„Der Mohn holt den Dreck heraus“

Mit Kräutern wie Rosmarin, Lavendel und Salbei bereichert Karin Geis aus Frankfurt den Markt im Hof des Vortaunusmuseums. Doch es ist vor allem das Wissen der Kräuterfrau um die Wirkung von Heilpflanzen, das die Besucher überaus gerne in Anspruch nehmen. Foto: pit

Von Petra Pfeifer

Oberursel. So richtig lauschig wollte das Wetter am Sonntag zwar nicht werden, doch heißer Tee, warme Waffeln und ebenso kurzweilige wie interessante Gespräche zauberten dennoch eine wohlige Atmosphäre auf dem Kräutermarkt im Hof des Vortaunusmuseums.

Eine richtiggehende Freude war es dabei zu erkunden, auf welch unterschiedliche Arten sich die Aussteller dem Thema „Kräuter“ bei der Herstellung ihrer Produkte angenähert hatten. Zum Beispiel die Bewohner des Hauses Altkönig. Auf einem großen Tisch und in daneben aufgereihten Kisten ließen sich jede Menge schöne, handgemachte Dekorationsobjekte ausmachen, die sie im Verlauf der vergangenen Monate hergestellt haben. Da konnten die rund 200 Gäste unter anderem bei Kräuterschildern aus Ton, bemalten Blumentöpfen und Kacheln fündig werden: „Das Schild mit der Aufschrift ‚Unkraut‘ war das erste, das Füße hatte“, lachte Heilpraktikerin und Kunsttherapeutin Andrea Henrich, die zusammen mit ihrer Kollegin Rebecca Augustin den umfangreichen Stand betreute. Gerne verrieten die beiden, wozu der Erlös aus dem Verkauf auf diesem und dem Weihnachtsmarkt verwendet wird: „Als Dankeschön werden damit alle Beteiligten aus dem Haus Altkönig einen Tagesausflug machen.“ Vielleicht werde es mal wieder eine Schifffahrt.

Löwenzahn vom Nachbarn stibitzt

Direkt gegenüber inmitten zahlreicher Blumentöpfe erläuterte Kräuterfrau Karin Geis aus Frankfurt gern allerhand Wissenswertes rund um die eine oder andere Heilpflanze. Allerdings interessierte sich kaum jemand so richtig für die Heil-, Arznei- und Giftpflanze des Jahres 2019, obwohl es da so viel zu erzählen gegeben hätte: „Der Tee aus Johanniskraut ist ein regelrechter Stimmungsaufheller, und wohldosiert ist der Weißdorn bei Herzschwäche eine gute Hilfe.“

An anderer Stelle gab es handgefertigte Seifen auf Basis von Kokosöl oder Schafsmilch. Da ließ sich auch eine Gärtnerseife mit Mohn entdecken: „Der Mohn holt den Dreck heraus“, sagte die Händlerin. Das darin ebenfalls enthaltene Teebaumöl wirke wiederum antibakteriell und pilzabweisend. Gerne empfahl sie auch die Haarseife: „Sie ist bei der ersten Anwendung zunächst ungewöhnlich, weil sie wenig schäumt. Doch die Haare werden voluminöser.“ Zu empfehlen sei jedoch eine Spülung aus Apfelessig und Wasser, bei der drei Esslöffel Essig auf einen Liter Wasser gegeben werden.

Neben Büchern zum Thema, in denen die Besucher stöbern können, hatte Ingeborg Dietsch sowohl Sirup als auch Gelee aus Löwenzahn mitgebracht: „Den habe ich aus Nachbars Garten stibitzt“, lachte sie fröhlich, wurde jedoch gleich ernsthaft, wenn es um die Wirkungsweise der Produkte ging: „Man muss es ausprobieren, doch den meisten Menschen hilft der Sirup bei Husten.“ Auf Anfrage erzählte sie dann aber auch gerne die entzückende Mär darüber, wie der Löwenzahn zu seinem Namen gekommen ist.

Zusammen mit ihrer Nachbarin Ellen Hahn freute sich Ingeborg Dietsch über das angenehme Ambiente auf dem Hof des Vortaunusmuseums: „Das ist hier schön gemütlich.“ Ellen Hahn wiederum hatte sich der Serviettentechnik auf verschiedensten Dekorationsartikeln gewidmet. Kleine Vasen, Tabletts und sogar eine uralte Wärmflasche hatte sie mit floralen Motiven verziert, die viele Blicke auf sich zogen.

Und überall in den Pflanzgefäßen auf dem Hof ließen sich beschilderte Kräuter ausmachen, dazwischen der Hinweis: Kräuter statt Geranien. „Kräuter spielen in der Volkskunde eine große Rolle“, erläuterte Museumsleiterin Renate Messer. Daher kämen sie auch in vielen Märchen und Geschichten vor. Insofern habe das Team des Museums das Thema gar nicht wegen der Heilkunde aufgegriffen, obwohl sie persönlich sich gerne auch damit befasse: „Zum Beispiel ein Peeling aus Badesalz und Stiefmütterchenkraut ist gut für die Haut“, verriet Renate Messer.

Kräuter in der Volkskunde

Mit ihren Kollegen freute sie sich im Anschluss, dass immerhin rund 200 Besucher den Kräutermarkt besucht hatten – und dass sie noch 30 Minuten vor dem Regen alles eingepackt hatten. Der Internationale Museumstag am 19. Mai ist willkommener Anlass, das Thema noch einmal aufzugreifen. Dann wird Renate Messer im Verlauf der Hofführung von 15 bis 16 Uhr einiges über „Kräuter in der Volkskunde“ erzählen.

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