Adler: „Soloselbstständige am Limit“

Melanie Köhl bittet Katja Adler (v. l.) bei deren Besuch an die Ballettstange. Foto: Adler

Oberursel (ow). Melanie Köhl, Diplom-Ballettpädagogin, hat es gewagt. Sie ist Selbständig mit einer Tanzschule in Oberursel. Sie hat sich fortgebildet. Sie ist Tanzpädagogin. Und sie hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Am 1. November 2020 hat sie in der Absicht, ihr Kursangebot um Kurse für Senioren und für Schwangere zu erweitern, dafür passende Räume im Zimmersmühlenweg angemietet und in einen neuen Tanzboden und Spiegel investiert. Schöne, helle Räume, die sie bei einem Besuch der der FDP-Vorsitzenden und Direktkandidatin zur Bundestagswahl, Katja Adler, stolz präsentiert. In Ihrem Stolz schwingt auch Angst mit: „Die Eröffnungsfeier fand am 1. November noch statt. Seit 2. November 2020 habe ich geschlossen“, berichtet Melanie Köhl bei diesem Besuch.

Die Ballettpädagogin ist am Limit. Sie kämpft täglich ums wirtschaftliche Überleben. „Damit steht sie für tausende Selbständige und Kulturschaffende, die Stütze unserer Wirtschaft und Gesellschaft sind und trotzdem vergessen werden“, sagt Adler. „Trotz November- und Dezemberhilfen oder Überbrückungsgeld 1 bis 3, für Selbständige wie Melanie Köhl bedeuten die vergangenen Monate Grenzerfahrungen der wirtschaftlichen und persönlichen Belastbarkeit.“ Köhl hat Zoom-Kurse angeboten und gehofft, dass wenigstens die bisherigen Verträge bestehen bleiben. Nicht alle sind geblieben. Und niemand neues ist dazu gekommen. Das „Gartenballett“ war geplant. Denn im Freien darf sie Kinder unter 14 Jahren in kleinen Gruppen unterrichten. Für alle Beteiligten eine sehr herbeigesehnte Möglichkeit, sich endlich richtig wieder zu sehen und zu tanzen. Wenn nur das Wetter mitspielt. Bis zum Sommer hätte Köhls Familie sie noch unterstützen können. Danach wäre ihr Traum, Kinder, Erwachsene und Senioren ans Ballett und den kreativen Tanz heranzuführen, geplatzt. Nun darf sie seit 26. Mai wieder in den kompletten Gruppen mit Hygienekonzept und unterschriebenen Listen unterrichten. Ein Signal in letzter Minute.

„Es ist beeindruckend, wie fleißige und mutige Menschen Lösungen finden oder gefunden haben, um mit der Corona-Situation umzugehen, und ihre wirtschaftliche Existenz kreativ zu sichern suchen. Es ist gleichzeitig erschütternd, wie hart diese Menschen ausgebremst werden, Träume zu platzen drohen und Existenzen auf der Kippe stehen“, so Adler. „Es braucht dringend diese neuerlichen Perspektiven, die nicht nur Existenzen sichern, sondern auch unser gesellschaftliches und kulturelles Leben zurückbringen.“



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