Landtags-Protokolle veröffentlicht

Der Landtag von Hessen-Homburg war bisher das einzige Landesparlament des 19. Jahrhunderts in Hessen, dessen Protokolle nicht in gedruckter Form zugänglich waren. Diese Lücke füllt der Geschichtsverein mit „Hessen-Homburgische Landtagsverhandlungen – Protokolle des verfassunggebenden Landtags von Hessen-Homburg 1849“. Foto: Geschichtsverein

Hochtaunus (how). Zum Jubiläum „175 Jahre Landtag von Hessen-Homburg“ hat der Verein für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg die Protokolle dieses einzigen Parlaments in der Geschichte von Hessen-Homburg veröffentlicht. Erstmals gibt es dabei die Wahl zwischen dem gedruckten Buch und einer Online-Version.

Die Einberufung eines Landtags zur Erarbeitung einer Verfassung war eine wesentliche Forderung der Revolution von 1848 in Homburg gewesen. Im April 1849 war es soweit: Das kleine, 13-köpfige Parlament nahm seine Arbeit auf und absolvierte bis zu seiner Auflösung im Dezember desselben Jahres insgesamt 26 Sitzungen. Außer der Landesverfassung standen eine Reihe weiterer wichtiger Themen auf der Agenda des Parlaments: etwa eine Gemeindeordnung, etliche Gesetze zu Einzelfragen und nicht zuletzt die Debatte über den Staatshaushalt mit einem gewaltigen Schuldenberg, dessen Ausmaß die landgräfliche Regierung dem Parlament erstmals offenlegen musste.

Die Landtagsdebatten geben einen faszinierenden Einblick in die politische Welt von 1849 mit dem Ringen des Bürgertums um Mitbestimmung. Es finden sich darin parlamentarische Sternstunden – etwa die Diskussion um das Gottesgnadentum des Landgrafen und natürlich die Haushaltsdebatte. Es findet sich darin auch das Gegenteil davon – etwa der Antrag, vermögenslosen Frauen die Eheschließung zu verweigern. Und es findet sich manches Verblüffende – etwa ein 2-Prozent-Ziel bei der Landesverteidigung oder den wegweisenden, aber leider erfolglosen Versuch, das kommunale Archivwesen als Pflichtaufgabe gesetzlich zu verankern.

Der Landtag von Hessen-Homburg war bisher das einzige Landesparlament des 19. Jahrhunderts in Hessen, dessen Protokolle noch nicht in gedruckter Form für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich waren. Diese Lücke füllt der Geschichtsverein mit seiner Publikation „Hessen-Homburgische Landtagsverhandlungen – Protokolle des verfassunggebenden Landtags von Hessen-Homburg 1849“. Die 140 Seiten starke Publikation enthält außer einer Einführung von Gregor Maier und der Edition der Protokolle auch einen von Barbara Dölemeyer bearbeiteten Anhang mit den Biographien der 13 Abgeordneten.

Um die wissenschaftliche Arbeit und Recherche zu erleichtern, steht die Veröffentlichung online kostenlos zur Verfügung. Im Online-Portal „Hessische Parlamentarismusgeschichte“ (parlamente.hessen.de), in dem die hessische Parlamentsgeschichte umfassend dokumentiert wird, sind jetzt auch die Informationen zum Homburger Landtag einschließlich der Protokoll-Texte zu finden. Wer zum Nachlesen lieber ein gedrucktes Buch in der Hand hält, bekommt den Band direkt beim Geschichtsverein oder im Buchhandel.

Der Druck wurde ermöglicht durch einen Zuschuss der Kommission für das Forschungsvorhaben „Politische und Parlamentarische Geschichte des Landes Hessen“ beim Hessischen Landtag, dessen Präsidentin Astrid Wallmann dem Band ein Grußwort vorangestellt hat. Als kostenlose Beigabe zum Band der Protokolle gibt es außerdem die „Verfassungsurkunde des Landgraftums Hessen“ im Originaltext von 1850 als separates Heft.

!Auf einen Blick: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg vor der Höhe 73 (2024): Hessen-Homburgische Landtagsverhandlungen. Protokolle des verfassunggebenden Landtags von Hessen-Homburg 1849, herausgegeben von Gregor Maier, 140 Seiten, ISBN 978-3-948441-05-0, erhältlich für zwölf Euro bei den Veranstaltungen des Vereins, im Internet unter www.geschichtsverein-hg.de (zuzüglich 2,50 Euro Versand) oder im Buchhandel. Mitglieder erhalten die Zeitschrift kostenlos.



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