Mit Grundschulkindern 23 Jahre auf dem Rad unterwegs

Die Kinder der Klasse 4b der Grundschule am Eichwäldchen machen mit Bernd Meffert (r.) eine kleine Pause vom Verkehrsunterricht. Foto: gt

Oberursel (gt). Wer in den vergangenen 23 Jahren eine Fahrradausbildung in einer Grundschule hatte, wird ihn kennen: Polizeioberkommissar Bernd Meffert. Zusammen mit seinen Kollegen von der Jugendverkehrsschule Oberursel ist er am Verkehrsübungsplatz in Stierstadt zu finden oder an den Grundschulen in Oberursel, Steinbach, Kronberg und Königstein, sofern sie über einen eigenen Übungsplatz verfügen. Nun geht eine Ära in wenigen Wochen zu Ende, denn am Ende des Schuljahrs geht er in Pension.

Für Bernd Meffert fing seine Polizeilaufbahn ganz normal an. Nach der Ausbildung wurde er im Bereitschaftsdienst eingesetzt, danach im Streifendienst, bis er zur Ermittlungsgruppe in Bad Homburg kam. Im Jahr 2000 erhielt er das Angebot, zur Jugendverkehrsschule zu wechseln und ist seitdem täglich mit den Kindern auf dem Fahrrad unterwegs. Jedes Jahr bildet er 700 bis 800 Kinder aus und bringt ihnen das sichere Fahren mit dem Fahrrad im Straßenverkehr bei. Er gehört jedoch nicht, wie er gerne betont, zur Verkehrspolizei.

Am Verkehrsübungsplatz, der durch die Baustelle der IGS derzeit etwas kleiner als sonst ist, gibt es einen Klassenraum im Container für Theorieunterricht. Nach zwei Wochen auf dem Übungsplatz geht es in der dritten und vierten Woche in kleinen Gruppen auf die Straße, begleitet von einem Polizisten und einem Elternteil. Dabei, so Meffert, seien die Erfahrungen mit den anderen Verkehrsteilnehmern unterschiedlich. Während manche Autofahrer der Gruppe Vorfahrt schenken, nehmen andere sie ihr trotz polizeilicher Begleitungweg. Einige fahren zu schnell im verkehrsberuhigten Bereich oder halten zu wenig Abstand beim Überholen, was letztendlich eine Gefährdung der Kinder darstellt.

Auch wenn er privat unterwegs ist, sieht Meffert oft, dass Radfahrer zu knapp überholt werden. „Manche Verkehrsteilnehmer sehen Fahrradfahrer als lästiges Hindernis“, beklagt er. Aber er weiß auch, dass es unter den Radfahrern schwarze Schafe gibt, die über rote Ampeln oder ohne Beleuchtung fahren. Deshalb versucht er, schon mit den Kindern im Grundschulalter dagegen zu wirken: „Wenn wir als Radfahrer im Straßenverkehr ernst genommen werden wollen, müssen wir uns auch an die Regeln halten.“ Das bringt er seinen Schützlingen bei.

Und noch mehr: Meffert möchte mit der Fahrradausbildung nicht nur die Verkehrsregeln vermitteln. Die Kinder sollen dadurch auch ein neutrales Verhältnis zur Polizei aufbauen und lernen, dass Polizeibeamte immer für sie als Helfer da sind.

Elternabende in den Schulen gehören auch zur Arbeit der Jugendverkehrsschule, und wenn Schulferien sind, dann haben die Polizisten andere Aufgaben. Sie werden bei Verkehrskontrollen oder bei großen Festen eingesetzt. „Da kommt es auch schon mal vor, dass man auf den Festen oder bei den Kontrollen von den Kindern, die man ausgebildet hat, erkannt wird“, räumt Meffert ein.

Die Nachfolge ist geregelt

Seine Nachfolger stehen bereit. Polizeioberkommissarin Rebecca Glimmberger und Wachpolizist Benjamin Bahmer haben beide die notwendige pädagogische Ausbildung und den Grundlehrgang in Wiesbaden besucht, alles andere, was man für die Arbeit mit den Schulen benötigt, haben sie von ihrem Kollegen Meffert in Oberursel gelernt und führen seine Arbeit nun fort.

Der zukünftige Pensionär hat gar nicht so viele Pläne für seinen Ruhestand. Er ist jetzt schon in seiner Freizeit sehr aktiv, etwa seit zehn Jahren beim Tanzkurs des TV Bommersheim. Bernd Meffert freut sich einfach, in Zukunft mehr Zeit dafür zu haben.



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