Städtepartnerschaften für das friedliche Miteinander der Völker

VFOS-Vorsitzender Helmut Egler will verstärkt junge Menschen für die Städtepartnerschaftsidee begistern. Foto: bg

Oberursel (bg). Voller Optimismus starte der Verein zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften (VFOS) ins neue Jahr. Bei seinem Neujahrsempfang im Georg-Hieronymi-Saal gab es ein großes Stelldichein. Freundlich begrüßte man sich untereinander, nutzte die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen, prostete sich zu, wurde von fleißigen Helfern mit Carrie Haub an der Spitze freundlich mit Snacks bewirtet und fühlte sich wohl.

Der VFOS, wurde 1991 gegründet, er wird von einem zehnköpfigen Vorstand geführt und ist, so sein Credo, engagiert, weltoffen und tolerant. Ihm gehören 170 Mitglieder an.

Voller Freude begrüßte Vorsitzender Helmut Egler die große Gästeschar, der Saal war rappelvoll. Der Verein ist gut in der Stadt vernetzt. Außer den Mitgliedern waren viele Gäste aus Vereinen, Politik, Wirtschaft, Schulen und vom Kulturamt der Stadt gekommen. Egler erinnerte an die große Aufbruchstimmung die herrschte, als 1963 der Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich, den ehemaligen Kriegsfeinden, geschlossen wurde. Unterzeichner waren damals Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle. Gerade wurde des 60-jährigen Bestehens dieses die Nachkriegszeit prägenden Vertrags feierlich gedacht. Bereits ein Jahr später, 1964, wurde die Städtepartnerschaft zwischen Oberursel und Epinay sur Seine geschlossen. „Junge Leute für die Idee der Städtepartnerschaft zu gewinnen, ist heute nicht so einfach“, stellte Egler fest. „Reisen ins Ausland gehören für sie zur Normalität, das war vor 60 Jahren ganz anders.“ Nachdem die lange Friedensperiode in Europa durch den Überfall von Putin auf die Ukraine abrupt zu Ende gegangen ist, setze der Verein weiter auf Völkerverständigung durch Kontakte zwischen den Menschen, durch gelebte Städtepartnerschaften und persönliche Freundschaften. Vor Corona waren als mögliche neue Partnerstädte Goia in Italien und Kusadasi in der Türkei im Gespräch, aber da sei man bisher nicht weitergekommen. Nun – wie geplant – eine Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt aufzunehmen, gestalte sich schwierig.

„Gelebte Städtepartnerschaften stärken das Gemeinschaftsgefühl in Europa und helfen, den Frieden zu sichern“, unterstrich Bürgermeisterin Antje Runge. Anfragen zu einer Städtepartnerschaft lägen ihr auch aus Korea vor. In Oberursel lebten 900 koreanische Mitbürger, das sei die größte Community in der Brunnenstadt. Zur Frage der Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt informierte die Bürgermeisterin, dass von Seiten der Stadt geplant sei, in die nächste Sitzung des Sozial-Bildungs- und Kultur-Ausschusses (SBKA) Vertreter des VFOS einzuladen und das Thema gemeinsam zu erörtern. Junge Menschen kämen mit der Idee der Städtepartnerschaft etwa beim traditionellen Pfingstturnier der Eintracht in Kontakt, beim Austausch von Schulen oder von Fachkräften. Runge berichtete von der Möglichkeit, sich als Helfer bei der Olympiade zu bewerben, die nächstes Jahr in Frankreich stattfindet. Jungen Freiwilligen aus Oberursel würden Übernachtungsmöglichkeiten in Epinay angeboten.

Den Rückblick auf das vergangene Jahr präsentierte Vorstandsmitglied Günter Albrecht als „tönende Jahresschau“. Im Zeitraffer zeigte der Fotograf bei dieser mit stimmungsvoller Musik unterlegten Dia-Show Bilder von den Aktivitäten und weckte schöne Erinnerungen. Ob vom Welttag der Partnerstädte, vom Europatag im Mai in Weilrod oder vom Orschler Sommer. Vereinsmitglieder verbrachten mit Kindern aus der Ukraine einen Tag im Opel-Zoo, verkauften auf dem Weihnachtsmarkt 1000 Austern, gelieferten von der Delegation aus Epinay, und waren auf dem Weihnachtsmarkt in der französischen Partnerstadt im Einsatz. Auch die beliebte Veranstaltung „Kunst und Kulinarik“ fand wieder statt.

Anschließend nahm Albrecht Stellung zu den Beziehungen zu Lomonossow. Seit die russische Partnerstadt vor vier Jahren nach St. Petersburg eingemeindet wurde, ruhen die offiziellen Kontakte seitens der Stadt. Nach dem Einmarsch von Russland in die Ukraine am 24. Februar 2022 habe der VFOS einen Brief an den Partnerschaftsverein „Kalinka“ geschrieben und darin seine Meinung zu dem völkerrechtswidrigen Überfall mitgeteilt. Im Antwortschreiben in deutscher Sprache habe sich „Kalinka“ der offiziellen russischen Sprachregelung bedient. Seitdem ruhen die Kontakte auf Vereinsebene.

Für das Jahr 2023 hat sich der VFOS wieder viel vorgenommen. Wichtig ist ihm ein aktives Vereinsleben mit Stammtisch, Sommerfest, Wintergrillen sowie die Reihe „VFOS unterwegs“ mit Museumsbesuchen. Der VFOS wird sich erneut am Europa-Tag und am Orschler Sommer beteiligen, ebenso wird die Reihe „Kunst und Kulinarik“ fortgeführt. Höhepunkte werden zwei Reisen sein. Über das Pfingstwochenende organisiert der Verein vom 25. bis zum 29. Mai eine Bürgerreise nach Rushmoor. Bereits für April ist in Kooperation mit der Europa-Union Hochtaunus eine Fahrt nach Straßburg geplant. Vorsitzende Hildegard Klär erläuterte das Programm. Start ist am Montag, 17. April. Mit dem Bus geht es nach Colmar. Dort kann nach jahrelanger Restraurierungsarbeit wieder der berühmte Isenheimer Altar, ein Werk von Matthias Grünwald, besichtigt werden. Übernachtet wird in Kehl. Am Dienstag, 18. April ist der Vormittag frei, um Straßburg auf eigene Faust zu erkunden. Der Besuch einer Plenarsitzung im Europaparlament sowie ein Gespräch mit dessen Vizepräsidentin Nikola Beer steht am Nachmittag auf dem Programm. Klär erinnerte daran, dass im Mai kommenden Jahres die Europawahlen anstehen.

Vorstandsmitglied Monika Seidenather-Gröbler sprach die gute Zusammenarbeit mit der Stadt an und warf einen Blick auf das Jubiläumsjahr 2024. Der Verein plant das 60-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Epinay-sur-Seine und das 30-jährige mit Rushmoor über das ganze Jahr verteilt zu feiern. Für die geplante Jubiläums-AG sucht der Verein gerade auch junge Leute mit guten Ideen.



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