„Es riecht wieder so gut nach Weihrauch“

David, Natalia und deren kleiner Bruder Adrian, Helena, Franziska, Tabea Radgen, Edith und Esther Radgen (v. l.) sind auf Tour durch die Innenstadt und singen für den Weltladen in der Unteren Hainstraße, ehe sie den Aufkleber mit dem Segen an der Tür anbringen. Foto: ne

Von Nele Cramer von Laue

Oberursel. „Das Beste ist, wenn man ganz viel Weihrauch anzünden darf und es dann gut riecht, während wir singen und Gedichte vortragen“, erzählten die Sternsinger von St. Ursula. Franziska, David und Natalia schienen sehr froh, ihre gewünschten Rollen des Caspar, Melchior und Baltasar bekommen zu haben und bereit, den Segen in die Häuser und die Spende nach Indonesien zu bringen.

Zum sechsten Mal war Franziska schon im Einsatz, zum ersten Mal war Adrian, der kleine Bruder von David und Natalia, dabei. Vervollständigt wurde die Gruppe, die durch die Oberurseler Innenstadt zog, durch Edith und Helena sowie die Betreuerinnen Esther Radgen und Tabea Radgen, die früher selbst als Sternsinger von Haus zu Haus zogen. Insgesamt waren von der Großfarrei St. Ursula Oberursel/Steinbach in Oberursel etwa 60 Kinder, begleitet von 15 Jugendlichen und Erwachsenen, unterwegs, in Steinbach waren es 15 Kinder und neun große Begleiter. Warum sie das machen? David erntete Beifall, als er das Engagement in kurzen Worten zusammenfasste: „Es ist gut, dass armen Kindern geholfen wird. Und das hier ist die beste Art, diese Hilfe zu unterstützen.“

Das Sternsingen ist ein Jahrhunderte alter Brauch. Die heutige „Sternsingeraktion“, mit der weltweit Kinder unterstützt werden, indem besonders in ärmeren Ländern ihre Rechte und deren Durchsetzung in den Blick genommen werden, fand in Deutschland erstmals 1959 statt. Mit der indonesischen Hilfsorganisation „Arek Lintang“ (Alit, Children of Star) werden auch dieses Jahr unter dem Motto „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit!“ Kinderrechte in den Mittelpunkt gestellt, und dafür werden mit der Hilfe der Sternsinger Spenden gesammelt. Alit wurde 1999 als Nicht-Regierungsorganisation gegründet, wobei aber bereits seit 1996 viele ihrer jetzigen Mitglieder Hilfe für Straßenkinder in Surabaya leisteten. Besonders wichtig für Alit ist das Engagement für Straßenkinder, Kinder aus armen Gegenden mitten in der Stadt und in abgelegenen Gebieten sowie Kinder aus Minderheitengruppen. Ihnen soll durch wirtschaftliche Stärkung der Familien, Verbesserung der Kinderbeteiligung und Interessenvertretung bei der lokalen und landesweiten Regierung geholfen werden. Die Umsetzung dieser Ziele erreicht Alit allerdings nicht allein, sondern mithilfe unter anderem der indonesischen Regierung, anderer Organisationen oder von Pressemedien.

Auch die Sternsinger gehören zu großen Unterstützern von Alit und waren bei der diesjährigen Organisation der verkleideten Hausbesuche zahlreich und engagiert dabei – trotz großer Erkältungswelle. Planungstreffen, bei denen Kindern, Eltern und anderen Betreuern und Begleitern ein Film über Alit gezeigt wurde, halfen bei der Aufklärung über das Motto. „Und was macht ihr für die Kinder?“, fragte Pastoralreferent Christof Reusch die jungen Sternsinger in den vordersten Reihen der Kirchenbänke. Ohne zu zögern, schnellte eine Mädchenhand in die Luft. „Geld sammeln“ lautete die Antwort in das Mikrofon, das der Pastoralreferent dem Mädchen hinhielt. „Genau, um sie zu schützen und zu stärken. Ihr wisst bestimmt, dass es in Deutschland normal ist, dass Kinder unzählige Rechte haben. Das ist aber nicht auf der ganzen Welt so“, ergänzte Reusch beim Planungstreffen in Steinbach. Solche Treffen haben an allen Kirchorten von St. Ursula stattgefunden.

Die Kinder, die sich als Sternsinger auf den Weg machen wollten, wurden gebrieft mit den Worten: „Wir singen ganz kurz ein Lied, dann stellen wir uns den Leuten vor, dann singen wir wieder, und dann gibt es ein Gedicht“. Nervöse Reaktionen im Gesicht einzelner junger Sternsinger wurden mit einem geflüsterten Nachsatz beruhigt: „Am Ende gibt es Süßigkeiten zur Belohnung, weil sie sich immer so freuen, dass ihr da seid.“

Im Aussendungsgottesdienst am vergangenen Donnerstag in St. Crutzen in Weißkirchen trafen alle Sternsinger der Großpfarrei St. Ursula zusammen, um für die Segnung der Häuser Weihrauch, Kronen und weitere „Kopfbedeckungen“ sowie die Segensaufkleber für die Haustüren in Empfang zu nehmen. Auch die Sternsinger und Reusch selbst bekamen das Weihwasser auf den Kopf gespritzt, wobei das kleine Mädchen, das das Segnen des Pastoralreferenten übernehmen durfte, den schwingenden Schlag enthusiastisch vor dessen Kopf durchführte.

„Oh, jetzt riecht es wieder so gut“, sagte ein kleiner Junge zu seiner Mutter, als der Weihrauch langsam in die Luft der Kirchenräume stieg. Noch mit einem Weihnachtsbaum, dekoriert mit roten Kugeln und Sternen aus Stroh, und einer großen Krippe neben dem Altar war die Gottesdienstumgebung für Kinder und Eltern einladend und gemütlich, perfekt zum Hören der Geschichten und Erklärungen des Projekts.

Zum Schluss trugen die Sternsinger-Kinder ihre Fürbitten und Wünsche für die Kinder in Indonesien vor, konkret genannt wurden Bildung, Freiheit, Frieden und Sicherheit. Das Eintreten der Kinder für diese Ziele und für den guten Zweck, für den sie singen, war offensichtlich und ließ einen erfolgreichen Häuserumzug erwarten.

Zum Engagement der Sternsinger für die grundlegendsten Dinge und Rechte von Kindern in aller Welt unterstrich Reusch anschließend seine Überzeugung, dass besonders die jungen Jahre genutzt werden müssen, um die Kinder in Deutschland über solche Dinge aufzuklären: „Sie sind sehr sensibel, wenn man ihnen so etwas erzählt, und wahnsinnig interessiert.“ Mit Stolz sprach er von den Summen der gesammelten Spenden der vergangenen Jahre bundesweit sowie in Österreich und in der Schweiz. Zwar sei die Organisation dieses Projekts jedes Jahr eine große Herausforderung, doch es lohne sich immer, wenn man das Ergebnis sehe mit einer riesigen Spende und mit Kindern, die Spaß haben und stolz auf sich sind.

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