Grünanlagen sind fit für den Sommer

Stefanie Pfaff und Jonathan Schellhas pflanzen im oberen Teil der Adenauerallee eine Weigela „Bristol Ruby“. Foto: ach

Von Beppo Bachfischer

Oberursel. Frühling. Zeit des Neubeginns. Mief und Dreck des Winters werden beseitigt, es weht ein frischer Wind. Nicht nur beim Frühjahrsputz im Haus, auch draußen, wenn der heimische Garten gesäubert und auf die farbenfrohe Freiluftsaison vorbereitet wird. Oder die ganze Stadt mit ihren Parkanlagen, die es auf eine Gesamtfläche von 250 000 Quadratmeter bringen und von den Mitarbeitern des BSO fit gemacht werden, damit die Menschen dort in der warmen Jahreszeit Erholung und Entspannung finden.

Eine Mammutaufgabe, denn unzählige Sträucher und etwa 11 000 Bäume wachsen dort, die gepflegt sein wollen, aber auch beschnitten oder gefällt werden, wenn sie abgestorben sind oder von ihnen nach Ansicht von Baum- experten eine Gefahr ausgeht. Das komplette Team des Fachbereichs Grün – mit der reinen Grünpflege sind 17 Personen beschäftigt – ist mit den entsprechenden Baustellenfahrzeugen im Einsatz. Sollten Spezialmaschinen benötigt werden, werden diese angefordert. Die Stadt lässt sich die Grünpflege laut Planbudget in in diesem Jahr 328 700 Euro für öffentlich Grünflächen kosten, dazu wird ein Budget in ähnlicher Höhe für das Straßenbegleitgrün pro Jahr bereitgehalten.

„Die Bäume im Stadtgebiet von Oberursel werden durch externe Baumsachverständige kontrolliert und geprüft. Sollte bei einer solchen Kontrolle ein Schadsymptom festgestellt werden, wird je nach Ausmaß eine weiterführende Untersuchung durchgeführt, so wird etwa mittels einer Bohrwiderstandsmessung die Restholzwandstärke gemessen“, erklärt BSO-Betriebsleiter Michael Maag. „Sollte sich dabei herausstellen, dass die Verkehrssicherheit gefährdet ist, kommt es gelegentlich zur Fällung.“ Die Datengrundlage des BSO beruhe auf dem seit Jahren vorhandenen Baumkontrollkataster. Dessen Datenbestand werde mit jeder Kontrollhandlung der externen Sachverständigen fortgeschrieben. Bei Sträuchern und Stauden werden nach einer Kontrolle der Triebe auf Trockenheit nur die entfernt, die abgestorben sind.

Diese Arbeiten werden aus naheliegenden Gründen außerhalb der Vegetationsperiode vom Herbst bis ins frühe Frühjahr erledigt, wenn die Bäume nicht „im Saft stehen“ und sichergestellt ist, dass Nester von Baumbrütern nicht zerstört werden. Darüber hinaus stehen gerade nach dem Winter aber auch Pflegearbeiten wie kürzlich erst der Schnitt der Platanen etwa auf dem Rathausplatz an. Oder Pflege- und Reinigungsarbeiten in und auf den Grünflächen sowie beim „Straßenbegleitgrün“, wie es in Amtsdeutsch bezeichnet wird. Eindrucksvoll waren die gigantischen Ast- und Laubhaufen, die auf dem Schotterweg entlang der U-Bahn in der Nassauer Straße in Richtung Brennersmühle zur Abholung bereitlagen. „Jede Fläche weist unterschiedliche Komplexitätsfaktoren in der Bearbeitung auf“. erklärt Jakob Schäfer, verantwortlich für Grünpflege beim BSO. So sei beispielsweise die Grünpflege beim Straßenbegleitgrün sehr aufwendig, da die Flächen einerseits hauptsächlich in Handarbeit durchgeführt werden müssten und anderseits die Verkehrssicherung und Baustellenabsicherung bei fließendem Verkehrs zu leisten sei.

Auch Pflanzarbeiten und Pflegearbeiten an den Bachläufen standen an. Der BSO ist zuständig für den Urselbach, Dornbach, Altbach und Kalbach. In diesem Jahr mussten insbesondere Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten am Bachpfädchen am Urselbach und Mühlgraben in Höhe der Marxstraße aufgrund von Schäden, die durch das Hochwasser Ende Januar aufgetreten sind, erledigt werden.  

Des weiteren erfolgten Neupflanzungen in der oft als „Visitenkarte der Stadt“ bezeichneten Adenauerallee. Bei einigen Beeten wurde bereits im vorigen Jahr von einem Wechselflor auf  eine Dauerbepflanzung umgestellt. „Dies geschieht unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten am Bärenbrunnen und am Rathauseingang“, so Maag. Bei den Neu- und Nachpflanzungen hat der BSO 2018/2019 einen Handlungskatalog erstellt. „Vor jeder Pflanzung wird der Standort in Anlehnung an die Fachregelwerke der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) und an die DIN-Normen für Garten- und Landschaftsbau auf unterschiedliche Kriterien überprüft“, erläutert der BSO-Betriebsleiter.

