Die Innenstadt soll attraktiver werden

Der Hospitalkirchplatz soll mit mehr seniorengerechten Sitzplätzen und einem neuen Schachbrett aufgewertet werden.Foto: Hahn

Von Björn Hahn

Oberursel. Grüner, einladender und lebendiger: Die Stadt rüstet sich für die Zukunft. Neue Einkaufsmöglichkeiten und Plätze zum Verweilen sollen in der Innenstadt für Einwohner und Gäste entstehen, doch dafür müssen zunächst einmal die alten Gebäude weichen.

Wer aktuell durch die Innenstadt schlendert, stößt auf viele Baustellen und gesperrte Wege. Sowohl in der Vorstadt als auch in der Holzweg-Passage hindern derzeit Baugerüste und Absperrungen das ungestörte Einkaufen. Und dies wird noch eine ganze Weile so weitergehen. Doch die Baumaßnahmen seien notwendig, um die Stadt für die Zukunft „fitter“ zu machen. „Zentren in Städten verändern sich, ebenso die Gesellschaft als Nutzer des Einzelhandels in ihrem Konsumverhalten“, erklärt Bürgermeisterin Antje Runge. Denn auch in Zukunft „wollen wir den Bedürfnissen der jetzigen und zukünftigen Generationen gerecht werden“.

Dieser Veränderungsprozess sei dabei immer ein Zusammenspiel aus städtischer Planung, privaten Investitionen und Bürgerbeteiligung. Deshalb legt die Stadt auch großen Wert auf eine angemessene Kommunikation. Dafür wurde extra die Kampagne „Auf die Zukunft bauen“ ins Leben gerufen. Dadurch soll einerseits Verständnis bei den Bürgern für die notwendigen Maßnahmen aufgebaut andererseits sollen sie mithilfe von Plakaten besser über Umleitungswege informiert werden.

Im Rahmen des landesweiten Förderprogramms „Zukunft Innenstadt“ werden zunächst Plätze umgestaltet und der öffentliche Raum durch mehr grüne Elemente miteinander verbunden.

Zwei zentrale Stellen dafür sind der Hospitalkirchplatz und der Platz in der Schlenkergasse/Ecke Strackgasse. Dort entstehen zwei sogenannte Pocket Parks – und das noch in diesem Jahr. Dies sind kleine grüne Orte in Innenstädten, die zum Entspannen und Innehalten im Schatten von Bäumen und Sträuchern einladen. Im Hof der Hospitalkirche soll so auch das zuletzt verwaiste Schachfeld auf dem Boden wiederbelebt werden. Die großen Figuren sollen bei Anrainern stehen und bei Bedarf ausgeliehen werden können. Zudem seien seniorengerechte Sitzmöglichkeiten und natürlich auch schattenspendende Elemente ganz oben auf der Prioritätenliste. Vor Kurzem wurden schon bunte Tische und Stühle aufgebaut und auf Initiative des Ortsbeirats die Bänke neu gestrichen. Wie genau die Umgestaltung in der Schlenkergasse/Ecke Strackgasse aussieht, ist noch offen. Hierfür trifft sich regelmäßig ein Arbeitskreis, der sich aus verschiedenen Personengruppen zusammensetzt. Klar ist nur, dass auch dort für mehr Aufenthaltsqualität gesorgt werden soll.

Die Umgestaltung des Berlebachplatzes hinter der Stadthalle liegt hingegen erstmal auf Eis. Aktuell wird die Fläche als Baustellenlager genutzt. Doch auch hier wird sich mittelfristig um Fördermittel bemüht, damit eine der in Vergangenheit zahlreich diskutierten Ideen umgesetzt werden kann.

Doch es werden auch größere und langwierigere Projekte von städtischer Seite in Angriff genommen. Bereits im Juli hatte die Stadtverordnetenversammlung eine Umgestaltung des Epinay-Platzes im Zuge des Projekts „Zukunft Innenstadt“ und der damit verbundenen Gelder beschlossen. „Der Platz ist im Sommer zu heiß, aber durch die Tiefgarage und die vielen Veranstaltungen ist eine Umgestaltung schwierig“, sagt Runge.

