Hochtaunus (how). „Wer rastet, der rostet“ – das gilt vor allem für ältere Menschen, die besonders unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie leiden. Viele bewegen sich aus eigenem Antrieb kaum noch. Der Deutsche Rote Kreuz (DRK) Hochtaunus hat dem Bewegungsmangel den Kampf angesagt und will sein Angebot des aufsuchenden „aktivierenden Hausbesuchs“ ausbauen.
Viele gesundheitlich und in der Bewegung eingeschränkte Menschen leiden in besonderem Maße unter der Corona-Pandemie. „Sie verlieren einen großen Teil ihrer Mobilität, weil sie sich durch die Kontaktbeschränkungen aus eigenem Antrieb kaum noch bewegen und isoliert daheim herumsitzen“, sagt Dagmar Dörhöfer-Sünder. Der Verband möchte sein seit Jahren etabliertes Angebot des „Aktivierenden Hausbesuchsdienstes“ deshalb erweitern, um die vorwiegend hochbetagten Menschen wieder „in Schwung“ zu bringen. „Viele ältere Menschen, die mindestens die Pflegestufe 1 haben, kennen dieses Angebot überhaupt nicht oder wissen nicht, dass die Kosten über die Entlastungsleistungen mit der Pflegekasse abgerechnet werden können“, sieht Kathrin Kiefer, Leiterin der DRK-Begegnungsstätte, Aufklärungsbedarf.
Der aktivierende Hausbesuchsdienst unterscheidet sich durch sein Konzept, das Bewegungselemente, Sturzprävention und Gesprächselemente miteinander verbindet, von den übrigen beiden Hausbesuchsdiensten des DRK. Bedingt durch die Pandemie konnte der ehrenamtliche Hausbesuchsdienst im vergangenen Jahr nicht durchgeführt werden, und auch Besuchsdienste mit Therapiehund waren nicht möglich. Doch im aktivierenden Hausbesuchsdienst sind drei ausgebildete DRK-Übungsleiterinnen regelmäßig unterwegs zu etwa zehn Klienten in Bad Homburg, Oberursel und Friedrichsdorf. Mit den Entlastungsleistungen, die über die Pflegekasse abgerechnet werden können, sind monatlich vier Besuche nach individueller Terminvereinbarung möglich. Kiefer und Dörhöfer, die selbst auch Teil des Besuchsteams ist, sind sich einig, dass es sehr viel mehr potenzielle Klienten als die zehn derzeit betreuten, gibt, „wir können die alten Menschen oder ihre pflegenden Angehörigen deshalb nur ermutigen, diese Chance zu nutzen und sich an uns zu wenden“, sagt Kiefer. Interessierte erhalten dann Besuch von DRK-Mitarbeiterinnen, die ein Anamnesegespräch mit ihnen führen, um den konkreten Bedarf zu ermitteln.
Das Angebot des aktivierenden Besuchsdienstes umfasst weder Krankenpflege oder Physiotherapie noch Einkaufen oder hauswirtschaftliche Verrichtungen, sondern in erster Linie die Anleitung zu gemeinsamen Bewegungsübungen, ohne dass es dabei besonderer Geräte bedarf: „Schon mit einem zusammengedrehten Handtuch und sogar mit einem einfachen Kochlöffel lassen sich zahlreiche Übungen durchführen“, weiß Dagmar Dörhöfer-Sünder. Auch kleine Spaziergänge gehören zum Programm, ebenso „Gehirnjogging“, etwa beim gemeinsamen Rätseln. „Viele Senioren kommen aber auch schon dadurch in Schwung, dass sie lebhaft über alte Zeiten und frühere Reisen reden, das alles ist das beste und einfachste Mittel gegen Einsamkeit und Isolation“, umreißt Kiefer den Auftrag.
Mehr Klienten bedeuten zugleich aber auch einen höheren Personalbedarf. Einmal im Jahr, das nächste Mal im August, bietet der DRK-Landesverband in Zusammenarbeit mit den Kreisverbänden eine viertägige Übungsleiterschulung in seinem Bildungszentrum im mittelhessischen Grünberg an. Sämtliche Kosten, auch für die An- und Abreise sowie Unterkunft und Verpflegung, werden übernommen. Die Teilnehmer erhalten eine Einführung und lernen die Besonderheiten und Rahmenbedingungen kennen. Außerdem üben sie sich in Sturzprävention mit bewegungseingeschränkten älteren Menschen und der Kommunikation mit ihnen. Mindestanforderung für die Teilnahme sind Kommunikationsfreude und ein ausgeprägtes Interesse, mit einzelnen älteren Menschen in deren häuslicher Umgebung „Bewegung und Gespräch“ miteinander in Einklang zu bringen.
Für den August-Kurs sind noch einige wenige Plätze frei. Kathrin Kiefer und Dagmar Dörhöfer-Sünder nehmen unter Telefon 06172-129529 oder 06172-129557 Anmeldungen entgegen, sowohl von älteren Menschen, die das Angebot der aktivierenden Hausbesuche nutzen wollen, als auch von Interessenten für das viertägige Schulungsangebot.