Oberursel (bg). Die „Freunde der Stadtbücherei“ haben allen Grund zum Feiern. Im Jahr 1984 war es, als die ebenso tatkräftige wie resolute Irmela Minor den Förderverein aus der Taufe hob. Anlass für die Vereinsgründung waren Etatkürzungen der Stadt, die nach vielen Jahren des Aufschwungs auf einmal sparen musste und den Hebel auch bei der Bücherei ansetzte. Weniger Geld, das wollte die Diplom-Bibliothekarin nicht hinnehmen. Sie lenkte die Geschicke der städtischen Kultureinrichtung von 1962 bis 1986 und hat sich dabei große Verdienste erworben.
Unter ihren Stammkunden fand sie für ihre tolle Idee rasch viel Unterstützung, und so konnte jetzt der 40. Geburtstag des Fördervereins ordentlich gefeiert werden mit einem bunten Programm, während gleichzeitig ein Bücherflohmarkt in der Jugendbücherei stattfand. Am Stand mit den goldenen Luftballons in der Weidengasse gab es Glitzer-Tattoos, Popcorn und eine Tombola, auf die sich viele Gäste stürzten. Die Lose gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Dabei hatten auch viele Oberurseler Geschäftsleute die Bücherei mit attraktiven Preisen und Gutscheinen unterstützt. Zur Begrüßung gab es erst einmal ein Schlückchen Sekt, bevor die Büchereileiterin Maria Hergenreder die Gäste, die sich mitten auf der „Weidengass“ vor den Türen der Bücherei versammelt hatten, begrüßte. Darunter außer Vereinsmitgliedern wie Werner Lingnau auch Rathausmitarbeiter wie Martin Krebs, Stadtkämmerer Jens Uhlig und die Bürgermeisterin.
Antje Runge dankte in ihrer kurzen Rede den fast 100 Vereinsmitgliedern, von denen 30 schwer aktiv im Einsatz sind. Die städtische Einrichtung sei ein wichtig Ort der Bildung und der Kultur und ein Treffunkt für alle Generationen. Mit schmalem Etat, der im vergangenen Jahr erstmals wieder leicht angehoben wurde, sei die Stadtbücherei ein Aushängeschild für Oberursel und die am meisten frequentierte Kultureinrichtung der Stadt. Seit Januar ist sie außerdem zum ersten Mal in ihrer 120-jährigen Geschichte durchgehend geöffnet. Viele Angebote der Bücherei wären ohne die finanzielle Unterstützung des Fördervereins nicht möglich, dafür bedankte sie sich aufrichtig. Ein großartiges Geburtstagsständchen lieferte das Duo „Wir sind’s – Ian und Niklas“. Mit einem genialen „Bücher-Rapp“ nach der Melodie „Wir haben Grund zum Feiern“. Der Text stammte aus der Feder von Barbara Petersen, der Vorsitzenden des Fördervereins.
Wie stünde die Stadtbücherei Oberursel ohne Ihren Förderverein da? Das beleuchtete Brigitte Geißler-Burschil in ihrer Laudatio. Der Förderverein sei ein echter „Goldesel“ für die städtische Kultureinrichtung, stellte sie klar. Als Schatzmeister hatte sich vor 40 Jahren die energische Irmela Minor einen jungen Mitarbeiter aus dem Rathaus geangelt mit den Worten: „Herr Lingnau, da sind sie genau der Richtige.“ Und von 1984 bis zu seiner Pensionierung kurz vor Corona hatte Lingnau dieses wichtige Amt inne.
Täglich seien die Aktiven in der Bücherei anzutreffen, so Geißler-Burschil. Allen voran die gute Seele der Einsatztruppe, Edith Schäfer. Die Bücherei sei „ihr zweites Zuhause, und das seit bald 30 Jahren“. Sie kümmern sich um die Buchspenden, sichten, sortieren und leisten dabei Schwerstarbeit, denn Bücher sind schwer. Auch Staub und Dreck bekommen sie bei ihrer Arbeit so manches Mal gratis geliefert. Durch ihren Einsatz haben die Vereinsmitglieder in den 40 Jahren durch die regelmäßig stattfindenden Bücher-Flohmärkte mit dem Verkauf von gespendeten Büchern, Spielen, CDs und Puzzeln ordentlich Geld gescheffelt. Im Laufe der Jahre dürfte die Summe bei fast einer halben Millionen Euro liegen. Die Erlöse landen zu 100 Prozent bei der Stadtbücherei. Finanziert wurden und werden Mobiliar, Regale, Bücherwagen, der beliebte Kaffee-Automat und der gerade erst der neu angeschaffte „Snack-Automat“ mit Knabbereien und Kaltgetränken. Dazu viele Leseförderprojekte, Veranstaltungen oder das Abo für Spiegel-Bestseller-Liste in den Kategorien „Roman und Sachbuch“. Als neueste Errungenschaft wurde aktuell der Jugendbereich gerade mit Gaming-Elementen aufgepeppt und ein hochmoderner „Game-Room“ eingerichtet. Mit den Einnahmen durch die Flohmärkte arbeitet der Verein praktisch die Wunschliste der Büchereileitung ab. Der Büchereiausweis kostet 15 Euro im Jahr, für Kinder ist er kostenlos.