Oberursel (js). Derzeit erfüllt sich im Hammergarten ein Traum. Fast 20 Jahre haben der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Hochtaunus und der DRK-Ortsverein für diesen Traum mit enormer Relevanz für das Gemeinwesen geworben und für ihn in den Grenzen ihrer Möglichkeiten gearbeitet. Denn ein Grundstück für den Bau einer neuen Rettungswache für den hauptamtlichen Regelrettungsdienst und eine Unterkunft für den DRK-Ortsverein Oberursel hatten die lebenswichtigen Institutionen nicht im Portfolio.
Im Hammergarten zwischen Elaya Hotel, städtischer Kita Schatzinsel und dem Gebäudekomplex der früheren Thomas Cook-Zentrale am Zimmersmühlenweg wächst jetzt endlich die neue Zentrale für den professionellen und den eminent wichtigen ehrenamtlichen Rettungsdienst, der allein ungefähr 16 000 unbezahlte Arbeitsstunden im Jahr zur DRK-Arbeit beiträgt. Diese Zahl nannte am Montag der DRK-Ortsvereinsvorsitzende Stefan Ruppert, dem schon am ersten Tag nach seinem Antritt vor 20 Jahren erzählt worden war, wie wichtig das Projekt sei. Dann sollte es unbedingt zum Hessentag 2011 vollendet sein, es wurden 17 Standorte geprüft und wieder verworfen. Mal waren es privatrechtliche, mal natur-, aber auch gewässerschutzrechtliche Gründe, dann einsatztaktische Aspekte, es klemmte hier, es wurden dort von allen möglichen Seiten Steine in den Weg der hoffnungsvollen Planungen geworfen.
Eines war immer klar, die alte DRK-Rettungswache an der Marxstraße hatte keine Zukunft mehr, ihre Tage waren schon damals gezählt. Würde man dort all die Standards erfüllen müssen, die jetzt beim Neubau zum Pflichtprogramm gehören, hätte Oberursel schon lange keine Rettungswache mehr. Im Gebiet Weingärten wurde geprüft, im Gewerbegebiet Süd, am Zollhaus und sogar im Bereich Hohenwald kurz vor Kronberg. Allzu weit konnte der Radius nicht gesteckt werden, denn nach Hessischem Rettungsdienstgesetz müssen Einsatzorte innerhalb von zehn Minuten erreicht werden können. Bis zum Ortsausgang Steinbach in Richtung Eschborn etwa, bis zum Sodener Stock im Süden Kronbergs, bis in den Norden Oberursels.
Die Adresse „Hammergarten 1“, eine stillgelegte Industriebrache, wo einst die Firma Bostik beheimatet war, erfüllte alle Kriterien. Sie war eine von zwei „vertieften Prüfungen“ ausgesetzt, so Bürgermeisterin Antje Runge, das 2000 Quadratmeter große Grundstück wurde von der Stadt an den DRK-Kreisverband verkauft. Dieser Vertrag machte den Weg für eine Folgenutzung (Wohnbau) des alten Areals an der Marxstraße frei.
Mit Runge sei Bewegung in die Planungen gekommen, bedankte sich der DRK-Kreisvorsitzende Jürgen Banzer, mit ihr sei man den entscheidenden Schritt nach vorne gekommen. Im Sommer wurde der Kaufvertrag unterzeichnet, die Baugenehmigung kam im September, im Oktober rollten die Bagger an. Die Vorarbeiten für die Bodenplatte sind erledigt, bezugsfertig soll der Komplex im „zeitigen Frühjahr 2024“ sein, so der für „Bausachen“ im Kreisverband zuständige Axel Bangert.
Am Montag in aller Herrgottsfrühe trafen sich Ruppert und Runge, Banzer und Bangert mit weiteren DRK-Leuten und Tim Großblotekamp vom Büro hsp.architekten aus Bad Homburg an der Baustelle. Eingeladen war zum traditionellen ersten „Spatenstich“, da aber keiner der eingeladenen Gäste einen Spaten mitgebracht hatte, ersparte man sich das alte Ritual und ging schnell zum Tagesgeschäft über. Der erste Baggerstich war ja auch längst getan, der Untergrund wurde schon mit einer ein Meter dicken Schotterschicht ausgekoffert. Kran und Bagger sind aufgefahren. Die ersten Betonspuren für die Bodenplatte sind deutlich zu sehen, überall lagert Baumaterial, die „Schatzinsel“-Kinder bekommen jeden Tag etwas geboten.
Bis Frühjahr 2025 wird mit Baukosten von rund 5,5 Millionen Euro kalkuliert, 3,5 Millionen davon für die Rettungswache, etwa zwei Millionen für die neue Unterkunft des Ortsvereins. Natürlich alles auf Basis aktueller energetischer Standards in Massivbauweise, mit Dachbegrünung und Hochleistungswärmepumpe und Option auf zusätzliche Photovoltaikanlage auf dem Dach, mit Industriefußbodenheizung in der Fahrzeughalle für acht Rettungsfahrzeuge. Im Obergeschoss sind die Sozial- und Sanitärräume vorgesehen, es wird auch sechs Schlafräume geben und das Jugendrotkreuz wird ordentlich untergebracht. Und es wird Räume für die wichtige Wohlfahrts- und Sozialarbeit geben, die das DRK seit vielen Jahren übernimmt.