Der Lewandowski der achten Liga

Tim Pelka und sein Trainer Christian Liebig (v. l.) fühlen sich wohl am Tisch vor der Bilderwand im FV-Clubhaus. Foto: Biedermann

Oberursel (HB). An diesem Tisch schlägt das Herz des Fußballvereins Stierstadt (FVS) von 1935. Man stelle sich vor, dass hier alle wichtigen Entscheidungen fallen, denkt an König Arturs Tafelrunde, denn auch dieser Tisch ist rund und auf der Platte prangt ein Wappen: eine Mondsichel auf rotem Grund, das Emblem der Blauen. Dahinter hängt die Fotogalerie mit den Heroen des Fußballvereins, die Geschichte geschrieben haben. Etwa Lars Knobloch, der in einem Spiel in Köppern acht Tore gemacht hat. So etwas vergisst man nicht.

An dieser Wand wird auch der beste FVS-Torschütze aller Zeiten – diesen Titel kann man guten Gewissens schon vergeben –, der Mittelstürmer des ungeschlagenen Tabellenführers in der Kreisoberliga Hochtaunus, seinen Platz finden. Die Rede ist von Tim Pelka, der in 17 Spielen sage und schreibe 39 Tore geschossen hat. So eine Quote gab es noch nie und wird es womöglich nie mehr geben. Im Internet nennt man Pelka bereits „Lewandowski der achten Liga“. Mehr Lob geht nicht. .

Die unglaubliche Serie hat am ersten Spieltag im August bei Eintracht Oberursel mit zwei Treffern begonnen. Bei der Eintracht ahnte man schon, dass die Stierstädter mit diesem Angreifer Favorit für die Meisterschaft sind. Bei ihr hat der kleine Tim im Kindergartenalter zu kicken begonnen. Sieben Jahre lang bis zur C-Jugend blieb er der Eintracht treu, ehe eine fußballerische Entdeckungsreise über Friedberg, Schwalbach und Preußen Frankfurt zum Verbandsligisten Usingen führte. Er war immer torgefährlich, aber so treffsicher wie jetzt noch nie.

Am dritten Spieltag erzielte der 25-Jährige in Weißkirchen sechs Treffer. In fünf Spielen schoss er jeweils vier Tore, und nur zweimal in 17 Begegnungen stand er nicht auf der Torschützenliste. Der Mann steht plötzlich frei und schließt mit stoischer Ruhe ab. Mittlerweile hat ihn jeder Trainer auf dem Zettel, verordnet bisweilen Doppeldeckung, und dennoch läuft die Torfabrik meist auf vollen Touren. Doch auch er ist kein Außerirdischer. Einen Vorgeschmack auf eine harte Rückrunde bekam er beim mühsamen 1:0 gegen die Eintracht, bei dem ihm der Gegenspieler auf Schritt und Triff folgte. Pelka traf nicht und hatte nur eine einzige Torchance.

Doch in der Woche zuvor machte er gegen Oberstedten drei Tore und bewies mit einer Bogenlampe, welch feines Füßchen er hat. Er braucht das Team, spricht von einer „Supertruppe“, und einen Taktikfuchs als Trainer. Gemeinsam mit Christian Liebig hat er in Usingen gespielt und wegen des guten Kontakts ist er nach Stierstadt gewechselt. Bis 2021 wird er wohl bleiben, bis zum Ende seines Studiums der Wirtschaftsinformatik in Frankfrurt. Das absolviert er berufsbegleitend zum Job bei der Alten Leipziger. Freitags und samstags wird studiert, sonntags gespielt und zweimal die Woche trainiert. Nach dem Diplom wird er mit 28 Jahren im besten Fußballeralter und bereit zu neuen Herausforderungen sein. Das spielerische Potential reicht, um drei Klassen höher in der Hessenliga zu spielen, sagt der Trainer. Bad Vilbel hat bereits öfters angefragt, aber Tim Pelka kann viermaliges Training in der Woche und weite Fahrten zu den Spielen mit seinen Berufsplänen derzeit nicht in Einklang bringen. Fußball soll überdies seinen Spaßfaktor behalten.

Tim Pelka ist in Frankfurt geboren, doch schon bald nach Oberursel gezogen. Er wohnt noch bei seinen Eltern in der Dornbachstraße. Natürlich ist der Fußball seine Leidenschaft. Danach kommt gutes Essen ohne Präferenz für eine bestimmte Küche. Seiner Figur hat das nicht geschadet. Er wiegt 80 Kilo bei einer Größe von 1,88 Meter. Ende Februar geht die Saison weiter. Der FV Stierstadt hat acht Punkte Vorsprung auf Oberstedten.



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