Kripo-Statistik 2018: Zahl der Straftaten rückläufig

Kriminaloberkommissar Ingo Paul, Kriminalhauptkommissar Michael Greulich und Kriminaloberrat Viktor Lekic (v. l.) präsentieren die Kriminalstatistik 2018. Foto: Streicher

Hochtaunus (js). Die zentrale Botschaft der Kriminalisten dürfte gut ankommen in der Bevölkerung: Die Zahl der Straftaten im Hochtaunuskreis ist im Jahr 2018 zum vierten Mal in Folge gesunken, die Polizeiliche Kriminalstatistik präsentiert unter dem Strich mit 9983 registrierten Straftaten den niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre, 607 weniger als im Jahr davor. Dies entspricht einem Rückgang um 5,7 Prozent. Weil auch die „Häufigkeitszahl“ (die Anzahl der Straftaten pro 100 000 Einwohnern) mit 4230 auf den niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre gesunken ist, zählen die Kriminalstatistiker den Hochtaunuskreis zu einem der sichersten Landkreise in Hessen. Im Hessenschnitt liegt die Häufigkeitszahl rund 30 Prozent höher. „Das spricht für die gute Arbeit unserer Polizei“, lobte Landrat Ulrich Krebs bei der Vorstellung der jüngsten Kriminalstatistik der Polizeidirektion Hochtaunus. „Die Sicherheit unserer Bürger hat oberste Priorität.“

In der Statistik werden alle Daten, Zahlen und Fakten aus dem Jahr 2018 erfasst. Kriminaloberrat Viktor Lekic präsentierte den umfangreichen Bericht der Polizeidirektion bei einer Pressekonferenz im Landratsamt anhand zahlreicher anschaulicher Grafiken, die den positiven Trend in der Polizeiarbeit illustrieren. Weniger Straftaten insgesamt, Rückgang bei der Zahl der Wohnungseinbrüche, weniger Autodiebstähle, rückläufige Zahlen im Bereich der Straßenkriminalität, hohe Aufklärungsquote mit 56,8 Prozent bei leichtem Rückgang gegenüber dem Vorjahr – der Kriminaloberrat und der Landrat sind zufrieden mit dem Ergebnis, das sich aus den vielen Zahlen filtern lässt. Lekic nennt den jährlichen Termin gerne die „Bilanzpressekonferenz der Polizei-AG“. Deren positives Ergebnis auch der Unterstützung der Landesregierung durch das Schaffen der Rahmenbedingungen für die Polizeiarbeit zu verdanken sei und deshalb so positiv ausfalle, ergänzte Krebs.

Wichtige Sozialkontrolle

Die „Polizei-AG“ bekommt Lob von vielen Seiten für die gute Zusammenarbeit der einzelnen Stationen und gibt das Lob auch gerne zurück. In den kleineren der 13 Kommunen des Kreises zwischen Steinbach und Grävenwiesbach etwa helfe die „stärkere informelle Sozialkontrolle“ beim Erreichen hoher Aufklärungsquoten. Wie überall seien „Angehörige reisender europäischer Banden“ häufig unter den Tätern bei Wohnungseinbrüchen, Kfz-Diebstählen sowie Vermögens- und Fälschungsdelikten, die zusammen mehr als die Hälfte der Straftaten ausmachen, die stärkere soziale Kontrolle unterstütze die Polizeiarbeit. „Jeder Diebstahl ist einer zu viel“, so Lekic. „Die positive Entwicklung zeigt, dass wir die richtigen Maßnahmen ergriffen haben, um solche Delikte frühzeitig zu erkennen, zu unterbinden und aufzuklären.“ Der Landrat lobte in diesem Zusammenhang die „modernste Ausstattung und Ermittlungstechnik“ der Polizei.

Eine andere Seite der Polizeiarbeit wird indes zu einer wachsenden Herausforderung. Lekic nennt eine hohe Anzahl von Gewalttaten gegen Polizeibeamte. „Respektlosigkeit, Enthemmung, die Hemmschwelle sinkt“, so Lekic. Dies sein ein „flächendeckendes Phänomen“. Im vergangenen Jahr habe es 38 Übergriffe gegen Polizeibeamte im Dienst gegeben. Mit einer modernen Schutzausstattung und Body-Cams (kleinen Kameras, die Polizisten an der Kleidung tragen) sollen die Attacken und Angriffe reduziert werden. Außerdem wurde die Präsenz der Polizei im öffentlichen Raum erhöht. Auch das soll dazu beitragen, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger positiv zu beeinflussen.

Die Kriminalstatistik erfasst ausschließlich das sogenannte „Hellfeld“, zu den Straftaten des unbekannten Dunkelfeldes liegen keine statistischen Zahlen vor. Eine besonders hohe Dunkelziffer wird etwa im Bereich „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ und bei Körperverletzungsdelikten vermutet. Es ist bekannt, dass sich viele dieser Taten im häuslichen Umfeld ereignen und nicht zur Anzeige gebracht werden. Dennoch ist die Zahl der angezeigten Straftaten signifikant gestiegen, bei den Sexualdelikten um 32,1 Prozent auf 140 Fälle im vergangenen Jahr. Kriminaloberrat Lekic nennt als einen Grund dafür die Neufassung und Verschärfung des Sexualstrafrechts vor zwei Jahren. Durch die verschärfte Wertung von Übergriffen und mehr Sensibilisierung für das Thema sei vor allem die Zahl der gemeldeten Übergriffe gestiegen, während es de facto keine Zunahme der Taten gebe. Die Dunkelziffer aber sei weiter hoch.

Die neueste Kriminalstatistik weist erstmals in einem Unterpunkt „Kriminalität im Kontext Zuwanderung“ aus. Darin sind 470 Fälle gelistet, das entspricht 4,7 Prozent der Straftaten. Der Begriff Zuwanderer wird verwendet für „Angehörige eines Nicht-EU-Staates, die in das Bundesgebiet eingereist sind, um sich hier vorübergehend oder dauerhaft aufzuhalten“. Körperverletzung, Roheits- und Rauschgiftdelikte sowie Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung werden in der Statistik häufig genannt, oft spielten sich die Taten in oder im direkten Umfeld von Asylunterkünften ab. Dramatischer Höhepunkt am 8. Februar 2018 war der Mordfall in einer Bad Homburger Unterkunft, bei der ein 42-jähriger pakistanischer Staatsangehöriger von einem 28-jährigen Landsmann getötet wurde. Der Täter ist noch immer auf der Flucht und wird inzwischen in Pakistan vermutet.



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