Der Kerbebaum wurde durch die Vorstadt über die Ackergasse und Obere Hainstraße von der Frohsinn Brassband begleitet. Anschließend spielte sie auch auf der Bleiche.
Am dritten Wochenende im Oktober wurde traditionsgemäß die Taunuskerb auf der Bleiche gefeiert, aber in diesem Jahr gab es einige Änderungen und Neuheiten im Programm. Die größte Änderung war die Kürzung der Kerb auf drei Tage und somit der Wegfall des Montags.
Pressesprecher der Kerbeborschen, Tom Weinmann, erklärte auf Anfrage, dass dies eine gemeinsame Entscheidung der Stadt, der Schausteller und der Zeltbetreiber war, da der Montag nicht mehr so lukrativ war. Zwar hätten die Kerbeborschen den Tag gerne behalten, aber wollten ihn dann doch in diesem Jahr für den Abbau nutzen.
Los ging es am Freitagabend. „Wenn’s los geht, sind wir da!, sangen die Kerbeborschen und -mädchen, als sie das Festzelt betraten. Nach einer kurzen Begrüßung legte DJ JNEX „Let’s get loud“ auf und schon konnte das Musikprogramm beginnen. Je später die Stunde desto voller war das Festzelt, aus der zu später Stunde „Wir feiern die ganze Nacht“ als Lied zu hören war. Auf der Rückseite des Zeltes hatte Christoph Spreitzer seine Tombola aufgebaut. Insgesamt gab es 500 Lose, und jedes zehnte Los gewann einen der von Oberurseler Unternehmen gespendeten Preise. Wer tatsächlich zehn Nieten zog, erhielt ein Freigetränk. Zu gewinnen gab es unter anderem Apfelsaft, Wein, Honig, Bier, Kartoffeln, und sogar einen Gutschein, mit dem man eine Hüpfburg für einen Tag ausleihen konnte. Bereits am Samstagabend waren die Lose ausverkauft. Der Erlös kommt dem „Verein zur Förderung des Brauchtums in Oberursel“ zugute.
Viel Zeit zum Schlafen hatten die Kerbeborschen nicht, denn um 8 Uhr haben sie sich am Samstag wieder getroffen, um in den Stadtwald zu fahren und den Kerbebaum zu schlagen. Frühstück gab es ebenfalls erst im Wald. Gegen 12 Uhr kehrten sie mit dem Baum zurück und trafen in der Hohemarkstraße kurz vor dem Hommkreisel auf die Frohsinn Brassband, die den Baum ab hier begleitete.Weiter ging es den Holzweg entlang und dann quer über den Epinayplatz, wo gerade der Wochenmarkt stattfand. Viele Marktbesucher haben ihre Einkäufe kurz unterbrochen, um den Kerbeumzug anzuschauen. Über die Bärenkreuzung ging es weiter in die Vorstadt hinein. Der Baum wurde dabei von mehreren Traktoren begleitet, die mit den Kerbefahnen aus vergangenen Jahren geschmückt waren.Der 21m-lange Baum kam relativ problemlos aus der Ackergasse in die Eppsteiner Straße, aber an der Oberen Hainstraße ging er doch nicht so leicht um die Ecke. „Wir ziehen ihn doch von Hand, er wiegt doch nichts!“ rief der Traktorfahrer und so stiegen die Kerbeborschen von ihrem Anhänger ab, hängten den Baumanhänger ab und zogen ihn um die Ecke.
Vor dem Festzelt wurde der Kerbebaum vom Anhänger vorsichtig abgeladen und geschmückt. Hier wurden neben dem Kranz ein Flamingo und die „Schlumpel„ befestigt. Die Schlumpel ist das Heiligtum der Kerbeborschen und schaute in diesem Jahr zum Festzelt. Wer sie klaut, kann eine Auslöse fordern. Der Flamingo kam vor einigen Jahren erst dazu und leistet ihr seitdem Gesellschaft. Auf ein Alleinstellungsmerkmal des Kerbebaums – die blaue Beleuchtung – musste man in diesem Jahr verzichten, da die Lichterketten die Mäuse nicht überlebt hatten und nicht funktionierten. Nachdem der passende Sechskantschlüssel gefunden wurde, konnte die Abdeckung des Lochs aufgeschraubt und für den Baum vorbereitet werden. Vor einigen Jahren wurde ein passendes Loch in der Bleiche ausgegraben und mit Betonrand versehen. Moderator Valentin Reuter scherzte, dass das Loch so tief ist, dass die Stadt vor einigen Wochen eine Delegation nach Korea geschickt hatte, um zu schauen, wo es rauskommt!
Schritt für Schritt wurde der Baum in das Loch hineingelassen und während Martin Quirin für die Stabilität am unteren Ende sorgte, gab Kai Hofstetter die Kommandos, um ihn aufzustellen. Schließlich wurden Klötze angefertigt, die als Keilstücke um den Baum platziert wurden. Kurz vor 14 Uhr stand er aufrecht und fest.
