Oberursel (ow). Die Musikschule Oberursel und die Oberurseler Ortsgruppe des Bund (Bund für Umwelt und Naturschutz) haben kürzlich zum „Insektenkonzert“ eingeladen. Das Zirpen der Zikaden, die leise summende Mücke im Schlafzimmer, das Summen der Bienen als Musik? Auf jeden Fall. Jedenfalls hörte der Initiator das Projekts Paul Hübner, Trompetenlehrer an der Musikschule, die „Sechsfüßlermusik“ des zeitgenössischen Komponisten Sandeep Bhagwati für verstreutes Blasorchester und war davon so begeistert, dass er ein Konzert der Musikschul-Bläser anregte. Die Musikschule konnte viele Mitwirkende motivieren, beim Insektenkonzert aktiv mitzumachen. Der Publikumsandrang auf dem ehemaligen kleinen Spielplatz auf dem Dach der Garage neben der Musikschule zeigte das Interesse der Anwesenden an den Themen.
Das Flötenensemble von Heike Knäbel machte den Anfang und spielte auf den Mundstücken verschiedener Flöten das Schwirren und Sirren in einem Vogelkäfig („La Volière du Puy“). Der Leiter der Musikschule Oberursel, Holger Pusinelli, hob zur Begrüßung die Besonderheit der Veranstaltung hervor: zum einen gemeinsam im Freien zu musizieren und Neues auszuprobieren, zum anderen die Kooperation mit der Oberurseler Ortsgruppe des Bund. So würde der Blick darauf gelenkt, dass das Insektensterben Aufmerksamkeit, auch in Oberursel, brauche.
Der Bund hatte die Tröge auf dem Dach der Garage neben der Musikschule mit insektenfreundlichen Stauden bepflanzt, nachdem der BSO dort Erde aufgefüllt hatte, und Schilder mit Insektendarstellungen und Informationen aufgestellt. Langfristig wolle der BSO dort ebenfalls Stauden pflanzen, die trockenheitsresistent und insektenfreundlich seien.
Die Musiker wandelten samt Publikum zum Deschauer Park. Dort bot Hübner mit seinen Trompetenschülern das Stück von Josquin Desprez „El Grillo“ – die Grille – dar, ein brillantes Stück musikalischer Naturnachahmung. Der Bund erläuterte die Rolle der Wildbienen für die Bestäubung und wie wichtig es sei, in naturnahen Gärten genug Pflanzen für Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer auch über den Herbst und Winter stehen zu lassen.
Jung-Hyun Yu, ebenfalls Flötenlehrerin an der Musikschule, spielte von John Walsh „The Bird Fancyer´s delight“, der magische Musiknachmittag steuerte mit dieser Darbietung seinem Höhepunkt zu: der Sechsfüßlermusik. Aus Büschen und Sträuchern in der Nähe des Sees im Rushmoor-Park ertönten überraschend Klänge aus Blechblasinstrumenten, erst vereinzelt, dann anschwellend. Das Publikum erlebte ein einmaliges Konzert verschiedener Blasinstrumente mit wandelnden Musikern, die alle über Kopfhörer von Hübner dirigiert wurden. „Es war ein phantastisches und inspirierendes Erlebnis für alle Teilnehmenden“, fasste Pusinelli den Nachmittag zusammen: „Es wäre schön, wenn aus dem heutigen Tag ein bleibender Impuls hervorgeht.“ Der Bund verschenkte Samentütchen mit zertifiziertem Saatgut, das besonders insektenfreundliche Pflanzen hervorbringt und bot abschließend noch eine Kinder-Bastelaktion an.