Hilft Musikunterricht in Krisenzeiten?

Oberursel (ow). Die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Adler besuchte die Musikschule Oberursel und machte sich ein Bild davon, wie die Bildungseinrichtung im Herzen der Altstadt mit ihren Schülern und Lehrkräften durch die Zeiten der Coronapandemie gekommen ist. Von Klavier bis Violine, von der Kükenmusik bis zum Erwachsenen-Chor bietet die Musikschule Oberursel Unterricht an. „Gerade in der Corona-Krise war der Musikunterricht für viele Kinder und Jugendliche ein wichtiger Halt, da die sozialen Kontakte fehlten“, berichtete Holger Pusinelli, der die Musikschule Oberursel seit 2003 leitet. „Die Schüler freuten sich, dass wir mit unserem Musikunterricht eine Konstante und Struktur im Tagesablauf in den Zeiten des Homeschoolings schufen.“ Pusinelli selbst unterrichtet Violine und leitet zahlreiche Kinderchöre an Oberurseler Grundschulen.

Die Lehrer der Musikschule wurden sehr schnell in den Lockdown-Zeiten aktiv und begannen mit Unterricht online und per Video – schließlich musste das Unterrichtsangebot weitergeführt werden, um die Gebühreneinnahmen und damit die Honorare der Lehrer zu sichern. Sogar Chor-Aktivitäten wurden in digitalem Unterricht angeboten. Dank ihrer Kreativität verzeichnete die Musikschule kaum Abmeldungen. „Während der Homeschooling-Zeit fand ja vieles nicht statt, die Kinder waren viel zu Hause, da wurde der Musikunterricht dankbar angenommen“, stellte Pusinelli fest. Adler stellte fest, dass sich die Isolierung auf keinen Fall wiederholen dürfe. „In der Zeit des Online-Unterrichts setzten bei vielen Schülern allerdings auch positive Entwicklungen ein“, antwortete der Musikpädagoge, „denn wir sahen, wie die Schüler in dieser schweren Zeit Eigeninitiative entwickelten und viel übten.“ Im Einzelunterricht sei es sogar zu Neuanmeldungen gekommen, um etwas Neues in der Krise zu lernen. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“, sprach Pusinelli für seine Lehrer, die mit ihm gemeinsam die Musikschule am Laufen hielten und halten.

25 Prozent der Schüler werden im Hauptgebäude der Musikschule am Hollerberg unterrichtet, sonst in Schulen oder anderen Räumen, informierte Christian Sobotta, Vorsitzender des Trägervereins. Unter dem Dach der Musikschule sind elementare Musikpädagogik, Gesangs- und Instrumentalausbildung sowie Unterricht im kleinen Ensemble und großen Orchester vereint. Über 80 Musikpädagogen sind derzeit beschäftigt. Außerdem ist die Musikschule mit Kindertagesstätten sowie Grund- und weiterführenden Schulen vernetzt und übernimmt einen öffentlichen Bildungsauftrag. Trotzdem finanziert sich die Schule zu 85 Prozent über Gebühren, nur 15 Prozent kommen vom Land Hessen, vom Hochtaunuskreis und der Stadt Oberursel.

Diese Finanzierungslage ist auch nach der Pandemie nicht leicht für die Musikschule, da sie ihre Lehrkräfte nur auf Honorarbasis beschäftigen kann. Das macht es manchmal schwierig, neues Personal zu finden. Um die Existenz der 80 Lehrkräfte zu sichern und den über 2000 Kindern und Jugendlichen auch weiterhin eine musikalische Ausbildung zukommen zu lassen, will sich Katja Adler, Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, beim Bund und Kreis für die Anliegen der Musikschule einsetzen, „denn ohne Musik werden wir ertrinken“, zitierte sie die Schriftstellerin Brittainy Cherry.



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