Ein Haus der Künste, Kulturen, Religionen

Sie sind die Macher des „Kommunikationszentrums Altstadt“ im Haus Alberti (v. l.): Udo Keidel-George (KSfO), Reinhard Dunger (Windrose), Pfarrer Andreas Unfried (St. Ursula), Heinrich Alberti und Bürgermeister Hans-Georg Brum. Foto: bmi

Von Bettina Müller-Ifland

Oberursel. Mit dem „Kommunikationszentrum Altstadt“ wird Oberursel einen zentralen Ort der Begegnung bekommen, der die Integration von Menschen unterschiedlichster Herkunft, Bildung und gesellschaftlicher Schichten fördert. Neben der Stadt gehören der Internationale Verein Windrose, die katholische Kirchengemeinde St. Ursula sowie der Kultur- und Sportförderverein Oberursel (KSfO) dem Trägerverein an.

Das Traditionsunternehmen Alberti ist aus der Innenstadt in die Peripherie gezogen, das Gebäude in der Strackgasse 6 steht seit einigen Monaten leer. Die Pläne, wie dieser Ort mit neuem Leben gefüllt wird, stellte jetzt Bürgermeister Hans-Georg Brum gemeinsam mit den drei weiteren Mitgliedern des Trägervereins im Pressegespräch am vergangenen Freitag im Rathaus vor. Brum konstatiert, dies sei für Oberursel ein „sehr wichtiges und in jeder Hinsicht interessantes Projekt, um die gesellschaftliche Kommunikation und Integration durch soziale und kulturelle Angebote zu fördern.“

Jeder der vier Träger bringt dabei seine spezifischen Ressourcen ein, sodass ein breit gefächertes Angebot entstehen wird. Der Internationale Verein Windrose wird mit dem „Kulturcafé Windrose“ einen offenen Treffpunkt unter der Woche sowie am Wochenende anbieten. Hier sind vielfältige Möglichkeiten angedacht, etwa kulinarische Themenwochen, die mit Vorträgen und Musik ergänzt werden. Des Weiteren bietet der Verein, der bereits mehrfach für seine herausragende Integrationsarbeit ausgezeichnet wurde, zahlreiche Projekte an – von Schulprojekten, Hausaufgabenhilfe und Familienunterstützung bis hin zu Deutschkursen und Freizeitangeboten. Seit vielen Jahren schon besteht eine gute Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde St. Ursula.

Der langjährige Vorsitzende der Windrose, Reinhard Dunger, betont, dass sich die Windrose von Pfarrer Andreas Unfried „mit offenen Armen“ angenommen fühle. Obwohl sich der Schwerpunkt ihrer Arbeit von den katholischen Gastarbeitern aus Italien und Spanien in der 70er-Jahren zu den heute meist islamisch geprägten Flüchtlingen und Migranten verlagert hat. Für den Pfarrer der katholischen Gemeinde ist das geplante Kommunikationszentrum ein wichtiger Baustein, um „offen miteinander Glauben zu leben“. Er ist optimistisch, durch die zentrale Lage mehr als bisher in den spontanen Dialog mit der Stadtbevölkerung treten zu können.

Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten

Auch KSfO-Geschäftsführer Udo Keidel-George vermerkt positiv: „Mit dem Kommunikationszentrum Altstadt bekommt der KSfO nun ein identifizierbares Zentrum.“ Über 80 Kulturveranstaltungen von der Lesung bis zum Konzert fördert der Verein jährlich und trägt so zu einem lebendigen Kulturleben in Oberursel bei.

Dass das neue Zentrum so vielfältig nutzbar sein wird, ist seiner zentralen Lage, aber besonders auch seiner Größe zu verdanken. Erfahren in der Sanierung und Modernisierung von Altstadtgebäuden, lässt der Plan des hinzugezogenen Oberurseler Architekt Robin Weber vielfältige Nutzungsmöglichkeiten entstehen. Die Gesamtfläche von 280 Quadratmetern kann flexibel unterteilt werden, sodass neben einem Gastraum mit Küche zwei weitere Räume mit etwa 70 und 40 Quadratmetern abgetrennt werden können. Für größere Veranstaltung kann jedoch auch der gesamte Raum ohne Unterteilung genutzt werden.

