„Kunst bereichert unser Leben und macht es besser und schöner“

Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger beherrscht die Kunst, die Zuschauer im Kulturcafé zum Lachen zu bringen mit Kunst. Hier das Werk des malenden Schweins Pig(c)asso. Foto: sura

Oberursel (aks). Jakob Schwerdtfeger ist Kunsthistoriker – mit Abschluss – wie er auf Nachfrage aus dem Publikum grinsend bestätigt. „Na, Ihr Knuffis? Habt Ihr Bock?“ Der Kunstcomedian begrüßt gut gelaunt seine Fans zur Weltpremiere seines Programms „Meisterwerk“, das eigentlich erst am 29. September in „der Käs“ Premiere hat.

Das Kulturcafé ist zum „Kleinen Mittwoch“ bis auf den letzten Platz ausgebucht, wen wundert es bei dem Vorsatz, über Kunst einmal herzlich lachen zu dürfen mit dem Autor des Spiegel-Bestsellers „Ich sehe was, das du nicht siehst, und das ist Kunst“ – seine Liebeserklärung an die Kunst. Mit viel Witz und Liebe zum Detail streift Jakob Schwerdtfeger in seinem Buch, und auch an diesem Abend mit seinem Laptop, durch die Geschichte der Kunst, zeigt die Highlights und die Geschichten dahinter. Alles begann mit der Höhlenmalerei vor 50 000 und der Venus von Willendorf vor 30 000 Jahren, die bei Facebook wegen ihrer Rundungen als Pornografie eingestuft und gesperrt wurde. Weiter geht es staccato-mäßig durch die Kunstepochen vom Mittelalter bis zur Romantik und von dort über Impressionismus, Kubismus zum Konstruktivismus. Alle sind danach im Bilde, und es darf erstmal durchgeatmet werden.

Mit Kunst und viel Humor gelingt es ihm an diesem Abend, die Menschen zum Lachen zu bringen. „Kunst hat mit unserem Leben, unserem Alltag so viel zu tun. Kunst kennt unsere tiefsten Gefühle. Kunst kann berühren und einschüchtern“, und „Kunst sagt immer: Ich war hier!“ Gleichgültig, ob bei den Höhlenmalereien oder als Graffito von Banksy an Hauswänden, mit denen er Menschen immer wieder überrascht und amüsiert – sozusagen über Nacht.

Auf dem Bildschirm erscheint ein Bild, das nach abstrakter Kunst aussieht – ein wildes buntes Knäuel von Farben. Die Zuschauer rufen ihre persönliche Interpretation in den Raum: Dschungel, Freiheit, Freude – dabei hat das Bild das berühmte Malerschwein Pig(c)asso gemalt. Alle lachen, doch das Tier verdient Respekt, sein Werk hängt im Museum und wird auf 26 000 Euro geschätzt. In diesem Zusammenhang erwähnt er, dass es auch malende Dreikäsehochs gibt, die dank Instagram Weltruf erlangt haben und ihren Eltern ein schönes Einkommen bescheren. Kinder und Tiere sind im Kunstbetrieb allerdings die Ausnahme, schließlich stelle sich jeder Kunstliebhaber und Sammler die Frage, welche Künstlerpersönlichkeit hinter dem Bild steckt.

„Kunst prägt unser Bild von der Welt“, deshalb sei sie Diktaturen grundsätzlich ein Dorn im Auge, schließlich führe Kunst schnell zu einem Kontrollverlust der herrschenden Klassen: Beispiel: Die „blauen Pferde“ von Franz Marc, ein Meisterwerk des Expressionismus, galten in der Nazi-Dikatur als „entartet“. Man könne ja bei der Betrachtung, so Schwerdtfeger, auf die Idee kommen, „die Welt ganz anders zu sehen und zu denken“… Wie er denn die Bilder im Kulturcafé finde? Tja, der Comedian ist vorsichtig, das sei durchaus Kunst, „die würde ich mir ins Wartezimmer hängen…“, so kriegt er elegant die Kurve. Kunst könne Ruhe vermitteln, die er in seinem Leben oft vermisse. „Kunst ist innehalten“, deshalb sei sein Lieblingsbild die Magd mit Milchkrug von Jan Vermeer…

Jakob Schwerdtfeger hat an diesem Abend nicht nur den allgemeinen künstlerischen Horizont erweitert, sondern auch dafür gesorgt, das Leben von seiner schönen Seite zu betrachten …und nach Herzenslust zu lachen. Recht hat er: „Kunst hat mit unserem Leben zu tun, es bereichert unser Leben und macht es besser, und vor allem schöner!“



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