Oberursel (bg). Zum Gospelgottesdienst am Pfingstsamstag gab es auf der Empore der ehrwürdigen Christuskirche nur wenige freie Plätze, das gesamte Haus war proppenvoll, mehr als 400 Menschen hatten sich eingefunden. Selbst der plötzlich einsetzende Starkregen hielt niemanden auf, der die „Joyful Voices“ live erleben wollte. Am Pfingstmontag folgte die zweite Auflage, verbunden mit einer Taufe. Diesmal war in der Auferstehungskirche trotz eilig herbeigeschleppter Bänke kaum noch ein Platz zu bekommen. Etwas von dem wunderbaren Geist, der an Pfingsten auf die Menschen ausgegossen wird, durchwehte in den Klangwolken beide Gotteshäuser und wurde durch die begeisternde, fröhliche Musik der „Joyful-Voices“ fühlbar, die ihrem Namen alle Ehre machten.
Bei diesen besonderen Musikgottesdiensten zum Pfingstfest wurde viel gesungen, das galt auch für die versammelten Gemeinden. „Sing A New Song“, hieß es gleich zu Beginn, und bei dem Kanon brachten sich schon viele ein. In rhythmischen Samba-Klängen kommt der schöne Titel „ Ich sing dir mein Lied“ daher. Er ist im neuen Kirchengesangbuch „EG +“ zu finden. Mit der Begleitung durch den Chor konnte man das schnell lernen. Auch die Liturgie wie das „Glaubensbekenntnis“ oder das „Vater unser“ wurden musikalisch vorgetragen, ebenso wie die Bitte um Frieden. Sie erklang mit dem Lied von Martin Luther „Verleih uns Frieden gnädiglich“, das von Matthias Nagel zu einer aufwühlenden Gospelballade umgestaltet worden ist. „Wir verdanken Martin Luther die Musik in unseren Gottesdiensten. Vor 500 Jahren hat er sie salonfähig gemacht und die ersten Liedhefte zusammengestellt. Bei unserem Gemeindefest gibt es wieder eine Hitparade der beliebtesten Lieder aus den beiden Kirchengesangsbüchern. Alle sind aufgefordert, sich daran zu beteiligen und auf einer Liste ihre Favoriten anzukreuzen“, erläuterte Gunilla Pfeiffer in der Christuskirche.
Gleich nach Ostern hatte die umtriebige Kantorin mit den Proben für das Chor-Projekt „Reaching Heaven“ begonnen. Der Andrang war diesmal überwältigend, über 140 Sänger hatten sich dafür angemeldet. Es war eine bunt zusammengewürfelte Schar, die, getragen von der energiegeladenen, musikbewegten, immer gut aufgelegten Gunilla Pfeiffer, innerhalb von nur sechs Wochen zu einem mitreißenden Gospelchor zusammengeschweißt wurde. Dabei erlebten alle, ob Neulinge, die nur mal reinschnuppern wollten, oder „alte Hasen“ eine wunderbare Chorgemeinschaft mit intensiven, spannenden Probeabenden, bei denen viel gelacht und viel gelernt wurde. Spätestens zum Auftritt musste alles abgespeichert sein, die Stimmlage, die Modulierung, der Rhythmus, die Bewegungen und die anspruchsvollen Texten, teils mit „Zungenbrecher-Qualität“, mussten auswendig sitzen. Bis ein Virus zuschlug. Plötzlich war die Stimme weg, im Hals kratzte es, hinzu kam auch noch ein trockener Husten, viele im Chor waren betroffen. Eine Chorprobe musste abgesagt werden, denn auch die Kantorin hatte es erwischt. Doch rechtzeitig vor dem Auftritt waren fast alle wieder in der Lage, zu singen. Die letzte Probe vor dem Gospelgottesdienst, zum ersten Mal gemeinsam mit der Band, bestehend aus Hanno Lotz am Piano, Uli Wanka am E-Bass und Burkhard Mayer an den Percussion, klappte schon ganz ordentlich. „Das wird wirklich gut werden, schaut auf mich, ich gebe euch alle Zeichen dir ihr braucht“, sagte Gunilla Pfeiffer freudestrahlend.
„Reaching Heaven“ - den Himmel erreichen. Können wir das überhaupt? Wie soll das gehen? Vielleicht mit Musik, die beim gleichnamigen Gospel erklang, herzergreifend gesungen von der Solisten Ann-Katrin Mücke-Gehrhardt und dem großen, über hundert Stimmen starken Chor. Von einer anderen Möglichkeit, der Himmelsleiter, die Jakob im Traum erschien, als Verbindung zwischen Gott und den Menschen sprach Pfarrer Reiner Göpfert in seiner Lesung. Vielleicht können Gebete dabei helfen? Bewegend wurde das mit dem Gospel „Help Me Lord“ vorgetragen, als Solisten waren dabei Vorsänger Peter Hong und Esther Kirsten mit ihrer klangschönen Stimme im Einsatz. Oder gibt es tatsächlich die sagenhafte Möglichkeit, Jesus einfach anzurufen. Das Gospel „Jesus On The Mainline“ – ja, der Titel ist schon älteren Datums, heute wäre das einfach die „Hotline“ - riss die Gottesdienstbesucher förmlich vom Hocker. Alle in den Kirchen swingten, jubelten und klatschten begeistert mit. Der Song ist ein Ohrwurm, eingängig und leicht zu merken. Solistin Conny Schellhorn lieferte mit der Feststellung „The Line Ain’t Never Busy“ einen bewegenden Einsatz, und die vielstimmigen „Joyful Voices“ standen ihr in nichts nach mit der Aufforderung „Call Him Up And Tell Him What You Want“.
„More Abundantly“, Rausschmeißer und letztes Gospel, heizte die Stimmung noch einmal auf, sorgte für gute Laune und fröhliche Stimmung. Peter Hong als Vorsänger bezog alle Menschen mit ein, animierte sie zum Mitmachen. Die strahlten um die Wette, sangen, wippten, klatschten mit und spendeten sich zum Schluss selbst frenetischem Applaus. Mit herzlichen Worten bedankte sich im Namen aller Chorsänger Jutta Haßelwander bei der Band und bei der mitreißenden Gunilla Pfeiffer für die wunderschönen sechs Wochen, durch die sie den Projektchor hervorragend auf die Auftritte vorbereitet hatte. Keine Frage, das wird ein Nachspiel haben. Gemeinsam werden sich alle noch einmal treffen und das Erlebte Revue passieren lassen.