Oberursel (fch). Mit anhaltendem Applaus, Jubeln und Pfiffen feierten Klassikliebhaber an zwei Abenden das „Kammerensemble der Musikschule Oberursel“. Zuvor hatten Flötistin Heike Knäbel, die Geiger Claudia Louise Weigand (Violine) und Holger Pusinelli (Violine, Viola), Cellistin Shirin Tashibaeva und Pianist Robert Hurst das Publikum mit auf eine beschwingte Reise durch die Welt der Klassik und Moderne genommen. Die stürmisch herbeigeklatschten Zugaben wurden vom Ensemble mit Antonio Vivaldis Concerto a-moll, 3. Satz, und dem Wiegenlied „Guten Abend, gut‘ Nacht!“ von Johannes Brahms gegeben.
Begrüßt wurden die jeweils 200 Besucher im Hof der Grundschule Mitte von Dirk Müller-Kästner, dem Vorsitzenden des Vereins Kunstgriff, Schriftführerin Birgit Kindler und einem engagierten Mitglieder-Team, das für die Logistik an beiden Abenden zuständig war. Anmelden, Nasen-Mundschutz-Masken tragen und Abstand halten gehörte für die Besucher bei den Konzerten zu den bekannten Regeln im Corona-Sommer 2020. Die Konzerte hielten, was der klingende Titel „Kammer-Summer-Night“ versprach. Sie fanden im Rahmen des abgespeckten „Orscheler Sommers“ statt. Der hat 1985, im Geburtsjahr des Oberurseler Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur, das Licht der Welt erblickt. Und sich längst zur wichtigsten Veranstaltung des Vereins gemausert.
Mit den beiden „Classic Open Air 2020“-Konzerten setzten die Kunstgriff-Mitglieder ihre erfolgreiche Kooperation mit der Musikschule Oberursel fort. Die Musiker des Kammer-ensemble interpretierten in verschiedenen Besetzungen als Duo, Trio oder Quintett die bekannten Werke großer Meister. Auf dem Programm stand eine Sammlung von kurzweiligen Stücken oder Sätzen größerer Werke. Zu hören waren Kompositionen von den Klassikern Bach, Vivaldi und Beethoven sowie dem längst als „Klassiker“ angesehenen Astor Piazzolla, aber auch modernere Töne von Bartok und Schostakowitsch. Das Ensemble eröffnete die Konzerte mit dem ersten Satz aus dem Brandenburgischen Konzert Nr. 5 von Johann Sebastian Bach. Claudia Louise Weigand und Heike Knäbel interpretierten von Bela Bartok mit halber Besetzung die für vier Musiker geschriebenen „Duette für Violine und Flöte“. Vom Geburtstagskind Ludwig van Beethoven war das „Duo für Violine und Violoncello“, gespielt von Holger Pusinelli und Shirin Tashibaeva, zu hören. Auf die Suche nach dem „tiefen Blau der Beeren“ nahmen Heike Knäbel und Robert Hurst ihre Zuhörer bei „Deep Blue“ von Ian Clarke mit. Mit dem 1. Satz aus dem „Flötenquartett D-Dur“ von Wolfgang Amadeus Mozart entließen Heike Knäbel, Holger Pusinelli, Caudia L. Weigand und Shirin Tashibaeva das Publikum in die Pause.
Fand der erste Teil der Konzerte noch bei strahlendem Sonnenschein und unter blauem Himmel statt, so entfalteten im zweiten Teil Mond und Sterne am sommerlichen Abendhimmel ihren Zauber. Im Programm ging es abwechslungsreich weiter. Das Ensemble spielte zum Auftakt den 1. Satz aus dem Concerto a-moll von Antonio Vivaldi. Von Bela Bartok erklangen, arrangiert von Zoltán Székely die von Holger Pusinelli und Robert Hurst interpretierten Rumänischen Volkstänze. Shirin Tashibaeva ließ Camille Saint Saens Allegro Appassionato, op. 43 und Robert Hurst das schnelle, lebhafte Allegro des 2. Satzes erklingen. Dann spielten die beiden im Trio mit Claudia Louise Weigand Oblivion, zu Deutsch „Vergessen“, von Astor Piazzolla. Die wundervolle Melodie des ursprünglich langsamen Tangos wandelte sich zum klassischen Konzertstück. Vom Meister der argentinischen Tangos interpretierte das Ensemble wenig später als letztes Stück vor den Zugaben den „Libertango“.
Zuvor hatte das Quintett unterm funkelnden Sternenhimmel den bekannten Liebesgruß Salut d´Amor aus dem Jahr 1888 von Edward Elgar gespielt, und das Duo Shirin Tashibaeva und Robert Hurst hatte mit dem 2. Satz aus der „Sonate a-moll für Cello und Klavier, op. 40“ von Dmitri Schostakowitsch brilliert. Die von den Musiklehrern gekonnt wie schwungvoll interpretierte stimmungsvolle Musik des anspruchsvollen Programms bescherte dem begeisterten Publikum wunderbare Konzert-erlebnisse unter freiem Himmel.