Hochtaunus (bs) – Das Evangelische Dekanat Kronberg hat unter dem Titel „Wer bin ich? – Haltung zeigen in stürmischen Zeiten“ eine Ausstellung zu Leben und Wirken des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer entwickelt, die ab sofort von Kirchengemeinden und anderen Einrichtungen ausgeliehen werden kann.
Bei der Herbstsynode des Dekanats Kronberg am 26. September in der Limesgemeinde in Schwalbach fand die Vernissage der Ausstellung statt. Zur Eröffnung beantwortete Prof. Dr. Christiane Tietz, Bonhoeffer-Expertin und Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, im Gespräch Fragen zu Dietrich Bonhoeffer und was das Besondere an seiner Haltung war. Auf die in der Öffentlichkeit immer wieder aufkommende Frage, ob Kirche sich zu politischen Themen äußern sollte, sagte Tietz: „Ja, denn wir glauben, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist. Und überall, wo die Menschenwürde nicht gewahrt wird, sollte Kirche sich zu Wort melden“. Was Bonhoeffer uns in den heutigen Zeiten von wieder aufkommendem Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sagen würde, beantwortete sie ebenso: „Er würde uns sagen, dass wir alle darauf hören sollten, was Gott in dieser Situation von uns erwarten würde“.
Ausstellungsorte
Im Anschluss an die Vernissage ist die Ausstellung bis 15. Oktober in der Limesgemeinde zu sehen, danach von 14.-24. November in der Emmausgemeinde Eppstein, vom 25.- 27. November in der Evangelischen Kirchengemeinde Diedenbergen und von 30. November bis 21. Dezember in der Talkirchengemeinde Eppstein. Auch im kommenden Jahr wird sie im Dekanat und darüber hinaus an verschiedenen Orten weiter zu sehen sein.
80 Jahre nach der Hinrichtung Dietrich Bonhoeffers soll die Ausstellung an den Widerstand des Pfarrers gegen die Judenverfolgung im Nationalsozialismus und sein bis in die heutige Zeit wirkendes Vermächtnis erinnern. Sie richtet sich an Erwachsene und Jugendliche und enthält interaktive Elemente, die zum Nachdenken anregen. Verantwortet wird die Ausstellung von Sarah Winkler, Referentin für Bildung, und Nora Hechler, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Evangelischen Dekanat Kronberg. Die Erarbeitung der Exponate und des dazugehörigen Begleitprogramms für Kirchengemeinden und andere Einrichtungen erfolgte in einem Zusammenspiel der drei Berufsgruppen aus Kirchenmusik, Gemeindepädagogik und Pfarramt sowie engagierten ehrenamtlichen Mitarbeitenden aus dem Dekanat.
Perspektiven und Meinungen
„Genau wie Bonhoeffer in seinem Gedicht ,Wer bin ich?’ kann sich jede Besucherin und jeder Besucher diese Frage – gerade auch im Zusammenhang mit der eigenen Haltung – stellen. Denn bezeichnend für Bonhoeffer war, dass er seine Haltung und Ethik vor dem Hintergrund des aktuellen Zeitgeschehens und durch das Kennenlernen anderer Perspektiven und Meinungen immer wieder hinterfragt hat“, erklärte Nora Hechler bei der Eröffnung der Ausstellung.
„Stürmische Zeiten gab es nicht nur damals. Gerade im Hinblick auf aktuell wieder aufkeimenden Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, rechtspopulistische Meinungsmache und ,Fake News’ ist es uns als Entwickler der Ausstellung wichtig, einen deutlichen Kontrapunkt zu setzen und an die Schrecken des NS-Regimes zu erinnern. ,Wehret den Anfängen!’ und ,Nie wieder ist jetzt!’ – diese Weckrufe scheinen nötiger denn je“, ergänzte Sarah Winkler.
Alle Informationen zur Ausstellung gibt es unter www.dekanat-kronberg.de/projekte/bonhoeffer-ausstellung. Nach der Vernissage fuhr die Dekanatssynode mit ihrer regulären Tagesordnung fort.