Hessen (bs) – Mit der Umstellung der Uhren auf die Winterzeit sind nun die dunklen Abende wieder länger. Immer früher erhellt dann das künstliche Licht der Straßenbeleuchtung den Nachthimmel. Aber nicht nur Straßen werden beleuchtet: Immer häufiger sieht man auf Privatgrundstücken Solarlichter, Lampions und weihnachtliche Lichterketten flackern. „Was uns so romantisch erscheint, hat leider ernsthafte Folgen für uns, unsere Nachbarn sowie die Tiere und Pflanzen im Garten. Denn Menschen, Pflanzen und Tiere sind einem Tag-Nacht-Rhythmus unterworfen und der kann durch zu viel Beleuchtung empfindlich gestört werden“, sagt der hessische NABU-Landesvorsitzende Maik Sommerhage.
Mehr und mehr Menschen spüren die Auswirkungen von künstlich aufgehellten Nächten deutlich und reagieren mit unruhigem Schlaf und Übergewicht bis hin zu Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen können nachts einfach den Rollladen schließen. Tiere und Pflanzen reagieren hingegen wesentlich empfindlicher auf das übermäßige Licht und sind ihm schutzlos ausgeliefert. Der NABU Hessen appelliert daher, Gärten, Hauswände und Balkone im Winter so wenig wie möglich künstlich zu beleuchten. Städte und Gemeinden sollten zudem auf das Anstrahlen von Kirchen, Schlössern und Burgen verzichten.
Betroffen sind nicht „nur“ die Milliarden von Mücken, Fliegen, Käfern und Nachfaltern, die von Lampen angezogen werden und hoffnungslos um die Lichtquellen kreisen, bis sie vor Erschöpfung sterben. Es gibt auch einen stillen, heimlichen Tod durch Licht. Er reicht von Igeln, die zur Vermeidung von Gartenbeleuchtungen weite Umwege laufen und so viel Energie verlieren, über Regenwürmer und Glühwürmchen, die für ihre Fortpflanzung möglichst dunkle Nächte brauchen und inzwischen nur noch schlecht zur Paarung kommen, bis hin zu den Larven des Nachtfalters Gitterspanner, die schon aufgrund der Helligkeit der Wolkendecke über Siedlungen das Signal zur Verpuppung verpassen.
Seit der Marktdurchdringung der LED greifen die Menschen beim breit gefächerten Angebot von Gartenbeleuchtungen – ohne schlechtes Gewissen, da nicht mehr so viel Strom verbraucht wird. Dass viele der Produkte aber billig in Fernost produziert und nur auf eine kurze Lebensdauer ausgelegt sind und obendrein problematische Inhaltsstoffe enthalten, ist vielen gar nicht bewusst. Vermeintlich umweltfreundlich, für viele Tiere aber problematisch, sind auch die inzwischen sehr beliebten solarbetriebenen Dekoleuchten für den Balkon oder Garten.
Der NABU rät zu strengerer Lichtplanung und fragt: „Ist die geplante Lampe unbedingt nötig, dient sie der Sicherheit oder handelt es sich lediglich um Dekoration? Für Begehungen im Garten reicht auch eine Taschenlampe bzw. das aus Fenster fallende Licht oder das der Straßenlaterne. Im naturnahen Garten ist Kunstlicht tabu..“ Und weiter: „Am Haus und im Garten ist Dauerlicht überflüssig. Ein gut eingestellter Bewegungsmelder schaltet nur dann ein, wenn Licht aktiv eingefordert wird, zum Beispiel durch Handbewegung. Oder Sie schalten Ihre Außenbeleuchtung spätabends einfach ganz aus.“