Geplant ist laut Stadt eine begrünte Pergola vor dem Ladengeschäft Tegut, die an Hitzetagen Schatten spenden wird. Da ein freier Blick aber auch künftig gewährleistet sein soll, werden die Pflanzen nur oben wachsen dürfen. Darunter sollen Sitzelemente einladen, sich zu treffen und zu verweilen. Auch für die Marktwagen sei weiterhin ausreichend Platz. Zwischen dem Holzweg und der Glaspyramide sind mobile Sitzelemente in Kombination mit Pflanzkübeln vorgesehen, die während größerer Veranstaltungen auf dem Platz versetzt werden können. Entlang der Kumeliusstraße werden die vorhandenen Pflanzbeete nachhaltig aufgewertet und zusätzliche Sitzmöbel aufgestellt. Darüber hinaus laufen noch Gespräche, welche Spielgeräte für Familien mit Kindern installiert werden können. Begonnen werden soll mit diesen Arbeiten nach dem Herbsttreiben in rund zwei Wochen. Die Kosten für die Maßnahme belaufen sich auf rund 147 000 Euro und werden mit Fördermitteln finanziert.

Bereits begonnen hat in der vergangenen Woche die Umgestaltung der Brunnenfläche. Dort entfernen die Stadtwerke derzeit die alten Rohrleitungen und Platten. Im Anschluss wird das Becken mit Substrat gefüllt und mit wassersparsamen Staudenpflanzen bepflanzt. Außerdem werden drei autarke Brunnen installiert, „die weiterhin für ein typisches Plättschergeräusch sorgen und die nötige Pflanzenbewässerung liefern“, erklärt Runge. Im letzten Schritt wird noch die Fassade des Technikhauses begrünt. Auch diese Kosten sind über die Fördermittel gedeckt.

Da das gesamte Projekt auch mit Bürgerbeteiligung geplant und entschieden wurde, ist für Freitag, 29. September, um 18 Uhr eine zen- trale Informationsveranstaltung auf dem Epinay-Platz vorgesehen. Dabei werden interessierte Bürger und Anwohner über die Pläne noch ausführlicher informiert.

Aber auch Bauprojekte privater Investoren tragen maßgeblich zu dem innerstädtischen Veränderungsprozess bei. Die Stadt ist in viele Schritte involviert, berät und gibt Empfehlungen, wie beispielsweise zum Thema Außenfassade, aber besitzt logischerweise nicht die letzte Entscheidungskompetenz.

Die wohl größte derzeit sichtbare Veränderung entsteht auf dem Areal des ehemaligen Present-Ladens in der Vorstadt und direkt gegenüber. Während auf der einen Seite eine große Lücke klafft, steht auf der anderen Seite schon ein großer Teil des Rohbaus. Auf dem Areal, wo früher die Stadtschänke war, wird derzeit ein multifunktionales Gebäude mit neun Wohnungen und zwei gewerblichen Einheiten (ein Laden und ein Büro) entstehen. Die Bauzeit für das private Vorhaben wird auf 20 Monate geschätzt.

Genau gegenüber, durchaus schon besser erkennbar, entwickelt sich ein Wohn- und ein Geschäftshaus. Neben neun Eigentumswohnungen werden zwei Ladengeschäfte in Richtung Vorstadt entstehen sowie ein Café zur Rückseite in Richtung Stadthalle, damit auch dieser Bereich, der insbesondere als Verbindungsweg zwischen Parkhaus und Geschäftsstraße stark genutzt wird, einladender gestaltet wird. „Uns war wichtig, dass im Erdgeschoss immer auch Geschäfte Platz finden“, erklärt Runge das Konzept. Eine Fertigstellung ist jeweils für Spätsommer 2024 angedacht.

Doch auch in ferner Zukunft sind gemeinschaftliche Projekte geplant. So sollen das ehemalige Gebäude der Commerzbank (Holzweg 8) und die Holzweg-Passage 3 bis 9 abgerissen werden. An dieser Stelle entstehen zwei Neubauten mit insgesamt 36 Wohn- sowie vier bis sechs Gewerbeeinheiten. Die bereits bestehende Tiefgarageneinfahrt soll in den Gebäudekomplex integriert werden. Dadurch kann im letzten Schritt auch der Chopin-Platz größer und sichtbarer gestaltet werden – vielleicht auch als Pocket Park. Der Baubeginn ist jedoch erst für das vierte Quartal im nächsten Jahr anvisiert. Die derzeitige Sperrung der Holzweg-Passage steht indes in keiner Verbindung zu diesem Bauvorhaben. Dort müssen sich Besucher noch auf eine längere Umleitung einstellen.

Auch der Platz in der Schlenkergasse/Ecke Strackgasse soll einladender gestaltet werden.

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