In Kombination mit dem geplanten barrierefreien Zugang bietet dies auch den gewünschten großen Versammlungsraum beispielsweise für den städtischen Seniorentreff. Im benachbarten „Alten Hospital“ wäre dieser nur mit einem erheblichem finanziellem Aufwand von über zwei Millionen Euro zu realisieren gewesen, kompliziert durch Brandschutzauflagen und Versammlungsstätten-Richtlinie, die im umgebauten Haus Alberti leicht eingehalten und erfüllt werden können.

Der Bürgermeister zeigt sich zufrieden, dass die Stadt Oberursel sehr von dem Zusammenschluss der Träger für das Projekt „Kulturzentrum Altstadt“ sowohl in finanzieller wie auch räumlicher Hinsicht profitiert. Aber auch die übrigen Träger würdigen neben den finanziellen viele weitere Vorteile: Das bisher vom Verein Windrose genutzte Gebäude ist derart marode, dass es dringend saniert werden müsste, und liegt nicht ganz so ideal wie das neue Zentrum. Die katholische Gemeinde St. Ursula kann nun den schon länger geplanten Ausbau von Kita- und Hortbereich im Pfarrer-Hartmann-Haus in Angriff nehmen, der ohne eine Verlagerung der restlichen Gemeindeaktivitäten an einen anderen Ort aus Platzmangel bisher nicht möglich war. Und der KSfO erhält durch den großen Saal die Möglichkeit, kostengünstig und zentral Veranstaltungen durchzuführen. Außerdem entfällt die mitunter schwierige Suche nach geeigneten Räumlichkeiten ebenso wie die oft hohen Saalmieten.

Somit wird in unmittelbarer Nähe von Rathaus und Stadthalle ein attraktives Ensemble entstehen, das die Vorstadt mit der Altstadt verbindet. Zu diesem Ensemble aus „Kommunikationszentrum Altstadt“ und „Altem Hospital“ gehört auch die historische Hospitalkirche und der angrenzende Hospitalplatz. Hier bietet sich rund um das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus in zentraler und zugleich geschützter Lage Raum für ein Sommercafé als Außenbereich des „Kulturcafés Windrose“.

Heinrich Alberti schließlich als Besitzer des denkmalgeschützten Gebäudes verantwortet den Umbau. Im Erdgeschoss wird neben dem Raum für das „Kommunikationszentrum Altstadt“ ein kleinerer Teil der ehemaligen Ladenfläche umgebaut zu einem Fair-Trade-Laden des „Eine-Welt-Vereins“, was für zusätzliche Synergien sorgt. In der oberen Etage entstehen Eigentumswohnungen, und nebenan werden neben den Parkplätzen noch gut 20 Fahrradstellplätze geschaffen.

Eröffnung im Herbst 2021

Um gemeinsam dieses Projekt stemmen zu können, wurde ein Trägerverein gegründet mit der Stadt Oberursel, der katholischen Gemeinde St. Ursula, dem Internationalen Verein Windrose und dem KSfO als institutionelle Träger. Sie verpflichten sich, mit einem jährlichen Zuschuss den Trägerverein zu unterstützen, sodass Miete und Nebenkosten gedeckt sind. Mitglied im Trägerverein kann jedoch jeder werden, der Integration und Kultur fördern will, private ebenso wie juristische Personen. Also auch Stiftungen, Firmen oder öffentliche Einrichtungen, die das Projekt durch Mittelzuwendungen unterstützen möchten.

Bürgermeister Hans-Georg Brum rechnet, vorbehaltlich der noch erforderlichen Zustimmung von Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss sowie der Stadtverordneten, mit der Eröffnung im dritten oder vierten Quartal nächsten Jahres. Er wünscht sich, dass das Kommunikationszentrum ein „zentraler Treffpunkt, wo man auch einfach mal reingehen kann“, wird, der das gute und offene Miteinander aller Oberurseler Einwohner weiter festigt.



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