Waldfest im Zeichen dreier Jubiläen

Die Bläser des Jagdvereins Hubertus aus Bad Homburg übernehmen unter der Leitung von Lioba-Ursula Berlich zum Auftakt des Waldfests die musikalische „Begrüßung“. Foto: gt

Von Graham Tappenden

Oberursel. Zum 20. Mal wurde nach einem Jahr Pause zum Ende der Schulferien das Waldfest im Oberurseler Schulwald gefeiert. Der Jagdverein Hubertus aus Bad Homburg, der das Fest mit seinen Hörnern begleitete, begeht sein 60. Bläserjubiläum, und die Alte Leipziger zeigte sich großzügig anlässlich ihres 200. Geburtstags.

Bei zum Teil bewölktem Wetter und frischem Wind eröffeten die Bläser des Jagdvereins Hubertus unter der Leitung von Lioba-Ursula Berlich das Fest mit dem „Sammeln der Jäger“, einer „Begrüßung“, dem „Aufbruch zur Jagd“ sowie den Signalen für mehrere Tiere, darunter passenderweise für die Hasen. Die offizielle Festeröffnung vollzog der Vorsitzende des Fördervereins, Thorsten Schorr, zusammen mit Brunnenkönigin Pia I. und Erstem Stadtrat Christof Fink. Schorr bedankte sich insbesondere bei der Umweltabteilung im Rathaus für die gute Zusammenarbeit und bat um Unterstützung für ein Mitglied des Fördervereins bei der Abstimmung zum „Deutschen Waldpreis“. Björn Neugebauer hat es in der Kategorie „Förster des Jahres“ unter die letzten drei Förster geschafft. Im Internet unter www.deutscher-waldpreis.de läuft die Abstimmung.

Klimawandel im Schulwald

Fink erklärte, die Auswirkungen des Klimawandels seien auch in Oberursel im Wald sichtbar. Durch die Trockenheit und den Borkenkäfer müssten viele Bäume entfernt werden. Erfreulicherweise habe der Oberurseler Wald jedoch viele Menschen, die sich um ihn kümmern. Drei von ihnen waren gleich in Aktion sehen, denn nach der Eröffnung fand am Teich eine Baumfällung statt. Da in diesem Bereich ein fallender Baum viele Schäden anrichten könnte, wurde eine seilunterstützte Baumfällung durchgeführt. Dazu kletterte Philip Morris-Schwebe den Baum hinauf, um zuerst die Äste an der Krone zu entfernen und dann den Stamm Stück für Stück abzusägen. Unterstützt wurde er von Dominic Braun und BSO-Förster Luis Kriszeleit. Als der Baum in Stücken auf dem Boden lag, gab es ein unerwartetes Wiedersehen: Philip Morris-Schwebe freute sich über jemanden aus seinen Tagen an der Stierstädter Grundschule: Brunnenkönigin Pia I.

Verteilt durch den Schulwald waren verschiedene Aktivitäten im Angebot. Am Gewässer konnten „Teichbeobachtungen“ mit Netzen gemacht werden. Das Goldwaschen fand ebenfalls statt, aufgrund der aktuellen Wassersituation allerdings nur zu bestimmten Zeiten. Beim „Wippen oder Wiegen“ wurden Zollstöcke auf einer Flasche balanciert und Holzscheiben gestapelt. In einer anderen Ecke des Walds konnten Fledermäuse aus Holzformen gebastelt werden, und der Bienenzuchtverein war ebenfalls am Fest vertreten.

Gebastelt werden konnte auch bei den Pfadfindern vom Stamm „Graue Bären“. Aus brauner Pappe wurden Igel-Formen ausgeschnitten, darauf konnten Stacheln aus Naturmaterialien geklebt werden. Außerdem packten die Pfadfinder am Nachmittag ihre Gitarre und Liederbücher aus und unterhielten mit Lagerfeuergesang – allerdings ohne Lagerfeuer – die Besucher. Die „Grauen Bären“ treffen sich jede Woche am Pfadfinderheim neben dem Frohsinnweg. Die genauen Termine sind im Internet unter www.grauebaeren.de zu finden.

Tiere im Taunus

Und neben der historischen Säge hatte auch die Aktion „Lern Ort Natur“ zusammen mit Mitgliedern vom Jagdvereins Hubertus einen Wagen des hessischen Landesjagdverbands mitgebracht. Darin befanden sich präparierte Tiere, die im Taunus gefunden werden können. Daran konnte den Kindern beispielsweise der Unterschied zwischen Geweihträgern und Hornträgern erklärt werden. Neben dem Fasan, Dachs, Steinmarder und Habicht gab es auch Tiere, die als „invasiv“ beschrieben wurden, also nicht heimisch im Taunus, aber inzwischen hier im Wald zu finden sind. Dazu gehören auch der Waschbär und der Marderhund, der sich als Allesfresser von Obst, Gemüse und auch kleinen Tieren ernährt.

