Beethoven und Bach mittags am See

Spontanes Konzert im Rushmoor-Park zwischen kleinem Weiher und Christuskirche, im Hintergrund lauschen die aus Holz geschnitzten „Oberurseler Bürger“. Zum spontanen Quartett gehören Claudia Louise Weigand (links), Hildegard Calmano (rechts) und zwei Schüler, die bei Weigand lernen. Foto: js

Oberursel (js). Kommt man mittags um kurz nach 13 Uhr zufällig durch den Rushmoor-Park, wird man unversehens mit Beethoven, Bach und Haydn begrüßt und sanft weitergeleitet Richtung Urselbach. Wenn man nicht vielleicht sogar zum kurzen Verweilen eingeladen wird, um den wunderbaren Tönen hinterherzuhören. Bis hinauf zu den Glocken im Turm der Christuskirche im Hintergrund. Vier Geigen und der große Meister Beethoven, das ist eine schöne Verbindung an diesem sonnig-flatterhaft windigen Tag, an dem die Noten plötzlich auch mal vom Ständer flattern. Das Quartett hat sich einen Outdoor-Platz gesucht, um mit in diesen Tagen ordnungsgemäßem Abstand zu üben, und dabei einen Konzertsaal gefunden, der keine akustischen Grenzen kennt.

Sieht aus, als würden die aus Holz geschnitzten „Oberurseler Bürger“, die da im Hintergrund vor der Mauer zum Kirchhof stehen, ein bisschen tuscheln über das, was ihnen da vor die Augen und die Ohren gekommen ist. Scheinen aber genauso angenehm berührt wie der Radler im Park, der rein zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort vorbeikommt. Musik von Ludwig van Beethoven zu dessen 250. Geburtstag, das ist doch mal ein schönes Geschenk, das Claudia Louise Weigand und ihre Schüler im Beethoven-Jahr da live, umsonst und draußen flüchtig servieren. „Gerade eben haben wir Bach gespielt“, sagt sie mit einem Lächeln, Haydn stand auch auf dem Programm der spontanen Ferien-Übungsstunde im Freien. Viel besser als Übungen via Zoom-Videokonferenz, es geht einfach nichts über das gemeinsame Spielen. „Machen wir doch einfach mal Musik im Park“, fasst Mitgeigerin Hildegard Calmano das gedankliche Vorspiel zusammen. Nun stehen sie da, zwei Frauen und zwei Jungs, mit Notenpult im Stehen und mit Beethoven, Bach und Haydn im Ohr und in der Seele.

Mit der Geige ist Hildegard Calmano aufgewachsen, nach dem Abitur war die Gitarre interessanter, irgendwann kam die Geige zurück und jetzt, nach dem Übergang in die Rente, erst recht wieder und häufig in die Hand. Bei den Hochtaunus-Streichern spielt sie mit, dem Ensemble aus Musikern, die in der Musikschule Oberursel und der Volkshochschule ihrem Hobby nachgehen, durch Corona aber hinsichtlich der Übungsmöglichkeiten arg gebeutelt wurden. Findige gehen dann eben vor die Tür, denn wenn eine Tür zugeht, steht meist eine andere offen, und die zum Park immer. Das passt, findet Claudia Louise Weigand. Als Beethoven noch 225 Jahre jung war, war sie Mitgründerin der Hochtaunus-Streicher und ist seitdem und immer noch deren musikalische Führungskraft. An diesem Tag geht sie ihrer Liebe zur Streichmusik im Rushmoor-Park nach, am ersten August-Wochenende dann im Hof der Grundschule Mitte. Dort gehört sie zum Kammermusik-Ensemble, das beim „Classic Open Air“ im Rahmen des Orscheler Sommers auftritt. Gleich zweimal übrigens, am Freitag, 7. August, und am Samstag, 8. August, jeweils um 19.30 Uhr.



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