Schritt für Schritt zum „neuen“ Rathaus

Der ungeliebte B-Bau (rechts) steht bei den Planungen für den Rathausumbau langfristig zur Disposition. Foto: js

Oberursel (js). „Aufzug Defekt“, Anfang der Woche hing das Schild mal wieder über einem der beiden Aufzug-Eingänge im Hauptbau des Rathauses. Ein gewohntes Bild inzwischen, „gefühlt jede Woche einmal“ hängt es dort, so Stadtplanungschef Arnold Richter, der sich längst an die Treppen hinauf zu seinem Büro im vierten Stock gewöhnt hat. Mehr als 2,5 Millionen Fahrten haben die Aufzüge nach Aussagen von Technikern auf dem Buckel, da kann das Material schon mal müde werden. Wie so vieles im technisch senilen Rathaus, der 45. Jahrestag der Eröffnung ist nicht mehr fern. Eine Rundumsanierung wird bis dahin wohl nicht gelingen, für das Gesamtprojekt wird mindestens ein Zeitrahmen von fünf bis sechs Jahren angedacht. Es wird auch davon abhängen, was sich die Stadt in den kommenden Jahren leisten kann.

Der defekte Aufzug ist nur ein Symbol für den Zustand des alternden Patienten. „Die Fenster sind technisch und energetisch am Ende ihrer Lebensdauer“, sagt Bürgermeister Hans-Georg Brum. Das Kippen sei aus Sicherheitsgründen seit Jahren nicht mehr möglich, die Arbeitsbedingungen sind ohne Sonnenschutz vor allem auf der Südseite in den oberen Etagen unerträglich. An Tagen wie in der vergangenen Woche werden in den Büros bis zu 38 Grad gemessen. „Die Heizung hat ihre technische Lebensdauer erreicht und entspricht nicht mehr den heutigen energetischen Standards“, heißt es im Konzeptentwurf für eine „schrittweise Sanierung des Rathausgebäudes“, die Elektroanlage und Aufzüge hätten ihre technische Lebensdauer „bereits überschritten“. Fazit: Es wird höchste Zeit, gleich mehrere Rettungsanker auszufahren.

In der letzten Stadtverordnetensitzung vor der Sommerpause war die Entscheidung für den Erhalt des alten Gebäudes als Sitz der Stadtverwaltung gefallen, Varianten wie Abriss und Neubau am gleichen Ort oder Anmietung beziehungsweise Kauf einer Immobilie im Gewerbegebiet Süd wurden ad acta gelegt. Stattdessen der Eilauftrag, bis zur ersten Sitzung nach der Sommerpause am 3. September ein Konzept für die Erneuerung des Rathauses in mehreren Schritten zu erstellen. Der „hohe Sanierungsdruck“ gibt den Zeitplan vor, so Brum Anfang der Woche bei der Vorstellung der ersten Eckdaten bei einem Pressegespräch. Die Konzentration werde ausschließlich auf dem Rathausgebäude liegen, die sogenannten „Umgriffsflächen“ bleiben außen vor. Darum können sich bei Bedarf das neue Stadtparlament und die neue Verwaltungsspitze nach Kommunal- und Bürgermeisterwahl im Frühjahr 2021 kümmern. Brum: „Dem wollen und können wir jetzt nicht vorgreifen.“

Vier Bauphasen sollen nun aufeinander folgen zum neuen alten Rathaus, das ist der Plan. Mit Bauphase 1 könne unmittelbar nach dem Parlamentsbeschluss am 3. September begonnen werden, heißt es. Mit Ausschreibungen und Planungen etwa, spürbarer Baubeginn am lebenden Objekt, in dem die Geschäfte wie gewohnt weiter laufen müssen, könnte dann Mitte 2021 sein, wenn bis dahin der städtische Haushalt für das kommende Jahr genehmigt ist. In dieser ersten Phase sollen eine neue Heizungsanlage, eine runderneuerte Elektrik und der Austausch der Fenster mit Einbau von Sonnenschutz realisiert werden. Mit Kosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro wird kalkuliert, ein belastbares Finanzierungskonzept liegt allerdings noch nicht vor. Für das Gesamtprojekt wird weiter mit Kosten von etwa 14 Millionen Euro gerechnet.

Das Vier-Phasen-Modell komme der „aktuellen Situation entgegen“, sagt Rathauschef Brum. Nicht zuletzt wegen der Coronafolgen und anstehender „Brocken“ wie Erneuerung und Erweiterung der Kläranlage und Neubau eines viele Millionen schweren Gefahrenabwehrzentrums (GAZ) weiß keiner so recht, wie sich die Haushaltsanlage entwickelt. Durch das Modell bleibe die Stadt flexibel in ihren Entscheidungen, so Brum. In der zweiten Phase sollen die Energieeffizienz des Gebäudes und die Versorgungstechnik im Vordergrund stehen, darauf könne die Umgestaltung des Erdgeschosses mit einem neuen Bürgerbüro folgen, final ist die Entwicklung moderner Raumkonzepte für die Obergeschosse vorgesehen. Sie müssten unter den Stichworten Video- und TV-Konferenzen, Digitalisierung, wachsender Projektarbeit und neuer Arbeitsprozesse in ihren Standards an zukünftige Anforderungen angepasst werden.

Bleibt der B-Bau doch?

Noch beim Parlamentsbeschluss für die Sanierung war viel vom voraussichtlichen Abriss des sogenannten B-Baus aus späteren Tagen und des vorkragenden Gebäudeteils mit dem Plenarsaal die Rede. Was bleibt, was weg muss, auch das soll im neuen Parlament mit möglicherweise neuen Mehrheiten beschlossen werden. In der ersten Bauphase bleiben die Teilbereiche außen vor, über eine mögliche Ansiedlung der Stadtbücherei als Option für dieses Terrain wird am Rande diskutiert.

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