle Wasserschotts im Keller installieren lassen.“ Doch diese Maßnahmen waren nicht ausreichend gegen die immensen Wassermassen. „Wir haben es gerade so geschafft, unsere EDV-Räume und die Elektrohauptverteilung zu schützen, mussten jedoch mehrere Pumpen gleichzeitig betreiben“, so Both.,
Aufgrund der kritischen Lage in der eigenen Wache und der Gefahr eines Ausfalls der IT-Strukturen entschied sich die Einsatzleitung für eine Anforderung überörtlicher Kräfte. Der Einsatzleitwagen des Hochtaunuskreises, betrieben durch die Feuerwehr Kronberg, wurde zur Wache in der Marxstraße beordert. Zusätzlich wurden überörtliche Einsatzkräfte aus der Wetterau sowie das THW aus Bad Homburg angefordert. „Das Technische Hilfswerk und die Feuerwehrkameraden aus Wöllstadt, Niddatal, Ranstadt und Florstadt unterstützten uns an verschiedenen Einsatzstellen im Stadtgebiet, vor allem im Innenstadtbereich“, berichtet Stadtbrandinspektor Valentin Reuter. Insgesamt wurden rund 150 Einsatzkräfte eingesetzt, die über Nacht auch vom Deutschen Roten Kreuz versorgt wurden. Außer dem Einsatzschwerpunkt in der Marxstraße gab es vor allem in Bommersheim, Oberstedten und in der Innenstadt viele Einsätze. Im Vergleich zu 2023 traf es Weißkirchen und Stierstadt diesmal nicht so extrem. „Beim überwiegenden Teil der Einsätze standen Keller unter Wasser, und die Feuerwehr musste bei der Beseitigung des Wassers unterstützen. Es gab aber auch Verkehrsunfälle und Fahrzeuge, die vom Wasser eingeschlossen waren”, ergänzt der frisch vereidigte Zweite stellvertretende Stadtbrandinspektor Moritz Thieme-Knaus.
Von der Vereidigung in den Einsatz
Thieme-Knaus wurde am gleichen Abend in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus von Bürgermeisterin Antje Runge als Ehrenbeamter vereidigt. Er begab sich direkt von der Versammlung ins Feuerwehrhaus Mitte, wo er die technische Einsatzleitung unterstützte. Auch Erster Stadtrat und Feuerwehrdezernent Christof Fink wurde von Stadtbrandinspektor Reuter aus der Sitzung gebeten, um sich ein Bild von der Einsatzsituation zu machen.
Gegen 2.30 Uhr konnten die letzten Einsätze beendet werden, und alle Kräfte konnten zurückkehren. Am Freitagmorgen wurde der Feuerwehr noch eine vollgelaufene Tiefgarage gemeldet. Dort war das THW mit einer Großpumpe im Einsatz, um die Garage mit einer Fläche von etwa 1500 Quadratmetern und einem Wasserpegel von 1,50 Metern zu entwässern.
„Wir hoffen, dass es bei diesen Einsätzen bleibt, denn die Feuerwehr Mitte veranstaltet ja dieses Wochenende ihr Feuerwehrfest mit Musikveranstaltungen am Freitag und Samstag und dem Tag der offenen Tür am Sonntag”, sagte Reuter am Freitag. Im Namen der Feuerwehr Oberursel dankte er allen Einsatzkräften für ihren unermüdlichen Einsatz. Wie bei den vergangenen Einsätzen hob er die gute Zusammenarbeit mit den eingesetzten Hilfsorganisationen, der zentralen Leitstelle und den rückwärtigen Führungseinrichtungen hervor, die alle einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Unwetterlage geleistet haben.