Zweite Runde im Konflikt um Kelterei Steden im Feld

Idyllische Ruhe vor dem Sturm? Anwohner fürchten erheblichen Mehrverkehr zur bunten Scheune, wo die Kelterei mit Gastronomie entstehen soll. Die Zufahrt für Gäste soll am Anfang der Apfelplantage (li.) enden. Foto: js

Oberursel (js). Beschaulich ist es dort in der verlängerten Freiligrathstraße immer noch. An der Frontseite der Scheune der Landwirtsfamilie Steden zum asphaltierten Feldweg Richtung Lindenbäumchen, Oberstedten und Bad Homburg leuchtet die Apfelweinsonne wie gehabt mit dem Bembel um die Wette. An der Seite die Kulisse der kuscheligen Altstadt und der Hinweis auf die Straußwirtschaft „Alt-Orschel“ am Marktplatz mit ihrem rustikalen Charme. Den Charme an dieser Stelle würden viele Menschen, vor allem die Anwohner im Umfeld, gerne erhalten sehen, eine politische Mehrheit unterstützt eine andere Zukunft. Ihrer Zustimmung können die Eigentümer des Geländes gewiss sein, sie planen die Auslagerung der Kelterei vom Marktplatz in die Feldlage. Und wollen dort eine Gastronomie mit Außenbereich etablieren sowie einen Anbau mit Flächen für Schaukeltern, Apfelwein-Seminare und andere Veranstaltungen.

Erneuter Bürgerdialog geplant

Der Staub, der beim ersten öffentlichen Vortrag dieser Idee vor einem Jahr bei einem „Bürgerdialog“ im Rathaus mächtig aufgewirbelt wurde, hat sich verzogen, nun soll die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 249 „Aussiedlung Kelterei“ erneut diskutiert werden. Ein konkreter Entwurf ist laut Bürgermeister Hans-Georg Brum (SPD) in Vorbereitung, seine Offenlage ist am Ende der Herbstferien vorgesehen. „Ziel des Verfahrens ist es, für den Bereich des derzeit landwirtschaftlich genutzten Geländes die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Ansiedlung eines landwirtschaftlichen Betriebes mit Kelterei, Wohnhaus und Gastronomie zu schaffen“, so Brum. Mit der Offenlage soll ein erneuter Bürgerdialog stattfinden, um den Kritikern des Projekts Gelegenheit zu geben, Bedenken und Anregungen vorzutragen.

Der Bürgermeister unterstützt das Projekt. „Wir sehen es positiv und optimistisch“, so Brum. Im nun vorgelegten überarbeiteten Konzept werde vor allem die Gastronomie „angepasst und die Sitzplätze werden erheblich reduziert“. Ursprünglich waren im Innen- und im Außenbereich der Gastronomie jeweils 120 Sitzplätze geplant, nun seien es nur noch 80 im Innenraum und 85 auf der Terrasse. Brum: „Es wird deutlich weniger, das entlastet, das gibt Luft, verringert den Druck.“ Auch im Show-Room, der nun Schulungsraum heißt, soll die Anzahl der Sitzplätze von 60 auf 25 reduziert werden. Dies sei den „zahlreichen Anregungen aus der Öffentlichkeit“ geschuldet. Anwohner befürchten vor allem eine enorme Mehrbelastung durch Verkehr und entsprechenden Lärm auch zu später Abendstunde.

Mit der Verkleinerung der Gastronomie werde auch der „verkehrliche Druck deutlich gemindert“, so lautet die Annahme der Stadtplaner und der potenziellen Investoren. An der Verkehrsplanung hat sich daher nichts gegenüber dem ersten Entwurf geändert. An eine Sperrung der verlängerten Freiligrathstraße ist nicht gedacht, sie soll bis zum Ende des Kleingartenbereichs befahrbar sein. Vorgesehen sind Parkplätze am Rand wie bisher für die Kleingärtner und an zwei Stellen Haltebuchten für Ausweichmanöver im Gegenverkehr. Ein Parkplatzgelände für rund 30 Pkw soll die Familie Steden von ihren bestehenden Streuobstplantagen abknapsen, direkt daneben ist ein „Überlauf-Parkplatz“ geplant, der von Kleingärtnern und Besuchern genutzt werden kann. Von dort sind es knapp 150 Meter bis zur Kelterei der Zukunft. Direkt dorthin dürfen nur die Betreiber und Zulieferer fahren, die Stadt werde das kontrollieren, kündigte Brum an.

Zwingen will man die Apfelweinfreunde nicht auf die eigenen Füße, es sei aber „erklärtes Ziel, dass ein möglichst großer Anteil der Gäste der Gastronomie zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen“, heißt es in einer Erklärung des Bürgermeisters. Dies solle den Gästen „möglichst attraktiv gemacht werden“. Etwa durch ausreichend Parkplätze, eine E-Bike-Auflade-Station, entsprechende Info-Materialien, direkten Anschluss an den Regionalparkweg und „starke Ausrichtungen des Angebots an den Bedarfen von Fußgängern und Radfahrern“. Zwei großkronige Bäume sollen in Höhe der Parkplätze an einer Engstelle signalisieren, dass hier die Grenze für den Autoverkehr ist

 



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