Oberursel (gt). In der Lenaustraße sollen demnächst neue Wohnungen gebaut werden. Trotz Bedenken bezüglich des Lärms und elektromagnetischer Strahlung hat die Stadtverordnetenversammlung Ende November den Bebauungsplan Nummer 268 „Frankfurter Landstraße 1-3“ verabschiedet. Mit der Bekanntmachung der Stadt vom 23. Januar ist der Plan nun in Kraft getreten.
Es handelt sich um den ehemaligen Parkplatz in der Lenaustraße, direkt neben den Bahnschienen. Geplant ist ein sogenanntes Mischgebiet, das heißt ein Wohngebäude mit Gewerbe, wobei es einige Einschränkungen bei den Gewerbearten gibt. Die Stadtentwicklungs- und Wirtschäftsförderungsgesellschaft mbH Oberursel (Taunus) als Grundstückseigentümer beabsichtigt zeitnah ein Markterkundungsverfahren durchzuführen.
Allerdings blieb das Projekt nicht ohne Kritik von den Stadtverordneten. Durch die Nähe zu den Bahngleisen gibt es regelmäßig Lärm von den S- und U-Bahnen. Im Rahmen des Bebauungsplans hatte man ein akustisches Gutachten in Auftrag gegeben und dieses sagt zum Schienen- und Straßenverkehr, dass die Orientierungswerte der DIN 18005 vom Deutschen Institut für Normung im gesamten Plangebiet tagsüber überschritten werden. Die Zumutbarkeitsschwelle von 69 Dezibel wird im gesamten Plangebiet jedoch eingehalten. Aber nur tagsüber. Nachts wird die Zumutbarkeitsschwelle von 59 Dezibel nahezu im gesamten Plangebiet überschritten.
„Aus schalltechnischer Sicht ist das Plangebiet aufgrund der Geräuschvorbelastung nicht uneingeschränkt zu Wohnzwecken nutzbar“, laut dem Gutachten. Deswegen soll es passive und bauliche Schallschutzmaßnahmen geben. Auch die Oberleitungen der Bahnen haben Auswirkung auf das Bauprojekt. „Wegen der unmittelbaren Nähe der elektrifizierten Bahnstrecke oder Bahnstromleitungen ist mit der Beeinflussung von Monitoren, medizinischen Untersuchungsgeräten und anderen auf magnetische Felder empfindlichen Geräten zu rechnen“, so die planrechtliche Festsetzungen. Außerdem: „Offene Außenwohnbereiche (zum Beispiel Balkone oder Terrassen) sind ausschließlich an den zur Lenaustraße orientierten Fassadenabschnitten zulässig.“
Die Klimaliste hatte eine andere Idee, was man mit der Fläche machen könnte: Und zwar, dass man ein Parkhaus für Autos und Fahrräder errichten könnte. „Perfekt elektrisch abgeschirmt gegen die Bahnanlage, mit Photovoltaik auf dem Dach mit ganz vielen
E-Ladestationen“, schlug Claudia von Eisenhart-Rothe in der Sitzung vor.
Auch die AFD kritisierte das Projekt: „Diesen Bebauungsplan aufgestellt zu haben, ist verlorene Liebesmühe und rausgeschmissenes Geld“, sagte Paul Beuter.
Das sah die Koalition anders und hielt sich am vorgelegten Bebauungsplan fest. „Die Lage ist perfekt. Ideal zur U- und S-Bahn, zum Bus, fußläufig zur Innenstadt“, sagte Sabine Kunz von der SPD.
Sie ergänzte: „Ja, das Lärmguthaben sagt, dass die Zumutbarkeitsschwelle überschritten wird, aber es nennt auch drei konkrete Maßnahmen, die zu ergreifen sind und findet damit Lösungen für das Problem. Lösungen zu finden innerhalb eines Spannungsfeldes zwischen Ressource und Klimaschutz zu dem Menschenrecht auf Wohnen ist nach Ansicht der Koalitionen eine originäre Aufgabe der heutigen Politik.“
Diese Meinung teilte nicht nur die Koalition aus CDU, SPD und OBG, sondern auch Bündnis 90/Die Grünen, ULO, die Linke und die fraktionslose Stadtverordnete Doris Mauczok. Lediglich die Klimaliste und die AFD stimmten gegen den Plan.