Anschließend wurde die neue Kerbefahne enthüllt, die in diesem Jahr von den Ex-Kerbemädchen Lorena I. und Ina I. zusammen mit Inas Tochter Alma gestaltet wurde. Pater Matthäus nahm viel Schwung und segnete die Fahne mit drei Gläsern Äppelwoi. Auf der Fahne waren Motive der Kerb zu sehen: die Schlumpel, der Kerbebaum und das Hühnchen, aber auch die heilige Ursula und der Sankt Ursula Turm.
Nachdem Bürgermeisterin Antje Runge den Fassanstich durchgeführt hatte, spielte erneut die Brassband. Am Samstagnachmittag wurde auch der Sankt Ursula Turm geöffnet, so konnte man die Kerb auch von oben aus sehen. Unter den Besuchern war der 94-jährige Oberurseler Werner Renis, der mit seiner Enkelin den Turm bestieg.
Sodann folgte eine der Programmänderungen – die Kerbolympiade fand in diesem Jahr bereits am Samstag statt. Fünf Mannschaften nahmen daran teil: die Kerbeborschen aus Kalbach, aus Burgholzhausen, eine Mannschaft vom Karnevalverein Frohsinn, die Orscheler Kerbeborschen selbst und eine Mischmannschaft aus Orscheler und Bommersheimer. In fünf Disziplinen traten sie gegeneinander an. Als erstes musste sitzend ein Tuch mit den Füßen unter eine Bank gezogen werden, bevor man um die Bank herumlief und am anderen Ende des Platzes eine Schoppe austrinken musste. Im Brillenspiel bekam man eine Brille aufgesetzt, die oben und unten verdrehte, und musste damit eine Wasserflasche öffnen und das Wasser in einen Becher hineingießen. Beim „Becherflip“ sollten Plastikbecher auf einem Tisch nur mit einer Fingerbewegung umgedreht werden. Im vierten Spiel bekamen die Teilnehmer einen Becher um sich gebunden, unter dem ein Ball hing. Mit Hüftschwung sollte der Ball in den Becher hineingelangen, was einige Teilnehmer sogar beim ersten Versuch geschafft haben. Als letztes Spiel musste ein Becher, mit einem aufgeblasenen Luftballon, durch einen Parcour transportiert werden. Währenddessen musste ein weiteres Mannschaftsmitglied kleine Muttern mit Essstäbchen aufstapeln. Jedes Spiel wurde durch eine andere Mannschaft gewonnen, aber in der Gesamtwertung setzten sich die Kerbeborschen aus Burgholzhausen durch. Der zweite Platz ging an die gemischte Mannschaft.
Abends im vollen Festzelt spielten bei guter Stimmung „Let The Butterfly“. Draußen auf dem Zeltplatz konnten sich die Besucher über den „Skipper“, Dosenwerfen und das Sternschießen erfreuen. Für die hungrigen Besucher gab es neben dem Grillstand auch Crêpes, Churros, Reibekuchen und Knobibaguettes. Für ganz kleine Besucher fuhr die „Dreamland Express“ Eisenbahn.
Nach dem Gottesdienst am Sonntag standen einige neue Programmpunkte an. Während des Weißwurst-Frühschoppens mit der Band „Gaudi-Express“ fand auf dem Parkplatz der neue Kindersachen-Flohmarkt statt. Am Nachmittag im Festzelt gab es auch eine Kinderdisco. „Die Kinderdisco war der größte Erfolg, das Zelt war komplett voll“, erzählte Kai Hofstetter, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Brauchtums in Oberursel. Aber auch der Flohmarkt kam gut an: „Beide Programmpunkte waren komplett neu und beide waren komplette Erfolge“, ergänzte seine Stellvertreterin Julia Maaß.
Das Ende des traditionellen Kerbeprogramms bildete der Giggelschmiss am Sonntagnachmittag und wurde vom diesjährigen Kerbepaar Hans Himmelhuber (29) und Amélie Roes (19) durchgeführt. Amélie bekam die Augen verbunden und musste unter Anleitung von Hans mit einem Dreschschlegel einen Bembel zerschlagen, in dem ein Gummihuhn versteckt war. Obwohl es für Hans die 13. Kerb war, brachte ihm die Zahl wohl Glück, denn Amélie hat den Bembel gleich mit dem ersten Schlag getroffen. Schließlich wurde ein Geburtstagsständchen für „Pfeffi“ gesungen. Das Musikprogramm ging mit der Band „Secret Basement“ im Festzelt am Sonntagabend zu Ende.
Der Kerbebaum wurde nach seinem Transport durch die Vorstadt an der Bleiche aufgerichtet.
Vom Sankt Ursula Turm aus konnte man einen Blick auf die Kerb von oben nehmen.
Fotos: Tappenden
Beim Brillenspiel in der Kerbolympiade mussten die Teilnehmer (hier: Louisa aus Burgholzhausen) mit einer speziellen Brille, oben und unten verdreht, eine Wasserflasche öffnen und in einen Becher füllen.
Kerbemädel Amélie Roes (r.) hat nur einen Schlag gebraucht, um beim „Giggelschmiss“ den Bembel unter der Anleitung von Hans Himmelhuber (l.) mit dem Dreschschlegel zu zerschlagen. Das Kerbepaar behält den Henkel als Andenken an ihr Kerbewochenende.




