Oberursel (bg). Zum zweiten Mal hatte der Ortsbeirat mit Ortsvorsteher Steffen Wolf an der Spitze zu einer Wanderung entlang der Grenzen von Bommersheim eingeladen. Die Ortsbeiratsmitglieder nahmen auf der Tour viele Plätze unter die Lupe, mit denen sie sich häufig bei ihren Sitzungen beschäftigt hatten. Ziel war der erste Grenzstein, der 2015 noch vom Beirat Bommersheim am nördlichsten Punkt der Gemarkung unterhalb der Alte Leipziger aufgestellt worden war – neben einer Bank an der Kleingartenanlage „Looshecke“. Er ist aus Basalt und trägt eine Plakette, auf der das Bommersheimer Wappen und die Jahreszahl eingraviert sind.
Den Ortsbeirat Bommersheim gibt es in dem ältesten Stadtteil von Oberursel erst seit den Kommunalwahlen im Jahr 2021. Zuvor war ganz exklusiv für die Bommersheimer ein Beirat installiert wurden, wusste Winfried Schmidt zu berichten. Er war viele Jahre Vorsitzender dieses Gremiums, das es sonst nirgendwo gab. Gemeinsam mit Georg Braun hatte er die Grenzwanderung im Jahr 2011 ins Leben gerufen. Bis 2019 ging sie regelmäßig am Jahresende über die Bühne. Dann folgte eine Zwangspause durch Corona.
Der Weltmeister im Triathlon hatte es sich nicht nehmen lassen und war wie immer mit von der Partie. Am Treffpunkt Reithalle Bommersheim beugte er sich gemeinsam mit Steffen Wolf und Wilma Ruppel über den großen Stadtplan von Oberursel. Darauf sind alle Stadtteile mit ihren Gemarkungsgrenzen und den Flurbezeichnungen farblich dargestellt. Die Gesamtfläche von Bommersheim beträgt rund 761 Hektar. Selbst einige Bommersheimer wissen nicht, dass dazu auch ein stattliches Waldgebiet von 150 Hektar gehört. Von der „Kaiserin-Friedrich-Brücke an der Kanonenstraße zieht es sich über die „Alten Höfe“ bis etwa zur Weißen Mauer. Auch die „Schöne Aussicht“ in der Nähe des alten Steinbruchs und die Hünerburgwiesen gehören dazu. In Richtung Norden verläuft die Gemarkung entlang der A661 bis unterhalb der Alte Leipziger.
An der Feuerwehr vorbei – wo auf dem Parkplatz seit Kurzem eine Traglufthalle steht – setzte sich die fröhliche Wandergruppe in Bewegung durch die Burgstraße ins Feld Richtung Bad Homburg. Die Feldwege waren zum Teil überfroren und schmierig glatt. Bevor sdie Wanderer die kleine Brücke an der S-Bahn ansteuerten, nahmen sie noch die gefährliche Kreuzung und den Graben entlang des Peter-Meister-Wegs in Augenschein. Rund um die Brücke und entlang der S-Bahn gab es immer wieder Klagen über Müll, meist Hinterlassenschaften einer Fast-Food-Kette. Auf Betreiben des Ortsbeirats wurde jetzt ein Papierkorb mit Dog-Station aufgestellt. Nach Überquerung der Homburger Landstraße war man mitten im Gewerbegebiet „An den Drei Hasen“, das für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Beklagt wurde die Ansiedlung von großen Autohäusern, die in Oberursel so gut wie keine Gewerbesteuer zahlten.
Erst kürzlich wurde in dem Gebiet zwischen Karl-Hermann-Flach- und Willy-Brandt-Straße die Lise-Meitner-Straße mit Fördermitteln des Bundes fertiggestellt. Entlang des neuen Fuß- und Radwegs wurden Bäume gepflanzt, Sitzbänke aufgestellt und zur Regenwasserrückhaltung eine Mulde angelegt. Auch damit hat sich der Ortsbeirat beschäftigt. Durch die Starkregenereignisse war im vergangenen Jahr das Gewerbegebiet ein Dauerthema bei den Bürgersprechstunden im Ortsbeirat. Durch die Versiegelung – so die Klage von Anwohnern im Ortskern von Bommersheim – stünden jetzt bei Starkregen ihre Keller unter Wasser. Von Seiten der Stadt wurden bereits erste Maßnahmen ergriffen. Der Ortsbeirat fragte nach, ob die Zisternensatzung im Gewerbegebiet eingehalten worden sei und ob diese auch regelmäßig geleert würden.
Weiter ging es entlang dem Graben hinter der Erich-Kästner-Schule bis zur Freiligrathstraße. Dort sollen Anfang des Jahres kleine Kaskaden angelegt werden, um die Wassermassen bei Starkregen etwas aufzuhalten. Eine gute Lösung wäre nach Ansicht einiger wanderer ein Regenrückhaltebecken auf der großen Wiese oberhalb der Hochtaunusschule. Eine schnelle Umsetzung sei durch die Besitzverhältnisse wohl nicht möglich.
Ein längerer Stopp wurde am Neubau des Bieneninstitus eingelegt, das an der verlängerten Ebertstraße gegenüber dem Vereinsheim der Kleingärtner gebaut wird. Zum größten Teil ist es ein reiner Holzbau, dessen Nachhaltigkeit durch eine Photovoltaik-Anlage unterstützt wird. Das Gesamtgebäude mit großer Gartenfläche, eingebettet in eine Kleingartenlandschaft, soll im Lauf des Jahres bezugsfertig werden. Der größte Raum der Anlage ist die unterirdische Bienenflughalle, berichtete Marion Unger. Das Institut für Bienenkunde wurde von der Polytechnischen Gesellschaft von 1816 in Frankfurt gegründet. In Oberursel ist es seit 1936 ansässig – mitten im Gelände des damals im Bau befindlichen Reichssiedlungslehrhofes. Das Land war im Besitz des Siedlungsfördervereins Hessen, der zur Förderung des Siedlungswesens damals gegründet worden war. Ab 1939 befand sich es im Besitz der Deutschen Luftwaffe. 1945 wurde daraus das Camp King, und nach Abzug der amerikanischen Armee entstand ein neues Wohngebiet im Norden von Oberursel.
Kurz danach war der Grenzstein erreicht. Außer dem obligatorischen Gruppenfoto gab es einen kleinen Umtrunk, für den Steffen Wolf Sorge getragen hatte. Auf dem Rückweg zur Reithalle erinnerte Marion Unger daran, dass auf den Tag genau vor fünf Jahren am 28. Dezember 2019 zum ersten Mal über eine neue Krankheit namens „Corona“ berichtet wurde. Mit dabei hatte sie eine Werbeanzeige der Firma Raab, die damit Reklame für ein Fahrrad namens „Corona“ machte. Die Firma ist noch heute in Bommersheim ansässig.
Nach gut acht Kilometern war die Wandergruppe wieder zurück an der Reithalle. Dort wurde sie schon erwartet und mit heißer Erbsensuppe sowie Getränken versorgt. Zuvor hatte Steffen Wolf noch auf das marode Kassenhäuschen des SV Bommersheim hingewiesen, der Abriss soll im Laufe des Jahres erfolgen. Ein Schandfleck an dem schönen Sportgelände mit dem erst kürzlich fertig gestelltem neuen Kunstrasenplatz des SV Bommersheim. Ermöglicht wurde diese Maßnahme durch einen auf den letzten Drücker beschlossen Antrag des Ortsbeirats im Dezember des vergangenen Jahres.