Hochtaunus (how). „…damit Pflege menschlich bleibt“. Das haben sich die drei Diakoniestationen in Kronberg, Eschborn und Bad Homburg vorgenommen. Dieses Ziel gerät aber immer mehr in Gefahr, weil alle ambulanten Pflegedienste vom aktuellen Pflegenotstand betroffen sind. Über die Gründe und aktuellen Probleme in der häuslichen Pflege informiert der Geschäftsführer der Ökumenischen Diakoniestationen in Kronberg, Eschborn und Bad Homburg, Stephan Bentz.
Bentz sieht zwei Problemfelder, die schon heute für viele ambulante Pflegedienste existenzbedrohend sind.
Ein großes Problem ist das fehlende Personal in der häuslichen Pflege. Dies bedeutet, dass viele Patienten nicht von einem Pflegedienst betreut werden können. Das führt oft zu einer Überlastung der Angehörigen, die bis zur völligen Erschöpfung die Pflege übernehmen müssen. Aber auch die seit Monaten hohe Inflation, die viele Familien stark belastet, erlaubt es einigen Angehörigen aus finanziellen Gründen oft nicht, rechtzeitig eine ambulante Pflege in Anspruch zu nehmen.
Nach Angaben der Liga der freien Wohlfahrtspflege mussten in Hessen 89 Prozent der ambulanten Dienste in den vergangenen sechs Monaten Neukunden ablehnen, nahezu zwei Drittel der Pflegedienste konnten den Anforderungen nach Aufstockung von Leistungen nicht nachkommen. Ein Ende dieser Entwicklung sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar, so Bentz.
Einen weiteren Grund sieht er in der Finanzierung der ambulanten Pflege. So steigen die Personalkosten sehr stark an, da die Diakoniestationen mit dem Tarifvertrag KDO ihren Mitarbeitern die höchsten Einkommenstarife zahlen. Dies sei auch so gewollt, da sich die Wertschätzung der Mitarbeiter in der Pflege auch in der Entlohnung zeigen soll. „Unsere Mitarbeiter haben zusätzlich zu den Tariferhöhungen im Februar dieses Jahres eine steuerfreie Sonderzahlung von 1500 Euro erhalten. Diese positive Einkommensentwicklung in der häuslichen Pflege der Diakonie soll auch ein Signal für Interessierte sein, sich für einen Arbeitsplatz in einem Pflegedienst der Diakonie zu bewerben“, sagt Bentz.
Andererseits werden die stark steigenden Kosten von den Kostenträgern nicht ausreichend ausgeglichen. Anstehende Verhandlungen werden immer wieder verschoben. So ist das Preisniveau der Pflegekassen seit Oktober 2021 unverändert und bei den Krankenkassen erst jüngst zum 1. Januar 2023 nur leicht angehoben worden.
„Die finanziellen Reserven in den Diakoniestationen sind in den drei Coronajahren durch hohe zusätzliche Kosten und erhebliche Mehraufwendungen sowie einen Rückgang der angeforderten Pflegeleistungen aufgebraucht“, sagt Bentz.
Angehörige und Patienten können sich jederzeit direkt an die Pflegedienstleitungen der Diakoniestationen wenden: Kronberg Telefon 06173-92630, Eschborn Telefon 06196-954750, Bad Homburg Telefon 06172-308802. Wer sich für den Pflegeberuf interessiert, kann sich per E-Mail an stephan.bentz[at]ekhn[dot]de wenden.