Mit 80-Kilogramm-Puppe im Schlepptau durchs Wasser

Einarmig rückwärts durchs Wasser pflügen mit Puppe im Arm: Das Ding wiegt 80 Kilogramm.

Hochtaunus (js). Wer schwimmfähig ist, kann auch Leben retten. Oder zumindest darauf vorbereitet werden. Das ist die Devise bei der DLRG, der Raubvogel in ihrem Logo könnte für ihre Einsatzbereitschaft stehen. Gerade mal sechs Jahre alt sind die jüngsten Lebensretter, die bei den Ortsgruppenmeisterschaften im Taunabad ins Wasser gehen, um sich im spielerischen Wettbewerb auf den Ernst bei späteren Einsätzen vorzubereiten. Hindernisschwimmen mit Tauchgang, Schwimmen in Bauch- und Rückenlage, Retten mit „Rescue Tube“, mit und ohne Flossen, mit 80-Kilogramm-Puppe im Abschleppgepäck. „Königsdisziplin“ bei den älteren Jahrgängen ist die Übung „Super-Lifesaver“, eine herausfordernde kombinierte Rettungsübung über die Distanz von 200 Metern. Im Bad an der Altkönigstraße sind das acht Bahnen.

„Das Messen im richtigen Wettkampf ist gut für die Kinder und macht vor allem Spaß“, sagt Sarah Enders, Technische Leiterin Ausbildung bei der DLRG-Ortsgruppe Friedrichsdorf. Die Lebensretter aus der Nachbarstadt sind am Samstag mit 16 Kindern und Jugendlichen angereist, Bad Homburgs DLRG hat 20 Aktive mitgebracht, mit den Oberurselern sind insgesamt fast 50 Nachwuchseinsatzkräfte am Start. In der Schwimmhalle ist es entsprechend laut mit all den Aufrufen zum Wettkampf, Signaltönen beim jeweiligen Start und Anfeuerungen am Beckenrand. Natürlich sind viele Betreuer dabei und viele Eltern, es herrscht annähernd Saunatemperatur. Die Meisterschaften der drei Ortsgruppen zusammen befördern auch die freundschaftlichen Begegnungen der Vereine und nur eine Schwimmhalle muss für den Publikumsverkehrs gesperrt werden an diesem Vormittag.

Jonte Stoklossa aus Oberursel startet ein paar Tage vor seinem 13. Geburtstag schon in der Altersklasse der 13- und 14-Jährigen. Drei von vier Disziplinen gehen am Ende in die Wertung ein, bei Jonte sind das 100 Meter Hindernisschwimmen, also mit kurzem Tauchgang unter einem ein Meter tief ins Wasser ragenden Hindernis durch auf jeder Bahn, 50 Meter Retten mit unterwegs eingesammelter 80-Kilo-Puppe und ein Rettungsgang mit Flossen an den Füßen. Kondition holt er sich auch beim zweimal wöchentlichen Leichtathletik-Training. Die Aufgaben im Becken erledigt er souverän, qualifiziert sich am Ende für die Bezirksmeisterschaft im März in Kelkheim. Sechs weitere Jungs und Mädchen aus der Ortsgruppe Oberursel werden auch dabei sein auf der nächsten Stufe des Wettbewerbs, bei dem es um Plätze im Landesentscheid geht.

Michael Kreuzer ist Technischer Leiter des veranstaltenden Vereins, seit vielen Jahren eine treibende Kraft in der DLRG-Ortsgruppe. Im Notfall wäre er sofort einsatzbereit. Kreuzer ist in Badehose und rotem DLRG-Shirt mit Raubfisch-Design auf dem Rücken den gesamten Vormittag in der Schwimmhalle unterwegs, die Organisation der Meisterschaften verlangt viel Einsatz von den Führungskräften und allen Helfern. Trotzdem bleibt Zeit am lebenden Beispiel Jonte Stoklossa zu erklären, wie die „Rescue Tube“ funktioniert. Der gelbe Gürtel hat den früheren Rettungsring abgelöst, ja, „der Rettungsring hat ausgedient“, auch wenn in den Bädern immer noch ein paar am Beckenrand hängen. Die „Tube“ wird dem zu Rettenden umgelegt und passend nach Größe und Gewicht verhakt, damit der Lebensretter denjenigen gut abschleppen kann. Geübt wird aber im Wettkampf der Kinder und Jugendlichen nur mit der Puppe, auch beim „Super-Lifesaver“ über 200 Meter, bei dem alle Disziplinen in die kombinierte Rettungsübung eingebaut werden. Selina Schmidt, Soline Begin und Philipp Scholl aus der Ortsgruppe Oberursel haben das erfolgreich absolviert und werden sich am 12. März in der Rhein-Main Therme in Kelkheim mit der Konkurrenz in dieser Disziplin messen.

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