Orschel feiert zusammen und inklusiv

Brunnenkönigin Felicitas I. und Brunnenmeister Steff fühlen sich pudelwohl und haben ihren Spaß im Karussell „HawaiiSwing“. Foto: gt

Von Graham Tappenden

Oberursel. Pünktlich um 18.30 Uhr nahm Brunnenkönigin Felicitas I. am Freitag auf der Marktplatz-Bühne das Mikro in die Hand und begrüßte die Gäste zu ihrem Brunnenfest. Brunnenmeister Steff schloss sich mit einem „Grüß Gott“ an und forderte die Eröffnungsgäste auf: „Feiert zusammen, feiert inklusiv.“ Und die Orscheler taten ihr Bestes, um seine Wünsche umzusetzen.

Sonniger hätte das Wetter am Freitagabend nicht sein können, als die ökumenische Projektband, bestehend aus Matthias Himberg, Karen und Angus Foxley, Michael Peglow, Annette Schüßler und Ingo Schütz die Bühne am Marktplatz betraten, um den ökumenischen Gottesdienst zu begleiten. Gottfried Cramer von der Klinik Hohe Mark begrüßte die Gäste und erklärte die Themen des Gottesdiensts: „Wir sind EINE Welt“ und „Oberursel rückt zusammen“. Pastor Tobias Lenhard von der freien evangelischen Gemeinde nutzte die Geschichten von Christi Himmelfahrt und Pfingsten, um zu verdeutlichen: So wie damals die Jünger Jesu von Menschen aller Herkünfte verstanden wurden, so wünsche er sich, dass heute auch ein Verstehen einsetzt. Pfarrer Ingo Schütz von der evangelischen Kreuzkirchengemeinde erklärte, wie wichtig es ist zu geben, bevor Pastoralreferintin Katrin Gallego Sánchez von der katholischen Pfarrei St.Ursula darum bat, Gott eine Chance zu geben. Mit dem „Vater Unser“ von Pfarrer Theodor Höhn von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche und dem Lied „We Are The World“ endete der Gottesdienst.

Vereinsvorsitzender Ludwig Reuscher blickte auf die Anfänge des Brunnenfests zurück, als 1979 der Vereinsring ein Stadtfest organisieren sollte. „Heute ist das Brunnenfest ein fester Teil des Stadtmarketing“, kommentierte er. Er freue sich, dass die Lücken im Festbereich vom vergangenen Jahr geschlossen werden konnten, bemängelte aber, dass der Vereinsring sich „immer wieder auf neue Parameter einstellen muss.“ Über eine kurzfristige Änderung hat er sich gefreut: Dass es gelungen war, das DFB-Pokalfinale am Samstag im Programm mit der Übertragung an 15 Ständen einzubauen.

Nach einem Grußwort von Thomas Häuser, Regionaldirektor der Frankfurter Volksbank Rhein-Main, die das Brunnenfest sponsert, betonte Bürgermeisterin Antje Runge, wie stolz sie auf Oberursel und den Vereinsring sei. Nun hätten nach dem gewohnten Ablauf die Gasthoheiten aus anderen Städten ihre Grußworte überbracht. Stattdessen wurden sie gar nicht auf die Bühne gebeten und warteten davor mit ihren Geschenken. Ludwig Reuscher, Vorsitzender des Vereinsrings, der das Brunnenfest ausrichtet, bat die Bürgermeisterin, die Brunnenkönigin und den Brunnenmeister zum Faßanstich vor der Bühne, wo Thomas Fiehler schon mit Hahn und Hammer wartete. Und nun wuchs Antje Runge über sich hinaus: Der Schlag saß auf Anhieb, das Fass lief, der Krug wurde gefüllt und herumgereicht. Nun sorgte Vereinsring-Vize Christine Förder dafür, dass Felicitas I. ihre Gasthoheiten doch noch auf die Bühne führen konnte, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Botschaften zu überbringen. „Wer sich die Mühe macht, von so weit her anzureisen, soll auch etwas sagen dürfen“, erklärte Förder.

Nach dem offiziellen Teil führte Felicitas ihre Gäste zum Festplatz an der Bleiche. Dort starteten sie mit einer Sonderfahrt auf dem „HawaiiSwing“-Karussell ihre Vergnügungstour, bevor sie sich in die Autoscooters setzten und weiterzogen zum „Skipper“, zum „HipHop Fly“ mit seinen vielen Armen, zum Spiegellabyrinth und in die „DropZone“. Am rappelvollen Marktplatz hatte inzwischen die Gruppe „Pfund“ die Bühne übernommen, wo sie drei Stunden lang mit zwei Sets die Zuschauer begeisterten. Wer sie verpasst hat, kann sie am Donnerstag, 28. Dezember, in der Burgwiesenhalle nochmal sehen.

