Optimisten trotzen der Krise mit neuen Geschäften und Ideen

Claudia Bähr von „Lili Brown“ verhilft in ihrem Studio mit Permanent Make-up, Plasmatechnologie und Microneedling zu strahlendem Aussehen. Foto: fch

Oberursel (fch). Erst die Onlinekonkurrenz, dann die Pandemie mit Lockdown: Auch Händler, Dienstleister und Gastronomen in der Oberurseler City müssen sich in diesem Jahr großen Herausforderungen stellen. Fast alle Bereiche der Wirtschaft kämpfen weltweit mit massiven Umsatz- und Gewinn-Einbrüchen. Wer durch die Fußgängerzone der 48 000-Einwohner-Stadt geht, sieht überall Veränderungen. Neubauten und leerstehende Geschäfte wechseln sich mit weit geöffneten Ladentüren und voll besetzen Tischen in der Außengastronomie ab. Die Geschäftswelt in der Taunusstadt hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Traditionsgeschäfte wie die Bäckerei Ruppel oder die Firma Rompel schlossen nach 110 beziehungsweise fast 120 Jahren aus unterschiedlichen Gründen ihre Türen. Umso bemerkenswerter und hoch zu bewerten ist der Mut von Fachkräften, in der Krise den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.

Zu ihnen gehören Jörg-Martin Sindram mit seiner „fitbox“ im Holzweg 13, Manuela Roser-Thiele mit der „Orscheler Teestube“ in der Ackergasse 9, Nargiss Razai, die in der Vorstadt 20 „Orscheler Genuss“ verspricht, Ali Scherre mit „Shelly’s Burger“ in der Holzwegpassage 3, Robert Menkes „Foodwerk“ in der Vorstadt 1, Claudia Bähr mit „Lili Brown“ in der Vorstadt 31 und Philip Brandscheids „Amilu-Physio“ im Holzweg 14. Diese sieben Jung-Unternehmer bereichern die Oberurseler Geschäftswelt in den Bereichen Gastronomie, Lebensmittel, Schönheit und Pflege, Sport und Gesundheit. Ob diese Einzelhändler sich erfolgreich in Oberursel etablieren werden, entscheiden die Bürger durch ihr Kauf- und Freizeitverhalten.

In der „fitbox“ von Jörg-Martin Sindram sind alle richtig, die etwas für ihre Gesundheit und Fitness mit Hilfe von elektrischer Muskelsimulation (EMS) tun möchten. „Ich musste mein am 13. Januar eröffnetes EMS-Trainingsstudio auf Anordnung des Gesundheitsamts zwei Monate lang schließen, obwohl ich ein 1:1-Training hätte anbieten können.“ Er stellte seine neu gewonnenen Mitglieder beitragsfrei, erstellte für die Bank einen neuen Businessplan und hofft, bis Ende 2020 den Break-even-Point (Gewinnschwelle) zu erreichen. Derzeit trainieren die fitbox-Mitglieder wieder, „alle sind zurückgekommen“, und Interessenten für ein Probetraining gibt es auch.

Während der Pandemie hat Manuela Roser-Thiele die „Orscheler Teestube“ eröffnet. Zu den Stammkunden ihrer Vorgänger kamen neue Kunden „vor allem durch das Home-Office“ hinzu. Sie entdeckten den „Laden um die Ecke“ mit einer großen Tee- und Kaffeeauswahl, Zubehör, Geschirr, Gebäck und Spinnrad-Produkten. Nargiss Razai arbeitete zwölf Jahre lang in der Bäckerei Ruppel als Fachverkäuferin. Am 12. Juni eröffnete sie ihr Café „Orscheler Genuss“ im komplett umgestalteten Verkaufsraum der ehemaligen Bäckerei. „Mein Schwerpunkt liegt auf dem „Café“ mit Kaffeespezialitäten aus einer Offenbacher Rösterei. „Zu den Getränken biete ich Sambos-Teigtaschen, Börekstangen, vegetarische und vegane Produkte an.“ Hinzu kommt der Verkauf von Kuchen, Backwaren und Broten, die aus der regionalen Bäckerei Müller in Bommersheim kommen. Die Jungunternehmerin konnte ihren Traum vom eigenen Café nur mit finanzieller Hilfe ihrer Mutter und tatkräftiger Unterstützung der Familie beim Umbau erfüllen. Der Wohlfühlmix der Inneneinrichtung aus alt und neu, rustikal und elegant kommt bei den Kunden an. Ein Kunde fragte bereits an, ob sie ihm seinen Laden in der Frankfurter Innenstadt einrichten kann. „Der Anfang ist vielversprechend. Viele Kunden haben mein Café entdeckt“, freut sich Nargiss Razai.

Im „Foodwerk“ von Robert Menke finden alle mit großem und kleinem Hunger das Richtige. Hier können Bürger unter Burgern, Pommes Frittes mit verschiedenen Toppings, Salad Bowls und anderen leckeren Gerichten wählen. Die Mitarbeiter haben gut zu tun, während der Chef nach der Geschäftseinrichtung den wohlverdienten Urlaub genießt.

Claudia Bähr und ihr Team eröffneten am vierten Juliwochenende ihr Oberurseler „Lili Brown“-Studio. „Geplant war die Eröffnung unsers Studios bereits für Ende März. Auch die Präsentation unserer Produkte wie Pigmentiergeräte und Farben auf vier Beauty-Messen fiel wegen der Pandemie aus.“ Spezialisiert ist Lili Brown auf ästhetisch-kosmetische Anti-Aging Verfahren. Zu den Dienstleistungen gehören Permanent Make-up zur Betonung der Konturen im Augenbrauenbereich, dauerhaft fixierte Lidstriche und permanent betonte Lippenkonturen sowie Plasmatechnologie zur Hautstraffung ohne Skalpell und Microneedling zur Gesichtsauffrischung und sichtbaren Faltenglättung.

Ali Scherre und sein Team von „Shelly’s Burger“ haben am 11. Juli eröffnet. „Auswirkungen der Pandemie haben wir bisher noch nicht bemerkt. Was sich auf unseren Absatz an Burgern und Falafel (Kichererbsenbällchen) mit verschiedenen Soßen bemerkbar macht, ist die Hitze. Da haben viele keinen Appetit.“ Gespannt ist Philip Brandscheid darauf, wie die Bürger sein „Amilu Medizinisches Trainingszentrum“ annehmen werden. Zu den Gesundheitsdienstleistungen gehören Sportmedizin, Physiotherapie und medizinisches Training.

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