Protest gegen geplantes Wohngebiet auf Sparflamme

Der umstrittene Knotenpunkt Bommersheimer Straße/Spessartstraße: Hier soll der Verkehr ins Baugebiet geführt werden. Foto: js

Oberursel (js). Mutter-Teresa-Straße, der Name deutet darauf hin, dass die Kirche hier mit im Spiel ist. Die kleine Straße im Ortsteil Bommersheim, über die schon so viele Jahre geredet wird, wenn es um größere Bauprojekte geht, gibt es noch gar nicht. Nur den Ort, wo sie von der Wallstraße abzweigen soll in die südwestliche Feldgemarkung. Ein Urwald aus Bäumen, Buschwerk und allerlei Dornengestrüpp, alles ist längst wieder zugewachsen, seit die Pläne für ein Seniorenheim unter kirchlicher Leitung ad acta gelegt wurden. Jetzt ist die Gemeinnützige Siedlungswerk (GSW) GmbH – Gesellschafter sind vier katholische Bistümer und deren Caritasverbände – wieder im Gespräch, diesmal als Bauträger für ein größeres Wohnbauprojekt. Es könnten 108 Wohnungen dort entstehen.

In Verbindung mit Protesten gegen die ersten Entwürfe für das neue „Quartier“, die Anfang 2020 diskutiert wurden, kamen immer wieder Wörter wie Dorfcharakter, Dorfbewohner und Dorfkern vor. Die Angst ging um, dies alles könnte vorbei sein, wenn das Projekt wie geplant verwirklicht würde. „Dorf mit Chance oder das neue Wohnsilo von Oberursel“ wurde ein Flugblatt betitelt, das die Runde machte, vor allem direkte Anwohner gingen auf die Barrikaden. Über 350 neue Bewohner im erweiterten Dorf, mehr als 700 Kfz-Fahrten täglich im ohnehin überlasteten Gebiet, ein Gesamtkonzept für den Verkehr und mit Blick auf weitere Bebauung entlang der U3 würde fehlen. Die Bewohner der unteren Wallstraße fürchteten eine zu dichte und hohe Bebauung entlang ihrer Einfamilienhäuser mit großen Gärten in Richtung Feldgemarkung.

Ackerland und Gärten bestimmen das Bild heute auf dem vorgesehenen Bauareal hinter der Bommersheimer Straße und der Wallstraße, Pferde auf Weiden, Hundegänger. Auf die Einwände aus der ersten Beteiligung der Öffentlichkeit wurde reagiert, bei einer Bürgerinformationsveranstaltung in der Burgwiesenhalle am Freitagabend stellten die Stadtplanung und der Bauträger GSW das überarbeitete Konzept vor. Die Veranstalter hatten das Interesse im „Dorf“ gut eingeschätzt, von den 200 Stühlen waren anfangs die meisten besetzt. Protestplakate waren nicht zu sehen, weder draußen noch in der Halle, das Frage- und Antwort-Spiel nach den offiziellen Erläuterungen verlief ruhig. Mit einem Statement von Bürgermeisterin Antje Runge zu Beginn. „Bebauung ja, Wohnraum ja, und wenn das mit bezahlbarem Wohnraum in Zusammenhang steht, auf jeden Fall.“

Das Plangebiet umfasst 18 000 Quadratmeter, ob es bei den 108 Wohnungen bleibt, wird nicht deutlich, die GSW wird wohl nicht alles übernehmen. Ihr Konzept laut Projektleiter Peter Lippert sind 108 Wohnungen in acht Gebäuden, davon 75 frei finanzierte und 33 geförderte. Zwei L-förmige größere Bauten mit je 15 Wohnungen im preisgünstigeren Segment könnten das direkt hinter der Bebauung Bommersheimer Straße sein, der Rest in sechs „Punkthäusern“ mit drei Geschossen plus Staffelgeschoss mit einer „Durchwegung“ zwischen den beiden Dreier-Reihen. Auf die Wallstraßen-Bewohner soll Rücksicht genommen werden, auf den neuen Planskizzen sind Doppelhäuser mit Abstand zu den Gärten eingezeichnet. Für Autos soll es eine Tiefgarage mit 88 Plätzen geben, dazu etwa 30 oberirdische Parkplätze.

Die geplante Verkehrsführung wird ein Streitpunkt bleiben, der Knotenpunkt Bommersheimer Straße/Spessartstraße wird allgemein kritisch gesehen. Schon jetzt sei der morgendliche Berufsverkehr angesichts des überlasteten Knotens an der Frankfurter Straße ein „Horror“, sagt ein Betroffener, um „halb acht“ könne das auch mal 20 Minuten dauern, bis man aus dem Ortskern draußen ist. Die Bürgermeisterin schlägt einen „Vor-Ort-Termin“ mit der Verkehrsplanung vor, um kritische Fragen zu klären. Dabei könne auch über sichere Schulwege geredet werden. Eine Kita-Leiterin läuft „schon jetzt Amok, was Voranmeldungen in der Einrichtung angeht“, die Stadtplaner sehen das eher unkritisch. Der B-Plan-Entwurf soll noch in diesem Jahr veröffentlicht werden, die zweite Offenlage im ersten Quartal 2023 erfolgen. Mit großen Einwänden wird wohl nicht gerechnet, Daniel Bauer nennt als anvisierten Termin für den Satzungsbeschluss das zweite Quartal, Baubeginn könnte im dritten Quartal sein. „Dann kann man was sehen, wenn die Bagger rollen“. Die Reihen der Besucher haben sich da schon merklich gelichtet.

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