Auch andere Gruppen in den Höfen wurden gut besucht, beim Alt Oberurseler Brauhaus war es kaum möglich, in den Hof zur „Aston Club Band“ zu gelangen. Doch wer Musik hören wollte, hatte eine große Auswahl, nicht nur am Freitag Abend. Als es langsam dunkel wurde, wurde es auch immer voller auf der Bleiche, mit toller Beleuchtung an den Fahrgeschäften. Die Tore zu den Höfen waren geöffnet, und wenn jemand immer noch nicht genug hatte, fand er zu später Stunde auch noch Musik in der „Veloon Lounge“.

Wer etwas essen wollte, hatte ebenfalls eine breite Auswahl. Einige Stände boten vegane Gerichte an, in der Eppsteiner Straße gab es sogar einen Eiswagen mit veganem Eis. Wer lieber pures Fleisch am Spieß haben wollte, wurde bei der Eintracht Oberursel in der Strackgasse fündig. Internationale Gerichte gab es nicht nur im Internationalen Dorf, sondern auch in der Oberen Hainstraße beim „Churros Stand“ oder beim Kulturcafé Windrose, wo es Internationales vom Grill gab.

Am Samstag fing die Live Musik am Marktplatz mit der Big Band des Gymnasiums Oberursel an, bevor später die „Aber Hossa“-Schlagerparty dort gefeiert wurde. Am Ratskeller startete das neunte inklusive Band Meeting, organisiert vom Netzwerk „oberursel all’inclusive“, mit der Band „Hörsturz“ der Oberurseler Werkstätten, gefolgt von den „Toms & Jerries“. Das Bandmeeting, das seine Wurzeln im Polizeizelt beim Hessentag 2011 hat, fand in der Vergangenheit in der Helen-Keller-Schule mit mindestens vier Bands statt. Voriges Jahr wurde aufgrund der Baustelle während des Umbaus zur Hans-Magiera-Schule die Notlösung im Ratskeller gefunden. Der Ratskeller stellt Bühne und Technik, für andere Kosten gibt es eine Spende der Taunus Sparkasse. Dennoch musste die Veranstaltung auf zwei Bands reduziert werden, da danach das reguläre Musikprogramm begann. Dem Netzwerk ist es dennoch wichtig, ein inklusives Musikevent anzubieten, und mit dem Standort „Ratskeller“ ist es sogar mittendrin.

Ebenfalls am Samstagnachmittag fand ein Empfang für geladene Gäste im Internationalen Dorf statt. Dort übernahm Bürgermeisterin Antje Runge im Eintracht- Frankfurt-Trikot die Moderation. Musikalisch wurde der Empfang von der Band „Cactus Brass“ aus Rushmoor begleitet. Brunnenkönigin Felicitas I. überreichte Bembel an David Clifford, der „Council Leader“ (Stadtverordnetenvorsteher) in Rushmoor, an Paul Schackly, den „Council Chief Executive“ (hauptamtlicher Ansprechpartner des Rats) und an Andrew Lloyd von der „Twinning Association“ (Städtepartnerschaftsverein). Sie erhielt von David Clifford die Einladung, Rushmoor während ihrer Amtszeit zu besuchen.

Natürlich war Samstagabend das DFB-Finale ein großes Thema, die Besucher hatten eine große Auswahl, wo sie die Übertragung anschauten. Ob auf der Straße am Fernseher in der Hainstraße bei der TSGO, begleitet von Livemusik in Lilohh’s Lounge, oder lieber „Fußball pur“ im Hof von Alt Orschel. Die Fans warteten sehnsüchtig darauf, dass ihre Eintracht ein Tor schießen würde. Oft wurde die Luft eingehalten und dann gestöhnt, bis es zur Enttäuschung in der 71. Minute mit dem Tor für Leipzig kam. Einige Fangruppen sangen dennoch fröhlich weiter: „Wir holen uns den Pokal“ und „Auf geht’s, Frankfurt schießt ein Tor“. Aber mit dem zweiten Gegentor in der 85. Minute war die Enttäuschung groß, und bald machten sich die Fans auf den Weg nach Hause oder ließen den Abend – immerhin blieb ihnen das Brunnenfest – noch gemütlich ausklingen.

Am Sonntag startete die Musik am Marktplatz mit dem „Männerchor Oberursel“, gefolgt vom „Shanty Chor“ und dem „Musikzug der Feuerwehr Stierstadt“. Die „Stierstädter Spatzen“ traten parallel dazu auf der Bühne der „Oase am Urselbach“ auf, die, bedingt durch die Baustelle am Berlebachplatz, auf den Rathausplatz verlegt worden war.

Am Marktplatz hatten die Brunnenfest-Gäste am Sonntag die Möglichkeit, mit den Ortsbeiräten der Stadt ins Gespräch zu kommen. Für Brunnenkönigin Felicitas I. ging es wieder in den Norden der Stadt, zum Schützenverein Oberursel 1464, wo sie die Brunnenfest-Scheibe überreichte. Den Abschluss des Fests bildete in diesem Jahr am Montag unter anderem Musik von „ClassX“ am Marktplatz, denn auch in diesem Jahr ging das Brunnenfest ohne Feuerwerk zu Ende.

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