Bei den gewählten Baumarten werde auf Sorten gesetzt, die sich am besten mit den klimatischen Veränderung zurechtfinden. Dies sei jedoch keine Garantie dafür, dass es nicht trotzdem zu Ausfällen kommt. In der Regel würden die Bäume mit einem Stammumfang von 20 bis 25 Zentimeter bestellt. Falls nötig, werde die Baumgrube mit FLL-konformem Baumsubstrat aufgefüllt. Zur Minderung von Schäden und Stammrissen durch den Frost-Tau-Wechsel werden die Jungbäume mit einem Kalk-Weißanstrich versehen. Neuerdings würden alle neugepflanzten Bäume mit einem Bewässerungssack ausgestattet. Die bisherige zweijährige Bewässerung, werde auf fünf Jahre verlängert. „Anschließend muss der Baum in der Lage sein, sich selbst mit Wasser zu versorgen“, klärt Maag auf.

Abgesehen von eigenen Projekten sucht der BSO bei der Anlage von Blühstreifen die Zusammenarbeit mit Vereinen und anderen Partnern wie dem Landwirtschaftlichen Förderverein Oberursel (LFO), mit dem bereits seit einigen Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit besteht sowohl bei der maschinellen Bearbeitung als auch bei der Beschaffung des geeigneten Saatguts. In dieser Kooperation wurden unter anderem die Bahnhofswiese am Platz des 17. Juni, Bereiche am Mariannenbrunnen und die Gehrhardt-Hauptmann-Anlage dazu genutzt, um Blühstreifen zu etablieren.

Darüber hinaus beschäftigt sich der BSO mit der Thematik „Naturnahes öffentliches Grün“. In diesem Sommer wird laut Maag mit Begleitung eines externen Fachbüros diese Thematik als Schwerpunkt gesetzt. Die Biodiversitätskrise werde behandelt, und die städtischen Mitarbeiter würden im Umgang mit solchen Flächen geschult. Dazu zähle auch die Bearbeitung dieser Flächen im Hinblick etwa auf Bodenvorbereitung, Ansaat und Pflege. „Grundsätzlich pflanzt der BSO keinen Frühjahrswechselflor mehr“, so Schäfer. Ein solcher, etwa in Gestalt von Stiefmütterchen, sei nur temporär zu sehen. Stattdessen würden sukzessive alle in Frage kommenden Flächen auf eine Dauerbepflanzung umgestaltet. Allein in der Adenauerallee lägen die Kosten nur für die Pflanzen bei 2000 Euro.

Auf den Grünanlagen im gesamten Stadtgebiet sei es das Ziel, verdichtete Böden aufzulockern. Mit einem Bodeninjektionsgerät werde durch Druck der Boden „gelockert“. Anschließend werde mit geeignetem Material mit einer Korngröße von einem bis vier Millimeter und verschiedenen Bodenhilfsstoffen der entstandene Hohlraum gefüllt. Das dadurch entstandene größere Porenvolumen liefere ein besseres Luft-Wasserverhältnis für die Bäume. Ein zusätzlicher willkommener Nebeneffekt sei die Reduzierung der Staunässe. Oberflächenwasser könne wieder besser ablaufen und versickern. „Bei dieser Methode handelt es sich um eine langfristige Maßnahme mit Wirkung“, erklärt der BSO-Leiter. „Es treten weniger Schäden durch Pilze, Schadorganismen und andere Schädlinge auf. Außerdem wird die Aktivierung des Bodenlebens gefördert.“ Durch die Kapillarwirkung könne Wasser wieder aufsteigen und werde für die Pflanzen verfügbar.

Bewässerungssäcke werden erst bei absehbarer Trockenheit aufgestellt. Aktuell würde das Aufstellen das Pilzwachstum am Stamm begünstigen, da durch die Schattierung, die Feuchtigkeit und die Niederschläge kein Abtrocken des Bereichs sattfinde. Diese Form der Bewässerung ist laut Schäfer im Bereich der Adenauerallee mit ihrer historischen, und stadtbildprägenden Bedeutung nur eine temporäre Lösung. Deshalb hatte der BSO für das Haushaltsjahr 2021 finanzielle Mittel angemeldet, um eine stationäre Bewässerungsanlage einbauen lassen zu können. Nachdem der Haushalt 2021 nun genehmigt ist, stehen die Vergabestelle und der Fachbereich Grün im Kontakt, um ein Leistungsverzeichnis zu erstellen, um den Bau der Bewässerungsanlage – ausschließlich für die Bäume – ausschreiben zu können.

Die beiden Naturdenkmäler in der Adenauerallee – Friedenseiche und Atlas-Zeder – erfahren eine Sonderbehandlung, da die Naturdenkmäler im Hochtaunuskreis durch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) betreut werden. Die Ausführung der Arbeiten an Naturdenkmälern erfolgt ausschließlich über die UNB.

Ein Team des BSO kümmert sich um den Schnitt der Platanen am Rathausplatz: Lothar Rauch und Pierre Dieudegard im Korb, unten Karsten Belunke und Stefan Hercher (v. l.). Foto: ach

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