Auf Papa Hölscher folgen die zwei Söhne

Siegerehrung nach der Apfelweinverkostung (v. l.): Daniel Pelkey überreicht die Urkunden und den Siegerpokal an den Drittplatzierten Jant Winthuis, an den Vorjahressieger Uwe Hölscher, der dieses Jahr Rang zwölf belegt, aber den Pokal für seine beiden Söhne Sebastian und Florian, die nicht dabei sein können, mit nach Hause nimmt, und an Klaus Kleemann, der auf Platz zwei gewählt wurde. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Das Beste, was ein Apfel werden kann? Apfelwein natürlich. Klare Sache für die Freunde des Stedter Apfelweins, also für die Menschen im Stadttteil Oberstedten, die ihre Äpfel lieben und dann jenen Stoff daraus produzieren, mit dem man sich so wunderbar in geselliger Runde treffen kann.

Einmal im Jahr zur großen Apfelweinverkostung gibt es gleich 16 verschiedene Stöffche zu trinken. Einer davon wird am Ende zum „Besten Stedter Apfelwein“ gekürt, wer es wird, entscheiden die Trinkenden im Blindverfahren. Das mit dem besten Stedter Apfelwein steht auf dem Pokal, den der Sieger dann bekommt. Das muss reichen, so eitel sind die Stedter nicht, dass sie auch einen Apfelweinkönig brauchen wie die Orscheler. Sie sind sogar so uneitel, dass bisher noch keiner die letzten Sieger auf dem Fuß des Pokals eingetragen und keiner sich darüber beschwert hat. Der jüngste Eintrag stammt aus 2018.

Sven Lessing wird die Ergänzung möglicherweise übernehmen, einer, der seit Jahren immer wieder dabei ist, obwohl er gar kein echter Stedter ist. Früher bei der Stedter Apfelgenossenschaft, als die Verkostung noch in der Kneipe „Zum Bojo“ im Hof stattfand, die es so nicht mehr gibt wie auch die Genossenschaft nicht, jetzt eben bei den Freunden des Stedter Apfelweins. Sven Lessing aus Görlitz, den es 1997 nach Oberstedten verschlagen hat. Eine wichtige Maxime trägt er mit dem T-Shirt auf der Brust: „Unterschätze niemals einen alten Mann, der in der DDR aufgewachsen ist.“ Bei der Apfelweinverkostung gehört er zum lebenden Inventar wie so viele hier am späten Sonntagnachmittag. Erwin Adolph etwa, der frühere Wirt in der Taunushalle, Daniel Pelkey, der langjährige Vereinsringvorsitzende, Christian Steffek, der Sohn vom vor kurzem verstorbenen alten Willi Steffek, dem hoch geachteten Mann für alles im Ortsteil, die Brüder Kleemann, der „Ehren-Oberstedter“ (zu dem er schnell ernannt wird) Hendoc, der langjährige Ortsvorsteher Michael Braun, der jetzt in Diensten des Kulturcafés „Alte Wache“ Kuchen verkauft, und natürlich Uwe Hölscher, der Vorjahressieger.

Mit diesem Stichwort wird es Zeit, die Sieger der Auflage 2024 mit Namen zu nennen. Wieder steht Uwe Hölscher am Stehtisch im Hof der Alten Wache im Mittelpunkt und nimmt den Siegerpokal aus den Händen von Daniel Pelkey entgegen. Diesmal aber nicht für sich, sondern stellvertretend für seine beiden Söhne Sebastian und Florian, die bei der Kür nicht live dabei sein konnten. Wie der Vater, so die Söhne, Tradition verpflichtet eben, und die Sache mit dem wohlschmeckenden Äppler hat wohl auch die nächste Generation drauf. So hat jedenfalls das Volk entschieden, insgesamt 90 Frauen und Männer haben die 16 verschiedenen Schoppen in kleinen Proben für drei Euro getestet und die Startnummer 16 für am besten befunden. Die Brüder Hölscher bekamen am Ende des Tages für ihren „Feierabendschoppen“ exakt 600 Punkte, maximal 10 Punkte konnten die Tester jeweils vergeben. Auf dem zweiten Platz landete Klaus Kleemann (538), Dritter wurde Jant Winthuis, für seinen „Bestia dór“ sammelte er 521 Punkte.

In neuen Apfelwein-Umlaufbahnen

Nehmen die Hölscher-Brüder eine besondere Ehre an, dann gelangt ihr „Bestes, was ein Apfel werden kann“ schon an diesem Wochenende in ganz neue Umlaufbahnen. Jockel Döringer, Veranstalter der Hessischen Apfelweinmeisterschaft und angetan vom Stedter Stoff, hat die Sieger von Oberstedten mit einer „Wildcard“ für das Wochenende ausgestattet. Hessens Apfelweinkönig wird auch hier vom Volk gewählt, Verkostung ist am Freitag von 18 bis 22 Uhr, am Samstag von 17 bis 22 Uhr und am Sonntag von 12 bis 17 Uhr in der Straußwirtschaft Alt Orschel am Marktplatz 6. Siegerehrung ist ab 18 Uhr.



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