Oberstedter unternehmen eine Zeitreise im Schlosspark

Sattes Grün und blühende Pracht im Obergarten, wie hier vor der Orangerie, wird durch bestes Wasser aus Oberstedten erreicht. Foto: Eufinger

Hochtaunus (how). Im Rahmen einer Exkursion des Geschichts- und Kulturkreises Oberstedten in den Bad Homburger Schlossgarten erläuterte der Leiter der Schlossgärtnerei Peter Vornholt das geschichtsbewusste Konzept, nach dem Flächen und Bereiche des Schlossgartens nach historischem Vorbild gestaltet werden. Fehlentwicklungen im 20. Jahrhundert würden korrigiert, die große Kunst der Gartenplanung vergangener Jahrhunderte werde auf Grundlage alter Fotos, Zeichnungen und Pläne als Grundlage für Neugestaltung berücksichtigt.

Der Obergarten vor dem Schloss ist mit barocken Hochbeeten gestaltet, die in grünen Rasenflächen eingebettet sind. Nach historischem Vorbild werden auf dem Rasen mehr Büsche und Bäumchen gesetzt, um neue Blickfelder zu schaffen, wie sie auch schon die kaiserliche Familie genoss. Kleine Baum-alleen werden nach historischem Vorbild aus der Kaiserzeit neu gepflanzt. Dazu wurden sogar alte Wurzelreste ausgegraben, um Baumsorten und Abstände zu ermitteln.

Die sattgrünen Flächen provitieren von der alten Oberstedter Schlosswasserleitung, die seit 1625 von den Landgrafen vom gefassten Sangenborn in Oberstedten bis zum Schloss geführt wurde. Schon damals wusste man von der Qualität des Oberstedter „Kalten Wassers“. Die Wasserleitung beginnt in Oberstedten in einer Höhe, die dem Weißen Turm entspricht und kommt im Schloss mit über sechs Bar Druck an. Das Wasser speist heute eine umfangreiche Bewässerungsanlage.

Nach der Kastanienallee, die ein schattiges Dach bildet, ging es in den unteren Bereich der Landschaftsgärten. Dort wird eine völlig andere Struktur verfolgt. Wege sind niemals gerade und sollen nicht gesehen werden. Die Landschaft fesselt den Blick, dazwischen überraschende Lücken, die das Auge nicht zu Gebäuden, sondern zum Taunus führen. „Blickachsen schaffen, staunen und weiter gehen“, sei das Ziel, erläutert Vornholt.

Aber auch im Untergarten stand eine Kastanienallee, die vom alten Wirtschaftszweig bei der Meierei direkt zum Schloss führte. Kleine Kastanien stehen jetzt wieder links und rechts des Wegs. Für diese Bäumchen wurden nur Sämlinge von Bestandsbäumen genommen, um sich keine Pilzkrankheiten aus Baumschulen einzuschleppen. Vornholt zeigt sich sehr zufrieden, dass die Wegeführung nach historischem Vorbild von den Besuchern sehr gut angenommen wird.

Die Teichinsel wurde erst in den 30er-Jahren aus alten Steinen einer ehemaligen Lederfabrik aufgeschichtet. Hier will man demnächst Verbesserungen durchführen. Für die Fischzucht war zeitweise auch das Oberstedter Forellengut zuständig, bis die Kormorane die Fische zu stark reduzierten. Vornholt lenkte den Blick der Gruppe auf die Bäume am anderen Ufer, die früher mit ihrem Charakter Stimmungen vermitteln sollten. Die schlanke Säulenpappel stand für Erhabenheit, die Esche mit ihrem feinen Laub für einen heiteren Charakter. „Die Phantasie“, der am weitesten vom Schloss entfernte Teil, ist geprägt durch das Teehaus, das die Möglichkeit zum Zurückziehen bot und den Gedanken der flanierenden Schlossbewohner und ihren Gästen freien Lauf ließ. Auch dieser Bereich wird mit Lärchen und Eiben wieder so angelegt, wie er historisch gestaltet war. Das Lichtspiel der Sonne soll zu sehen sein. Beim Tempel der Pomona, in dem naturgetreue Modelle von traditionellem Tafelobst ausgestellt sind, erläuterte Peter Vornholt, dass beim Pflanzen von Bäumen verstärkt auf Klimaresistenz geachtet werde. Auch Gartendenkmalpflege habe auf ökologische Gesichtspunkte zu achten. Die Wiese werde nur in wechselnden Teilbereichen oder erst nach Monaten gemäht um die Entwicklung von Wiesenblumen und die Artenvielfalt bei Insekten zu fördern.

Im herrschaftlichen Obstgarten stehen alte Apfel- und Obstsorten gut gepflegt, wie zu Kaisers Zeiten. Eine Baumallee aus 15 Süßkirschen wächst heran. Früher übliche Spalierbäume wurden wieder gepflanzt. Das Obst wird geerntet, frisch verkauft oder zu begehrten Obstbränden verarbeitet.

Auf dem Brückchen am Teich endete die Führung mit einem Blick auf den Inselgarten, der bis heute „Tennisplatz“ genannt wird. Die Landgräfin hatte einen solchen anlegen lassen, der aber so oft überschwemmt wurde, dass er schon nach zwei Jahren wieder weichen musste. Die Gruppe versicherte Peter Vornholt, dass sie den Schlosspark vorher noch nie so intensiv erlebt und und den ihm innewohnenden Zauber gespürt habe.

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