Aber sie hatten auch lebende Tiere dabei, eine Sammlung von Jagdhunden, darunter Dackel, Terrier, kleine Münsterländer, Weimaraner und Steirische Rauhhaarbracke. Jede Rasse hat besondere Fähigkeiten bei der Jagd, und diese wurden auch erklärt. Der Kleine Münsterländer wird etwa zum Apportieren bei der Wasserjagd eingesetzt, und zwei Dackel können zusammen ein Wildschwein festhalten, wenn sie es von hinten anpacken. Vor allem appellierten die Jäger an die Hundebesitzer, ihre Hunde im Wald an der Leine zu führen.

Für den Erhalt der Umwelt

Am späten Nachmittag war es Zeit, das Jubiläum der Alte Leipziger zu feiern, die den Schulwald als regionales Projekt unterstützt. Kai Waldmann und Sven Waldschmitt aus dem Vorstand des Versicherungskonzerns waren mit einem Scheck über 20 000 Euro zum Waldfest gekommen. Sie überreichten ihn an Schorr und seinen Stellvertreter Klaus Witzel. „Statt Fakten aus Schulbüchern vermittelt der Schulwald auf einer Fläche von 10 000 Quadratmetern anschaulich, warum der Erhalt der natürlichen Umwelt wichtig ist. Wir unterstützen diese Art der Wissensvermittlung gerne und fördern die inhaltliche Weiterentwicklung des Programms“, sagte Waldmann. Schorr erklärte, das Geld werde für drei Projekte eingesetzt: um das umweltpädagogsiche Programm zu fördern, den Umweltgarten neu zu gestalten und einen Windbruch nachzustellen.

Zum Abschluss des Fests traten die Ober-Erlenbacher Jagdhornbläser auf, während die Gäste es sich mit Kaffee, Tee, Kuchen, warmen Würstchen und kalten Getränken, die von Familie Franklin zugunsten des Fördervereins angeboten wurden, gemütlich machten. Grillen durfte der Verein aufgrund der Trockenheit nicht – eine Auswirkung des Klimawandels im Schulwald.

Nachhaltigkeit

Gerade in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet kommen viele Kinder kaum in Kontakt mit der Natur. Handy und PC sind oft wichtiger als das Spielen in der Natur. Mit vielen attraktiven Angeboten gelingt es dem Schulwald in Oberursel die junge Generation für das Erleben der Natur zu gewinnen, heißt es in einer Mitteilung der Alte Leipziger. 1994 gegründet, nehmen heute jährlich 3000 Kinder und Jugendliche am naturpädagogischen Bildungsprogramm des Schulwalds teil. Die Alte Leipziger Versicherung AG will dazu beitragen, dass diese Angebote zukunftssicher sind und ausgebaut werden können. So soll im „Umweltgarten“ am Beispiel ausgewählter „Produkte“ sichtbar werden, wie Abbauprozesse aussehen und wie lang sie brauchen.

Sich für Natur und Umwelt engagieren, ist auch für viele Mitarbeiter des Alte Leipziger-Hallesche Konzerns wichtig. Auf ihren Vorschlag hin wurden auf dem Unternehmensgelände an der Lahnstraße ein Blühstreifen angelegt und auf dem Dach des Gebäudes zwei Bienenstöcke aufgestellt. Der Honigverkauf findet im September statt. Der Erlös wird wiederum gespendet. Auch für die Konzerngesellschaften hat nachhaltiges Handeln einen hohen Stellenwert. Seit 2017 wird ein Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht.

!Die Auferstehungsgemeinde Oberursel feiert am Sonntag, 18. August, um 11 Uhr ihren Familiengottesdienst im Schulwald. Für das leibliche Wohl nach dem Gottesdienst ist bestens gesorgt. In der Nacht von Freitag, 30. August, auf Samstag, 31. August, findet im Schulwald die dritte Schulwald-Nacht statt. Unter dem Motto „BatNight“ geht es um Fledermäuse, Waldtiere und Artenvielfalt mit einer Führung zu Fledermäusen und zum Waldkauz sowie mit Gruselgeschichten im nächtlichen Wald. Weitere Infos unter Telefon 06171-502258. Zu beiden Veranstaltungen ist keine Anmeldung erforderlich.

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