Dem Tierheim fehlen Menschen und Geld

Mini-Jobber Frank Wagner kommt mit Husky Piko zurück von einer langen, ausgiebigen Runde durch den Wald.     Foto: fch

 

Oberursel (fch). Seit zwei Wochen ist das Tierheim Hochtaunus zum Schutz von Tieren und Menschen vor dem Covid-19-Erreger bis auf weiteres geschlossen. Für Besucher, Gassigänger und Ehrenamtliche bleibt das Eingangstor im Forsthausweg 15 zu. Sie haben in Zeiten der Corona-Pandemie keinen Zutritt. Tiere werden bis auf weiteres nicht vermittelt. Doch die Arbeit geht für die Mitarbeiter weiter, denn die Tiere wollen versorgt und beschäftigt werden.

Für die Tiere im Forsthausweg 15 ändert sich auch in Corona-Zeiten nicht viel. Wohl aber für die Mitarbeiter, die sich um sie und ihr Wohlergehen kümmern. „Wir versorgen derzeit 34 Hunde, sechs Katzen, 14 Kaninchen, drei Meerschweinchen, zwei Chinchillas und drei Wellensittiche“, informiert Manuela Henninger. Bei der stellvertretenden Leiterin des Tierheims und den neun Mitarbeitern, zu denen Teilzeitkräfte, Mini-Jobber und ein Auszubildender gehören, kommt trotz der Schließung keine Langeweile auf. Tierheim-Leiterin Nicole Werner befindet sich im wohlverdienten Urlaub.

„Die Versorgung unserer Tiere hat Priorität“, betont Manuela Henninger. Zu den Aufgaben des Teams gehört außer dem Füttern das Streicheleinheiten-Vergeben und das Reinigen der Unterkünfte, das Gassigehen und Beschäftigen der munteren Vierbeiner. Unterstützt wird das Team beim Gassigehen mit seinen Hunden von hilfsbereiten Bürgern. „Von den 50 angemeldeten Gassigängern kommen 15 häufiger. Einige kommen fast täglich und drehen nacheinander mit verschiedenen Hunden ihre Runden. Die regelmäßigen Gassigänger sind wichtig, weil sie hundeerfahren sind.“ Wer nur einmal im Monat Zeit hat, um mit einem der Vierbeiner Gassi zu gehen, kommt nicht in Frage, denn „das macht keinen Sinn“. Die Tiere müssen Gelegenheit haben, um Vertrauen zu den Menschen aufzubauen, mit denen sie spazierengehen.

Trotz der Anzahl der ehrenamtlichen Tierfreunde „gibt es Nachmittage, da kommt kein Gassigänger“, bedauert die stellvertretende Tierheimleiterin. Kaum gesagt, schon öffnet sich das Eingangstor. Mini-Jobber Frank Wagner kommt mit Husky Piko von einer langen Runde durch die Natur zurück. Alle Hunde, die heute nicht in den Genuss eines Gassigangs kommen, haben Bewegung in den Ausläufen. Mit freudigem Bellen, aufgeregtem Schwanzwedeln und aufmerksamen Blicken wird Manuela Henninger von den Hunden bei ihrem Rundgang begrüßt. Einige kommen ans Gitter, um sich Streicheleinheiten abzuholen, andere springen vor Freude hoch oder drehen Runden durch den Auslauf.

Ruhiger geht es da im Katzenhaus und bei den Kleintieren zu. Zwar wird auch hier die Anwesenheit der Mitarbeiter und deren Tätigkeiten wie das Reinigen der Gehege aufmerksam verfolgt, aber diskreter und ruhiger als bei den Hunden. Kaninchen, Meerschweinchen und Chinchillas vermitteln ihre Ungeduld beim Warten auf ihre Futterrationen jedoch ebenfalls sehr eindrücklich. Tierpflegerin Ivonne Triendl reinigt zuerst und füttert dann, was einigen der Tiere offensichtlich zu lange dauert. Sie drehen der Tierpflegerin demonstrativ den Rücken zu oder verschwinden in Röhren und Häusern. Doch die Tierpflegerin hat leckere Argumente auf ihrer Seite und schon bald verlassen alle wieder freiwillig mit aufgeregt schnuppernden Näschen ihre Rückzugsorte.

Zusätzlich zu fehlenden Gassigängern und Besuchern hat das Tierheim-Team weitere Probleme: „Unsere Pensionstiere, die immer dann zu uns kommen, wenn ihre Halter in Urlaub sind, sind uns wegen der Corona-Pandemie weggebrochen. Momentan fährt niemand in Urlaub.“ Deshalb bleiben die jeweils zehn Plätze für Katzen, Hunde, Kleintiere und Vögel leer. Rund 5000 Euro an Einnahmen fehlen dem Tierheim. „Wir sind zwar ein Kreistierheim, aber nicht alle unsere Kosten werden von den Kommunen gedeckt. Einen Teil unserer Kosten sichern wir mit den Umlagen, die wir vom Kreis, den Städten, Gemeinden und Tierschutzvereinen zur Verfügung gestellt bekommen. Diese Zuschüsse reichen aber nicht aus, um die gesamten Betriebs-, Personal- und Unterhaltskosten unseres Tierheims zu decken.“

Wer helfen möchte, den bittet das Team um Geldspenden. „Bitte keine Futterspenden, weil viele Tiere unter Allergien leiden und Spezialfutter benötigen.“ Weitere Sorgen bereiten dem Team das 1964 erbaute, mittlerweile marode Verwaltungsgebäude. Hier gibt es etliche Probleme wie ein undichtes Dach. Aber auch die Quarantäne-Anlage für Hunde ist nicht mehr nutzbar. Bei beiden besteht wie bei den gebrochenen Kanälen dringend Handlungsbedarf. „Bei den Gebäuden müsste neu gebaut und nicht nur wie bisher geflickt werden.“ Hier könnten Erbschaften bei der Realisierung helfen. Mit Hilfe von Zuwendungen konnten bereits Hunde- und Katzenhaus erneuert werden.

Kaum Anfragen von Tierhaltern hat es zum Verhalten bei einer Erkrankung durch das Corona-Virus gegeben. „Auf der Website des Deutschen Tierschutzbundes finden alle Halter Antworten auf ihre Fragen.“ Über die Vermittlungstiere können sich Interessenten derzeit nur mit Blick ins Internet unter www.tierheim-hochtaunus.de und unter Telefon 06171-23097 informieren.

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