Frühjahrsputz bei der Ödlandschrecke

Jede Menge Arbeit, aber auch viel Spaß haben die Mitglieder der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der Waldjugend bei der gemeinsamen Frühjahrs-Aktion auf der Stierstädter Heide.Foto: Pfeifer

Von Petra Pfeifer

Drei- bis viermal im Jahr treffen sich seit gut 30 Jahren große und kleine Mitglieder der Oberurseler Ortsgruppe, um in diesem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet mal gründlich sauber zu machen. Dabei ist gar nicht die Rede davon, Müll in Form von Flaschen, Dosen, Plastiktüten oder Vergleichbarem zu sammeln. Klar, dazu kommt es nebenbei leider, doch im Fokus steht die Bewahrung der Heidekraut-Pflanzen namens „Calluna vulgaris“, unter deren Zweigen sich neben der Blauen Ödlandschrecke, Zaun- und Waldeidechse, Blindschleiche, Ringelnatter und Zebraspinne wohlfühlen.

„In erster Linie geht es darum, sogenannte Pionierbaumarten samt Wurzeln zu entfernen“, erklärt Diplom-Biologe Thomas Knepel. Dabei handelt es sich in vor allem um den Nachwuchs von Birken, Kiefern und Brombeerhecken, die sich nur zu gerne auf der Stierstädter Heide tummeln würden. Aber auch der noch vor wenigen Jahren hier recht häufig zu entdeckende Ginster gehört im Grunde gar nicht zwischen die Heidekrautpflanzen. Dieser muss ebenfalls regelmäßig entfernt werden, da bis heute Samen im Boden vorhanden sind und er somit recht hartnäckig um den Standort kämpft.

Genau genommen lassen sich in diesem Frühjahr wenig „Parasiten“ feststellen, das Schutzgebiet unterhalb des Parkplatzes vom Sportplatz an der Königsteiner Straße trägt den Namen „Heide“ vollkommen zu Recht. „Wir haben jetzt einen Stand erreicht, den wir in den ganzen Vorjahren nie hatten“, bestätigt Ortsgruppenvorsitzender Matthias Holzhausen. Dieses Bild könne sich aber schlagartig ändern, wenn die Mitglieder der Schutzgemeinschaft ihre Arbeiten einstellen würde, mit denen sie das Forstamt – bei ihm ist die Stierstädter Heide integriert – zielbewusst an Ort und Stelle unterstützt. „In 20 Jahren wäre alles zugewachsen“, versichert Thomas Knepel.

Vieles ist Handarbeit, um den Status Quo zu erhalten. Mit Hacken und Spaten wird den Schößlingen ans Wurzelwerk gegangen, aber Maschinen wie Radlader und Bagger kommen ebenfalls zum Einsatz. „Die Kleingeräte gehören eigentlich alle der SDW, doch Radlader, Container und Sense stellen uns BSO, Forstamt oder unsere Mitglieder Robert Kommraus und Stefan Henrich zur Verfügung. Sie sind Gartenbaue“, so Matthias Holzhausen.

Doch was soll eine Sense ausrichten, wenn man den Eindringlingen an die Wurzel will? „Das Heidekraut selbst muss immer wieder verjüngt werden“, erklärt Thomas Knepel. Nach etwa zehn Jahren höre es zu wachsen auf, verholze und sterbe ab. Wenn es aber regelmäßig abgemäht werde, treibe es erneut aus. „In der Lüneburger Heide übernehmen diese Arbeit die Heidschnucken, doch unser Areal ist zu klein, um eine solche Herde hier zu halten“, so der Fachmann. Denn den Humus, von dem gerade erst die letzten Inseln entfernt worden sind, muss die Ortsgruppe außerdem im Auge behalten. Und der Kot der Tiere, wenn sie hier dauerhaft stünden, würde zu dessen Produktion beitragen.

Lange, trockene Sommer wie in den vergangenen zwei Jahren seien nicht nur unproblematisch, sondern sogar günstig für das FFH-Gebiet, das zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist. Besonders reizvoll ist es, seinen Blick im August und September über die relativ kleine Umgebung am verlängerten Köhlerweg schweifen zu lassen. Dann ist Heideblütenzeit.

Die nächsten Reinigungsaktionen auf der Stierstädter Heide sind am 19. September und 14. November. Gerne gesehen sind hierzu Gäste, die mit anpacken. Denn selbst wenn die Oberurseler mit Blick auf die Mitgliederzahlen besser aufgestellt sind als die meisten anderen Naturschutzvereine: „Mit mehr Leuten könnten wir mehr Projekte stemmen. Wie das früher mal war“, so Matthias Holzhausen.

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