Bunte Demonstration gegen AfD- Gedankengut

Oberursel (js). Rund 200 Menschen haben am Samstag gegen den Auftritt der AfD Hochtaunus in der Stadthalle demonstriert. Mit reichlich Parteiprominenz sollte dort der Bundestagswahlkampf der AfD eröffnet werden, unter anderen wurden die beiden Spitzenkandidaten Alice Weidel und Tino Chrupalla erwartet, aktuelle Bundestagsabgeordnete und die stellvertretende Bundessprecherin Beatrix von Storch. Alle Besucher der Veranstaltung, die hinter Absperrgittern unter Aufsicht zahlreicher Polizeibeamten in die Stadthalle geleitet wurden, empfing ein gellendes Pfeifkonzert der Demonstranten, Buhrufe und immer wieder die Forderung „Nazis raus“. Rund 150 Polizisten hatten die überschaubare Gruppe der Demonstranten stets im Blick und sicherten die Stadthalle rundum gegen möglicherweise unerwünschte Eindringlinge.

Zur Gegendemo hatten die Grüne Jugend und die Jusos aufgerufen, ihnen angeschlossen hatte sich die Klimaliste Oberursel. Mit ihrer Anwesenheit sollten die bunt denkenden Oberurseler signalisieren, dass in Oberursel „kein Platz für Rassisten und wissenschaftsfeindliche Klimaleugner“ sei, so hatte es die Klimaliste formuliert. Mit der Regenbogenflagge im Hintergrund, im Wind flatternd vor dem Eingang zum Rathaus direkt gegenüber der Stadthalle, hatte sich die Verwaltung bereits zuvor stellvertretend für die Menschen in der Stadt eindeutig positioniert. Bürgermeister Hans-Georg Brum trat als Redner auf der Protestseite auf, wurde aber nur im näheren Umfeld gehört, die Lautsprecher-Technik war nicht auf der Seite der Demonstranten. Brum warb für das geforderte bunte Oberursel, das demnächst im geplanten interkulturellen Kommunikationszentrum in der Altstadt einen weiteren öffentlichen Ort bekomme, für „Weltoffenheit, Teilhabe und Empathie, für ein Bekenntnis zu den Schwachen“ unter dem Symbol der Regenbogenflagge, warb Brum ebenfalls. Der Bürgermeister rief aber auch zur Besonnenheit auf und erinnerte an Rosa Luxemburg und den berühmten Satz „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“.

Es war ein friedlicher früher Samstagnachmittag. Nur ein paar Meter vom Demonstrationsort entfernt saßen Menschen in Straßencafés, Straßenmusiker spielten für das einkaufende Volk, vor der Stadthalle bestimmten bunte Regenschirme und bunte Fahnen das Bild, bunte Menschen aller Altersgruppen von Grundschulkindern bis zu den „Omas gegen rechts“ und Sympathisanten der „Black Lives matter-Bewegung“. Klimabewegung und Gewerkschafter zeigten Flagge, Piraten und andere Freigeister, die Jusos hatten Fahnen dabei, die junge SPD-Bundestagskandidatin Alicia Bokler für den Wahlkreis 176 Hochtaunus hüllte sich bei ihrem kurzen Auftritt vor dem Mikro in die Regenbogenflagge. Mitorganisator Tobias Ottaviani von den Jusos, der auch Stadtverordneter in Bad Homburg ist, gab sich kämpferisch: „Wir sind laut, wir machen Lärm und sorgen dafür, dass die nicht wiederkommen.“

Der Großeinsatz der Polizei schien übertrieben angesichts der familiären Atmosphäre, es blieb stets ruhig. Ein paar schwarz gekleidete Kapuzenjungs rüttelten mal kurz am Absperrgitter, es war schon die größte Aufregung an diesem Nachmittag, als um 15 Uhr die Glocken der benachbarten Kirchen von hoch oben lauter tönten als der Protest auf dem Boden. Aus Vorsicht wurden Straßen im Umfeld der Stadthalle gesperrt, der Rathaus-Parkplatz war für rund 30 Polizeiautos der Einsatzkräfte reserviert, dem Einzelhandel seitlich der Stadthalle wurde angeraten, ab 13 Uhr die Rolläden runterzulassen.

Alicia Bokler, Christoph von Eisenhart Rothe vom BUND, die designierte Bürgermeisterin Antje Runge und der scheidende Bürgermeister Hans-Georg Brum (v. r.) betätigen sich aktiv in den Reihen der Demonstranten. Foto: js



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