Oberursel (ow). Am 27. Januar wird bundesweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Für den Vorabend, Donnerstag, 26. Januar, laden die Stadt Oberursel und die Initiative Opferdenkmal um 19 Uhr zu einem Gedenkabend ins Kulturcafé Windrose ein. Der polnische Musiker Mieczysław Grochowski berichtet über seine Kindheit im Internierungs- und Arbeitslager Lebrechtsdorf-Potulitz. Dorthin wurde die Familie des damals Vierjährigen aus Pommern verschleppt und bis 1945 inhaftiert. Hunger, Krankheit und Angst vor Bestrafung gehörten zum Alltag des Kindes. Der Vater überlebte die Internierung nicht.
Seit 2001 erzählt der als jüngstes von acht Kindern im nordpolnischen Pommern zur Welt gekommene Mieczysław (Mietek) in Deutschland als Zeitzeuge von seinen Erlebnissen. In seiner Heimat sprachen viele Deutsch. Teile der Bevölkerung Pommerns waren nach Kriegsausbruch für die „Germanisierung“ vorgesehen. Sein Vater und sein Großvater weigerten sich jedoch, die sogenannte Volksliste zu unterschreiben, in der sich Einheimische Privilegien aus deutscher Staatsbürgerschaft sichern konnten. Deshalb wurde die ganze Familie interniert.
Nach dem Krieg wurde Mietek Trompeter und spielte bis zu seiner Pensionierung im Marineorchester. Der heute 83-Jährige ist mit einer deutschen Zirkusartistin verheiratet und lebt mit ihr abwechselnd in Berlin und Danzig.
Beteiligt an der Veranstaltung sind auch der Kultur- und Sportförderverein Oberursel (KSfO), die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus, der Verein „Kunstgriff“, die Feldbergschule, der Kulturkreis Oberursel und das Kulturcafé Windrose. Der Eintritt ist frei. Schirmherrin der Veranstaltung ist Bürgermeisterin Antje Runge.