Nach dem Gottesdienst um Mitternacht zum Osterjubel

Einmalige Atmosphäre: Die St.-Ursula-Kirche wird in der Osternacht lediglich erhellt durch die Kerzen der zahlreichen Gottesdienstbesucher. Foto: Semeras

Oberursel (ow). Es ist kurz vor Mitternacht. Doch im Pfarrer Hartmann-Haus beginnt jetzt erst die Feier. Nach dem Gottesdienst in der Osternacht haben sich rund 80 Personen im Pfarrheim St. Ursula eingefunden, um gemeinsam den Osterjubel zu begehen.

„Ich bin superzufrieden“, meint Helferin Elfriede Friedrich. „Wir haben etwas Bammel gehabt, dass nicht so viele mitgehen.“ Grund hierfür sind sowohl die Entfernung zwischen der St.-Ursula-Kirche und dem Pfarrheim als auch die fortgeschrittene Uhrzeit. Der Gottesdienst hatte tatsächlich über zweieinviertel Stunden gedauert. Aber die Sorge war offensichtlich unbegründet. „Es sind auch viele Ältere hier, die gesagt haben, weil Jubiläum ist, sind wir hingegangen.“ Denn den Osterjubel gibt es seit nunmehr 40 Jahren. Begründet in St. Ursula, wird er seit der Entstehung vom Pastoralen Raum Oberursel/Steinbach − ebenso wie der Gottesdienst − in Liebfrauen gefeiert. Durch die Sanierung der Kirche musste alles umdisponiert werden. Hinsichtlich des Osterjubels hat das gut funktioniert. Friedrich: „Es hat so toll geklappt hier. Die Vorbereitungen liefen Hand in Hand. Wir waren rasch fertig.“

An den mit Blumen dekorierten Tischen sitzen die Gäste gemütlich beisammen. Bevor jedoch Essen und Trinken verzehrt werden, segnet Diakon Bernd Kreuter die Gaben. Dabei erwähnt er nur das Osterbrot und die gefärbten Eier. „Und den Wein“, ertönt eine Stimme. „Und den Wein“, fügt Kreuter leicht lächelnd hinzu. An diesem Abend geht es humorvoll zu. Unter anderem macht ein kleiner lokaler Schmunzler die Runde: „Weißt Du, warum wir am Donnerstag so einen tollen Vollmond hatten? Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom. Es war eine neue dabei, damit die den Weg findet.“ Gemeint ist die neue Glocke Maria Frieden, die seit 2018 im Turm der St. Ursula hängt.

Es wird viel erzählt. Eine Anekdote handelt von den Anfängen des Osterjubels. Aber vor allem aktuelle Themen werden besprochen. Ein reger Austausch findet über den vorangegangenen Gottesdienst statt, der einiges an Gesprächsstoff geliefert hat, und das nicht nur hinsichtlich der Dauer. „Seit 30 Jahren feiern wir immer die Osternacht und den Osterjubel in St. Ursula beziehungsweise in Liebfrauen“, erzählt Christine Zeller. Sie und ihre Familie stammen ursprünglich aus Oberursel, leben seit einiger Zeit in Süddeutschland und reisen jedes Jahr an Ostern in ihre Heimat. „Die Predigt war wie immer super. Von der Mischung her. Sie war freudebringend. Pfarrer Xavier ist so authentisch.“ Ihre Tochter Miriam nickt zustimmend. Zeller fährt fort: „Musikalisch wurde die Freude aber durch den Chor und die Geige runtergefahren. Dabei freute ich mich auf die Osterfeier und die Posaunen, die hauen rein.“ Auch dabei sind sich Mutter und Tochter einig. „Ich kam mir dämlich vor, beim Chor mitzusingen. Das ist doch nicht Ostern. Als das Licht in der Kirche anging, da hätten die Posaunen kommen müssen.“ Miriam blickt kurz zur Seite. „Da geht einer ans Kla-vier. Jetzt gibt’s Stimmung hier. Nun kann ich wenigstens mitsingen“, freut sie sich.

Die musikalische Gestaltung, wie sie früher Brauch war, ist eine Überraschung für die Gäste. Es war üblich, beim Osterjubel bekannte geistliche Lieder zu singen. So auch an diesem Abend. Doch nach einigen Liedern ist bereits Schluss. Es ist schon spät und die ersten haben sich bereits auf den Heimweg gemacht.

Andreas Nebel, Vorsitzender vom Ortsausschuss und „Neuling“ beim Osterjubel, resümiert: „Ich fand’s supertoll. Es ist toll, die Leute in gelöster Stimmung zu sehen und dass nach dem Gottesdienst noch so viele mitgekommen sind. So locker habe ich es mir nicht vorgestellt.“ Locker geht es dem Ende des Abends entgegen. Während eine kleine Gruppe noch am Schwätzen ist, räumt der Großteil bereits auf. Schließlich ist es schon spät in der Nacht. Oder sehr früh am Morgen.

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