Bad Soden (iba) – „Ich möchte bewusst weg von den Acrylfarben. Beim Arbeiten mit herkömmlichen Materialien verbrauche ich immer viel zu viel Wasser, das will ich nicht mehr. Daher jetzt die Sojamilch, die stelle ich selbst her!“
Claudia Helmer ist offenbar eine experimentierfreudige Person, die gerne einmal etwas Neues probiert, neue Methoden der Farbherstellung, neue Arten des Malens und Gestaltens, Arbeiten mit immer wieder neuen Materialien, neue Karrierewege: Eigentlich ist sie gelernte Psychoanalytikerin, hatte ihre Praxis in Bad Soden.
Schon in den späten 80ern kam dann die Kunst hinzu, zuerst als Nebenbeschäftigung, inzwischen ist ihr Wirken als Textilkünstlerin zur Hauptbeschäftigung geworden, in der die umtriebige Frau immer wieder neue – nun ja – Wege beschreitet.
Diese Wege, die spielen bei Helmer eine große Rolle. „WegStrecken“ heißt passenderweise ihre aktuelle Ausstellung (die in vier Bereiche unterteilt ist: Wegmarken, Erinnerungswege, Reisewege und Wasserwege), die man noch bis Sonntag, 23. November, in der Stadtgalerie im Badehaus in Bad Soden besuchen kann. Mit einem jungen afrikanischen Flüchtling fing es an, der erzählte Helmer von seiner beschwerlichen Flucht quer durch die Sahara – in der Folge entstanden ihre ersten Werke der „Wege“-Serie. Zudem (er)fand Helmer neue Wege in Sachen Farbherstellung, statt auf Acryl setzt sie also auf Selbstgemachtes: Erdpigmente befeuchtet sie mit ihrer Sojamilch und mischt das ganze zu einem Brei. „Der kommt dann auf den Tisch, mit Plastikfolie darunter, das Ganze trocknet dann vorerst fünf Tage – und danach noch einmal rund vier Wochen an der Luft.“ Sie nimmt sich viel Zeit für ihre Werke, gut Ding will eben Weile haben.
Für manche Ausstellungsstücke verwendet sie auch ihre Fotos, die sie in Postergröße auf transparentem Stoff ausdruckt; und dann eine nahezu deckungsgleiche zweite Schicht darüber stickt.
Und in dem Ausstellungsraum, der mit „Wegmarken“ gekennzeichnet ist, finden Kunstinteressierte Helmers neuesten Clou: Eine Art Do-it-yourself-Konstruktion aus Eimer, Bindfaden, Filzstift und quadratischem Papier; der Stift ist am Deckel des Eimers festgebunden und reicht gerade so eben bis auf dem Boden, auf dem das Papier liegt. Dann nimmt man den Eimer in die Hand und macht seine eigene, zufällige Kunst. Ohne Plan, ohne Konzept, ohne feste Absicht. Wie Schneeflocken gleicht hier kein Werk dem anderen, man macht die Kunst im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Weg – wohin dieser Weg auch immer führen mag.
Dem Bürgermeister Frank Blasch drückte Helmer beim Infotermin vor der offiziellen Eröffnung spontan einen Eimer in die Hand. Während er mit der Künstlerin durch die verschiedenen Ausstellungsräume ging, wanderte der Stift also hin und her. So machte der Mann (der nach eigener Auskunft eigentlich überhaupt nicht künstlerisch veranlagt ist) mal eben Kunst im Vorbeigehen.
Was Helmer alles in allem auf Papier, auf Leinwand, auf Glas und insgesamt in die Galerie des Badehauses bringt, kann man sich bis zum 23. November ansehen. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch, Samstag und Sonntag, jeweils von 15 bis 18 Uhr.





