Hochtaunus (kw) – Wie fühlt sich ein Baum an? Welche Tiere leben im Wasser? Durch Erleben der eigenen Umwelt prägen sich Lernerfahrungen wesentlich nachhaltiger bei Kindern ein als durch bloße Theorie im Klassenraum.
Doch bevor die Schüler in den Wald gehen, waren erst einmal ihre zukünftigen Lehrer an der Reihe. Bei einem Workshop, den der Naturpark Taunus erstmals zusammen mit den Studienseminaren Friedberg organisiert hat, wurde Referendaren vor allem praktisches Wissen vermittelt. Unter dem Motto „Globales Lernen im Wald“ erfuhren 50 angehende Lehrerinnen und Lehrer aus dem Hochtaunuskreis, dem Main-Taunus-Kreis und der Wetterau, wie sie Themen aus der Natur in ihren Unterricht integrieren können.
Dafür hatten sie fast einen ganzen Tag lang von 8 bis 16 Uhr Zeit. Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer sowie Mitglieder der Steuergruppe „Bildung für nachhaltige Entwicklung/Globales Lernen“ des Studienseminars Friedberg vermittelten den Workshop-Teilnehmern an vier Stationen Ideen, wie sie die Themen Ökosystem, nachhaltige Waldwirtschaft, sauberes Wasser sowie Erlebnis, Gesundheit und Bewegung in ihren Unterricht einbringen könnten. So begab sich eine Gruppe auf Spurensuche im Urselbach. Mit Gummistiefeln, Cacher und Becher ausgestattet, versuchten sie Lebewesen aus dem Wasser zu fischen. „Wir haben Steinfliegenlarven, Eintagsfliegenlarven und Strudelwürmer gefunden“, freuten sich zwei angehende Lehrerinnen. Und sie freuten sich noch mehr als sie von der Bedeutung ihres Fundes erfuhren: die Wasserqualität des Urselbaches sei sehr gut. Nach der Untersuchung stand der Besuch von drei weiteren Stationen für die Gruppe an. Hier wurden Gestein auf sein Kalkgehalt untersucht, Waldmemory gespielt, Bäume unter die Lupe genommen oder auch Waldkugelbahnen gebaut. Am Ende verließen die Referendare nicht nur mit vielen Anregungen die Veranstaltung, sondern auch mit einem Teilnahmezertifikat.
Erster Schritt zu Naturpark-Schulen
„Dieser Workshop ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Errichtung von Naturpark-Schulen im Verbandsgebiet des Naturparks“, sagt Landrat Ulrich Krebs, Vorsitzender des Naturpark Taunus. Bei Naturpark-Schulen handelt es sich um Schulen, die bestimmte Kriterien erfüllen müssen, um die Auszeichnung „Naturpark-Schule“ zu erhalten. Dabei stehen Erlebnisse in der Natur in Verknüpfung mit Themen zu Klimaschutz und Biodiversität im Vordergrund. „Seit Mai 2018 ist die Bildungsarbeit durch Naturparks im § 24 des Bundesnaturschutzgesetzes verankert. Daher ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um die Zusammenarbeit mit Schulen zu intensivieren“, fährt Ulrich Krebs weiter fort. Mit dem Workshop sollen Referendare als Multiplikatoren dieser Idee gewonnen werden und gleich zu Beginn ihrer Laufbahn den Naturpark-Gedanken in den Unterricht tragen.
Tina Schauer, Leiterin der Steuergruppe für Globales Lernen am Studienseminar Friedberg, betont die Bedeutung des zukunftsrelevanten Themenfeldes für Referendare. „Wir wollen das Globale Lernen bei uns am Studienseminar in die Lehrerausbildung implementieren. Es ist ein fachübergreifendes Lernen und der Schlüssel zum Überblicken, Bewerten und Lösen unserer neuen globalen Herausforderungen wie beispielsweise dem Klima- und Umweltschutz, globaler Ungleichheiten, sozio-kultureller Konflikte und Entwicklungschancen.“ Sie begrüßt, dass die rechtlichen und curricularen Rahmenbedingungen hierfür über den Orientierungsrahmen „Globales Lernen“ durch die Kultusminister geschaffen sind. „An der konkreten Umsetzung arbeiten wir nun“. Über den Lernweg Erkennen – Bewerten – Handeln sollen die angehenden Lehrkräfte verstehen, was Globales Lernen bedeutet, ihre eigene Rolle reflektieren und die Thematik in die schulische Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen an ihren Ausbildungsschulen einbringen, um dann natürlich auch mit den Kindern wieder in den Wald zu kommen.
Daher sind weitere Workshops dieser Art auch für kommende Referendare geplant. Zudem sollen im nächsten Jahr Grundschulen im Verbandsgebiet direkt angesprochen werden, um sie mit dem Projekt „Naturpark-Schulen“ vertraut zu machen.
Weitere Informationen zum Naturpark unter der Rufnummer 06171/979070, oder unter www.naturpark-taunus.de.