In der Hölle erstrahlen die Kissen in leuchtendem Gold

Vincent Voigt (auf der Leiter) und Peter Steffan fixieren an der Kulisse vom Olymp die Säulen mit der Spraydose. Foto: bg

Oberursel (ow). Orpheus in der Unterwelt – die herrliche Persiflage über den berühmtesten Sänger der klassischen Antike, wird im Oktober in Oberursel aufgeführt. Die Musikschule Oberursel startet wieder ein musikalisches Großprojekt der leichten Muse. Schon der erste Versuch, eine Operette auf die Beine zu stellen, war ein durchschlagender Erfolg. Paul Linckes „Frau Luna“, die Ballonfahrt einiger Berliner auf den Mond und die schmissige „Berliner Luft“, kamen beim Publikum sehr gut an.

Für die Operette von Jacques Offenbach laufen die Gesangsproben schon seit Anfang des Jahres. Das gesamte Ensemble ist sehr engagiert und begeistert bei der Sache. Bei seiner ersten abendfüllenden Operette folgt Offenbach einem gnadenlosen Erfolgsrezept. Er nimmt die alte griechische Sage von Orpheus und Eurydike, stellt alles vom Kopf auf die Füße und wirbelt mit seiner rasanten Musik historische Herrscher und aktuelle Gesellschaftszustände mächtig durcheinander. Da bekommen alle ihr Fett ab und merken es kaum vor lauter Lachen – oder doch?

Das Projekt steht wieder unter der künstlerischen Leitung und Regie von Frank Günter, die Projektleitung liegt in den Händen von Peter Steffan. Der krempelt in gewohnter Manie die Ärmel hoch und stürzt sich in die Arbeit. Erst hat er genaue Zeichnungen erstellt, die jetzt umgesetzt werden. Bauen, schrauben und malen heißt das Arbeitsprogramm, das in ihn und sein Helferteam in Atem hält. Fast täglich und das über Wochen. Das Ferdinand-Balzer-Haus, in dem sich ursprünglich die erste evangelische Kirche von Oberursel befand, wird zur Theater-Werkstatt. Peter Steffan ist hervorragend organisiert. Für Juli und August hat er die Einsatzpläne minutiös geplant. Es gibt viel zu tun.

Die Handlung von „Orpheus in der Unterwelt“ wird in zwei Akten und vier Bildern aufgeführt. Sie beginnt in Theben, wo die Eheleute Orpheus und Eurydike sich gründlich satt haben und Liebschaften pflegen. Oprheus mit einer Nymphe und Eurydike mit Aristeus. Pluto selbst ist in die Rolle eines Schäfers und Imkers geschlüpft. Er will seine Geliebte in den Hades entführen. Das zweite Bild zeigt den Götterberg Olymp, wo die Geschichte durch das Auftauchen der öffentlichen Meinung weiter Fahrt aufnimmt. Die ganze Gesellschaft beschließt einen Ausflug zum Höllenfürst Pluto. Sein Boudoir mit einem großen Sofa, ist im dritten Bild zu sehen. Zu Ehren seiner Gäste veranstaltet Pluto in der Unterwelt ein Höllenfest. Das muss im vierten Bild dekorativ dargestellt werden. Der Cheforganisator hat sich einiges einfallen lassen. Mit vier unterschiedlichen Bühnenbildern will er das Publikum förmlich vom Hocker reißen

Im Ferdinand-Balzer steht ein Bühnenbild im Format drei auf sechs Meter längs an der Wand, in den Farben Blau, Weiß und Silber. Sie stehen für den Olymp. Gerade bearbeitet Vincent Voigt die großen Flächen mit der Spraydose. Er setzt markante, schwarze Linien, so entstehen dorische Säulen. Auf der Rückseite in Erd- und Brauntönen ist schon das erste Bühnenbild, die Landschaft rund um Theben, aufgemalt. Für die großflächige Kulisse hat der Projektleiter erst einmal in seiner Hauswerkstatt Rahmen gebaut und sie dann in den großen Saal des Ferdinand Balzer Hauses transportiert. Mit Helfer Michael Meiners wurden sie anschließend zu voller Größe aufgebaut. Mit Scharnieren versehen, zusammengeschraubt und mit einfachem Nesseltuch bespannt.

Im Saal stehen schon Zypressen, aus Pappe, die sich beim geöffneten Fenster im Saal leicht hin und her bewegen. Auch für sie ist eine Doppelnutzung vorgesehen. „Wir bemalen sie auf der einen Seite grün, und auf der Rückseite rot, da werden sie zu Feuerzungen beim höllischen Fest. Es darf ja alles möglichst nix kosten“, erläutert der ebenso einfallsreiche wie kreative Baumeister. Er selbst wird als Tenor bei der Aufführung des Orpheus in die Rolle des Pluto schlüpfen.

Dazu malt Frauke Gerlach gerade die Hütte des Schäfers Aristeus an. Die gelernte Grafikerin ist hochkonzentriert bei der Sache. Sie hat auch das Plakat und einen pfiffigen Button für den „Orpheus“ entworfen. Ein großes rotes Sofa dominiert das dritte Bild. Es steht im Boudoir, wo sich Eurydike langweilt. Neben Rot setzt Peter Steffan hier auf die Farben Gold für die Kissen und auf schwarze Rahmen. Für das Höllenfest plant er ein kleines Amphitheater und noch weitere Überraschungen. Zahlreiche Ensemblemitglieder helfen immer wieder gerne beim Kulissenbau. Wie Irene Kuhne, die Göttin Diana, Daniela Weiß, die Minvera, Chorsängerin Kersti Rodis und Carsten Haubl, Morpheus, sowie Wolfgang Klemmiess und Thomas Klug. Es gibt noch jede Menge Arbeit. Helfende Hände sind jederzeit willkommen.

Täglich wird vom 21. bis zum 27. August noch im Ferdinand-Balzer gemalt. Meist in den Abendstunden, zwischen 17 und 21 Uhr, am Wochenende sogar von 10 bis 20 Uhr. Ob dann alles fertig ist, wer weiß? Notfalls werden weitere Maltermine angesetzt.

!Beim Großprojekt „Orpheus in der Unterwelt“ sind allein für die Götterwelt 13 Gesangssolisten der Musikschule im Einsatz. Hinzu kommen noch mehrere Chorsolisten und ein großer, vielstimmiger Chor, aus fast 20 Sängern und zwölf Orchestermusiker der Musikschule. Das Ballett für den weltberühmten Cancan kommt aus den Reihen der „Frohsinn“-Tanzgarde. Premiere für diese mitreißende Operette ist am Sonntag, 29. Oktober, um 17 Uhr in der Taunushalle Oberstedten. Weitere Vorstellungen finden statt am Samstag, 4. November, um 19 Uhr und am Sonntag, 5. November, um 17 Uhr. Der Vorverkauf startet nach den Sommerferien.

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