Oberursel (ow). Die OBG-Fraktion hatte eine Ortsbegehung in der Lenaustraße/Ecke Frankfurter Landstraße organisiert, um die von der Stadt geplante Neustrukturierung des Verkehrs in und um die Frankfurter Landstraße zu diskutieren. Trotz des durchwachsenen Wetters nahmen rund 80 Personen an der Informationsveranstaltung teil.
Fraktionsvorsitzender Andreas Bernhardt stellte das geplante Projekt anhand der priorisierten Variante sowie der Unterlagen der öffentlichen Infoveranstaltung der Stadt am 16. Februar in der Burgwiesenhalle vor. Diese Unterlagen sehen einen „Fahrrad-Begegnungsweg“ in der Frankfurter Landstraße vor, auf dem Radfahrer in beide Richtungen unterwegs sein können. Um dies zu ermöglichen, sieht die Stadt eine Verengung der Fahrbahn auf 5,50 Meter vor. Der Bürgersteig bleibt wie gehabt bestehen. Der Radweg wird mit einer Breite von drei Metern zuzüglich einem Meter für Trennstreifen und Sicherheitsraum veranschlagt und soll entlang der Friedhofsmauer führen. Durch eine mögliche Erhöhung sowie eine kleine Schutzmauer oder ähnlichem soll der Schutz der Radfahrer gewährleistet werden. Dafür müssen allerdings auch die Parkplätze entlang der Frankfurter Landstraße entfernt werden.
Das ist laut den Bekundungen der Anwohner ein Unding. Schon jetzt sei der Bereich überfüllt, ob überhaupt ein Notarztwagen im Ernstfall in das Viertel fahren könnte, hielten viele der Anwesenden für fragwürdig. Weiter werde erwartet, dass die Anwohner unterhalb des Bahnhofs parken, was zu weiteren Schwierigkeiten im ganzen Wohngebiet führen könnte. Überdies seien die Wege etwa mit schweren Einkäufen eine Zumutung.
Auch der geplante Wegfall der Linksabbiegerspur von der Frankfurter Landstraße in den Gattenhöferweg stößt auf einige Kritik. „Es biegen doch jetzt schon viele Autofahrer in die Damaschkestraße ab. Wie viele sollen es denn noch werden? Es ist doch jetzt schon keine Spielstraße mehr“, so Anwohner. Andreas Bernhardt sieht obendrein die Gefahr von U-Turns in der Homburger Landstraße: „Für mehr Sicherheit würde das nicht sorgen.“
Unklar sei außerdem, wie viele Fahrradfahrer die Strecke überhaupt nutzen werden. OBG-Stadtverordnete Marion Unger meint: „Ich selbst bin passionierte Radfahrerin. Ich weiß zwar nicht, wie die anwesenden Radfahrer das sehen, aber ich würde nie auf die Idee kommen, an der Frankfurter Landstraße lang zu fahren. Es ist und bleibt eine der Hauptverkehrsstraßen der Stadt. Ich benutze Schleichwege und komme damit gut zurecht.“ Weshalb man diese Wege nicht weiter ausbaut, sei für viele ein Rätsel. Es wurde unter anderem vorgeschlagen, die Radwegeverbindung durch die Geschwister-Scholl-Straße oder am Gelände der VGF entlangzuführen. Das sei auch wesentlich kostengünstiger als die geplante Variante, deren Bau mit Kosten in Höhe von vier Millionen Euro angesetzt ist. „Wie soll das denn bezahlt werden?“ fragte ein Anwohner.
Die OBG bevorzugt eine pragmatische Lösung. Auf der Frankfurter Landstraße soll in diesem Bereich Tempo 30 gelten, gegebenenfalls könne ein Schutzstreifen eingerichtet werden, der auch von breiteren Fahrzeugen überfahren werden könne.
Das Gewerbegebiet müsse weiterhin gut für alle Fahrzeuge, auch für Sattelzüge, erreichbar sein, betonte Bernhardt. Außerdem müsse unbedingt vermieden werden, dass Anwohnerstraßen als Ersatzstraßen für verengte Hauptstraßen herhalten sollen.
Das zum Ende der Veranstaltung abgefragte Meinungsbild war eindeutig: Der Begegnungsfahrradweg erhielt nicht eine einzige Stimme. Als Favorit erwies sich die Option „Nichts tun“, dicht gefolgt von dem Vorschlag einer Tempo-30-Zone mit einem Schutzstreifen.
Bernhardt zeigte sich „erfreut über das große Interesse an der Ortsbegehung und die zahlreichen alternativen Vorschläge und neu aufgeworfenen Fragen“. Er war zufrieden mit der konstruktiven Diskussion und betonte, dass die Ansichten und Bedenken der Anwohner und Teilnehmer ernstgenommen werden müssen. Bernhardt kündigte an, dass die OBG-Fraktion am Thema dran bleiben und Vorschläge und Fragen in den zuständigen Ausschüssen und Gremien der Stadt vorbringen werde.