Hochtaunus (js). Die dicke Luft, die am Ortsrand von Oberstedten im Hochsommer herrschte, scheint wieder rein zu sein. Vielleicht ist man sogar bereit für interkommunale Zusammenarbeit, wo im Sommer noch ein handfester Konflikt drohte. Als die große Kurstadt mit der Idee einer Landesgartenschau im direkten Umfeld hausieren ging. Dort, wo sich fast noch die Füchse gute Nacht sagen, Pferde auch mal auf der Straße „abäppeln“ dürfen und Naherholung in ruhiger Naturlage am Waldrand ein hohes Gut ist. Und der Reitverein Oberstedten seit 1975 sein Domizil hat, mit Reithalle, Außenplatz und Stallungen sowie Koppeln für den Auslauf der Pferde diesseits und jenseits der Grenze zwischen Oberursel und Bad Homburg.
Die Grenze verläuft mitten durch den Außenreitplatz, ein Drittel der vom Reitverein genutzten Flächen für Koppeln liegen auf kurstädtischem Hoheitsgebiet, der Rest auf Oberstedter Seite und damit in Oberursel. Mit vielen Verpächtern hat es der Reitverein zu tun, friedliche Koexistenz prägt in der Regel den Umgang miteinander. Im Reitclub hat man sich über den „Kompromiss“ gefreut, der nach jahrelanger Diskussion um mögliche Baugebiete im Bereich „Hasengärten“ auf Oberstedter Grund einen Schlussstrich unter die leidige Angelegenheit ziehen sollte. Erhalt des größten Teils des Naherholungsgebiets, Bebauung nur auf kleiner Fläche, der Rest kann nun vom Reitvolk genutzt werden.
Wo das genau ist, wissen jetzt auch Carsten Trumpp und Alexander Hetjes, beide CDU-Mitglied, der eine in Oberursel, der andere in Bad Homburg. Zwei Männer, die ein ähnliches Ziel haben. Carsten Trumpp will Bürgermeister von Oberursel werden, Alexander Hetjes ist bereits Oberbürgermeister und möchte es auch nach dem Wahltag am 14. März noch sein. Gipfeltreffen im Grenzbezirk also, Samstagvormittag 10 Uhr, wunderbarstes Spätsommersonnenwetter vor blauem Himmel mit weißen Wölkchen. Junge Mädchen satteln Pferde für den Ausritt, Vorstandsdamen sind bereit zum Gespräch mit der Ortspolitik diesseits und jenseits der Grenze. Der Reitverein hatte bereits Treffen mit anderen Oberurseler Kandidaten für das höchste Amt im Rathaus, überraschend ist diesmal auch der OB aus Homburg dabei. Passend leger zur Begegnung auf dem Reitplatz, noch ungeübt im politischen Mischgeschäft im dunklen Anzug mit grauer Krawatte Newcomer Carsten Trumpp.
Bahnt sich da eine interkommunale Zusammenarbeit auf CDU-Ebene an? Die beiden Männer begrüßen sich zeitgemäß mit Leichtkontakt am Ellenbogen, die Ziele der Ortsbesichtigung geben die Damen vom Vorstand des Reitvereins vor. Nach erstem Blick in die Scheune dürfen die Kandidaten für Erinnerungsfotos zum Zügel greifen, Trumpp (inzwischen ohne Schlips) bekommt das etwas größere irische Pony an die Hand, Hetjes ein kleineres „Classic Pony“. Auf dem Weg zur Grenze am Außenreitplatz Zwischenstation mit Blick in die Halle und in Richtung Hallendach. Dringend sanierungsbedürftig, erläutern die Vorstandsdamen, aber 180 000 Euro, nicht einfach für einen gemeinnützigen Verein, Fördermittel wären da schon schön.
Rund acht Hektar Pachtland umgibt das Reitgelände, auf Homburger Seite für die Sommerkoppeln, zum Erholen der Flächen wird im Spätherbst auf die andere Seite gewechselt. Die Kandidaten üben sich im lockeren Umgang, haben Spaß am Grenzgang. „Die Sonne scheint heller auf Homburger Seite“, unkt Alexander Hetjes beim Blick in den Himmel auf seiner Seite der Grenze, „schöner Blick nach Homburg“ stellt Trumpp von Oberursel aus fest. Beim Blick in die andere Richtung ist interkommunales Denken gefragt. In der Verlängerung des Feldwegs ist eine Straße im Weg, wo es in den Wald geht. Die Straße verbindet Oberursel und Homburg, der Wald steht unter der Fuchtel von Hessen Forst. Und der will bisher nicht, dass die Reiter den Weg in den Wald nutzen. Obwohl sie den Weg auch pflegen würden. Es wäre der optimale und ungefährlichste Zugang zum Wald auch für die Reitkinder, ein paar Schritte nur. Zwei Männer, ein Blick, ein Ziel, in dieser Sache könnten doch beide Kommunen mal freundlich bei Hessen Forst vorstellig werden.
Die letzte Karte spielt der Reitverein Carsten Trumpp zu. Schön wäre es, auf der Reitanlage eine kleine Bereitschaftswohnung für einen Pfleger zu „integrieren“. Wegen der 24-Stunden-Betreuung der Pferde. Da verweist der Verwaltungsfachmann auf den „B-Plan“, also den Bebauungsplan, der so etwas regele. Da müsse man schauen, ob man den B-Plan „anfassen könne“. Das müsse aber geprüft werden. Er nimmt das mal mit.