Die Awo – heute notwendig und aktuell wie vor 100 Jahren

Große Freude bei Christiane Rink (links) und Leyla Saglam über den Scheck in Höhe von 10 000 Euro, den Hans Dieter Homberg übergibt. Foto: bg

Oberursel (bg). 100 Jahre Awo und 45 Jahre Traute-und-Hans-Matthöfer-Haus – die beiden Jubiläen wurden im Rathaussitzungssaal stilvoll gefeiert. Nachdem mehrere Redner das Wort ergriffen hatten, waren am Ende des Festakts die Einrichtungsleiterinnen Christiane Rink und Leyla Saglam erst einmal sprachlos: „Wir wussten, dass Hans Dieter Homberg von der Rind’schen Stiftung uns einen Scheck übergeben wollte“, bekannte Rink, aber die Höhe der Zuwendung verschlug ihr förmlich die Sprache. Auf dem Scheck stand eine Eins mit vier Nullen dahinter. Die großherzige Spende ist für die Pflegeeinrichtung mit dem roten Herzen und seine Bewohner ein großer Segen. Und in den Köpfen der beiden Damen von der kollegialen Zentrumsleitung begann es sofort zu rumoren, was man damit alles finanzieren könne.

Im Traute-und-Hans-Matthöfer-Haus, das bei seiner Gründung noch Georg-Stangl-Haus hieß, werden 143 Menschen betreut. Für die Pflegekräfte stehen dabei Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Wertschätzung an oberster Stelle. Die Einrichtung bietet neben vollstationärer Pflege, Kurzzeitpflege, einen Wohnbereich für dementiell erkrankte Menschen und eine palliative Betreuung in der letzten Lebensphase.

Der Mensch im Mittelpunkt

Die Feierstunde wurde sehr passend mit jazzigen Klängen der Gruppe „Springtime Experience“ begleitet. „Damit sich die Reden besser setzen können“, erläuterte Rink, die viele Gäste aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet begrüßen konnte. Neben Bürgermeister Hans-Georg Brum und Stadtrat Christof Fink waren viele ehren- und hauptamtliche Awo-Mitglieder aus dem Hochtaunuskreis und aus Frankfurt, Mitglieder des Stadtparlaments, des Netzwerks Pflege Oberursel und Mitarbeiter der Awo-Einrichtung gekommen. Der Bürgermeister bedankte sich bei allen Pflegekräften des Hauses für ihren engagierten Einsatz: „Sie leisten eine ganz wichtige Aufgabe in unserer Stadt. Unter uns leben immer mehr ältere Menschen, und die Zahlen werden steigen. Auch die Zahl der demenziell Erkrankten nimmt zu. Wir sind sehr froh darüber, dass wir mit der Awo und auch den anderen Einrichtungen ein großes Pflege- und Betreuungsangebot für ältere Menschen in unserer Stadt haben. Und bei allem, was im Traute-und-Hans-Matthöfer-Haus geschieht, steht der Mensch im Mittelpunkt“.

Der Frankfurter Awo-Kreisgeschäftsführerer Ansgar Dittmar erinnerte an die Anfänge der Arbeiterwohlfahrt vor 100 Jahren. Es sei eine Erfolgsgeschichte. Heute sei die Awo einer der größten Wohlfahrtsverbände. Im Dezember 1919 kurz nach Kriegsende – der Kaiser war weg – habe in Deutschland Chaos und große Not unter der Bevölkerung geherrscht. In dieser Situation gründete Marie Juchaz auch gegen Widerstände eine Arbeiterhilfsorganisation innerhalb der SPD. Das war die Geburtsstunde der Awo. In den Anfängen ging es um Bildung, Gleichberechtigung, Hilfe zur Selbsthilfe etwa durch Nähstuben, die Frauen zu einem eigenen Einkommen verhalfen, aber auch um eine klare Haltung gegenüber Rassismus und Ausgrenzung. Das stehe heute wieder auf der Tagesordnung, so Dittmar. Über die Anfänge der Arbeiterwohlfahrt und ihre heutige Arbeit informiert im Foyer des Oberurseler Rathauses eine Ausstellung. Im Rathaussitzungssaal informierte eine Zusammenstellung von Presseartikeln über das Awo-Haus in Oberursel von den Anfängen bis zur Gegenwart.



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