Futter bei die Bienen

In Knallgelb signalisiert der Automat, wo es Bienenfutter gibt. Foto: js

Oberursel (js). Früher waren sie in der Regel meist feuerwehrrot und spuckten Kaugummis oder irgendeinen Plastik-Schmodder in einer Plastikkapsel nach zweimaligem Umdrehen aus. Heute sind sie technisch aufgepeppt und kommen quietschegelb daher. Und man glaubt es kaum, wenn man 50 Cent eingeworfen hat, kommt Bienenfutter raus. Aus den einstigen Kaugummiautomaten, die jetzt Bienenfutterautomaten sind, umgerüstet von einem „Erfinder“ aus Dortmund, der sie nun bundesweit Kommunen zum Aufstellen oder Aufhängen im öffentlichen Raum anbietet. Gut gefüllt mit Bienenfutter im Vorstadium, denn erstmal muss das Futter wachsen, im heimischen Garten etwa oder vielleicht im öffentlichen Park oder vor der Rathaustür im Blumenkasten, wo immer der Mensch den Inhalt der neuartigen Samenkapsel eben verstreut.

Die ältere Dame, die am frühen Ostersonntagmorgen gemächlich reitend auf ihrem Weg durch den morgenfrischen Maasgrund vorbeikommt, ist begeistert von der neuesten Errungenschaft der Stadtoberen. „Bei mir haben die Samen schon nach zwei Tagen gekeimt“, freut sie sich. Schon bald, hofft sie, gibt es richtiges Bienenfutter. Wenn die Saat richtig aufgeht, und aus den Samen eine ein- bis zweijährige Blühmischung für Wild- und Honigbienen geworden ist. Als Alternative wird eine mehrjährige Blühmischung für die gleichen tierischen Abnehmer angeboten, ebenfalls für 50 Cent die Kapsel. Automatenbetreiber ist ausweislich Zettel hinter dem Glasfenster die Stadt Oberursel, für Störungen oder Fragen ist die Telefonnummer der Rathaus-Zentrale notiert. „Mit den Automaten soll selbstverständlich kein Gewinn gemacht werden“, schreibt Erster Stadtrat und Umweltdezernent Christof Fink, es gehe ausschließlich um die Förderung der lokalen biologischen Artenvielfalt in Siedlungsgebieten. Mit dem Erlös der Aktion werde das Bildungs- und Ökologieprojekt des gemeinnützigen Vereins Fine unterstützt, das unter dem schönen Namen „Bienenretter“ beworben wird. Motto: „Lass deine Stadt aufblühen!“

Eine Portion Kapselsamen soll für ungefähr zwei Quadratmeter Fläche reichen. Eine Saatanleitung passt auch noch rein, damit die Bienen ordentliches Futter bekommen. Der ebenfalls quietschegelbe Briefkasten im klassischen Post-Look mit Einstiegloch wie in ein Vogelhäuschen direkt neben dem Automaten ist das I-Tüpfelchen der ökologischen Idee. Da kann die geleerte Kapsel im Sinne eines Mehrwegsystems ordnungsgemäß eingeworfen werden, im Orscheler Fall also am Maasgrundweiher. Pfand wird für das Leergut allerdings nicht gezahlt. Pädagogisch wertvoll trotz alledem, wenn da nicht bloß der Wunsch Vater des Gedankens bleibt.



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