Hessen (bs) – Der Nachwuchs ist ausgeflogen, jetzt geht’s ans Aufräumen. Damit Nistkästen als trockene Stube in der kalten Jahreszeit und im nächsten Jahr für eine Vogelfamilie beziehbar sind, sollten sie ab Oktober auf ihre Funktionsfähigkeit hin geprüft, geleert und gereinigt werden. „Im Herbst nach der Vogelbrutzeit ist ein guter Moment, um Nistkästen auszubessern und das Nistmaterial zu entfernen. Da Singvögel für jede Brut ein neues Nest bauen, wäre der Kasten sonst bald voll und es könnten sich Parasiten einnisten. Eine leere Vogelwohnung können Höhlenbrüter wie Kohlmeise, Star oder Hausrotschwanz, aber auch andere Tiere dann schon im Winterhalbjahr nutzen. Und im Frühjahr steht der Kasten wieder für die Familiengründung bereit“, erklärt Bernd Petri, Vogelexperte des NABU Hessen. Wer zu lange mit dem Hausputz wartet, könnte neue Bewohner stören. Allerdings schätzen manche Vogelarten, wie Gartenrotschwanz oder Zaunkönig, altes Nistmaterial als Grundlage. Wo sie brüten, kann man den Nistkasten auch nur ab und zu sauber machen.
Herbstputz – aber wie?
Für die optimale Nistkastenreinigung reicht ein Basisprogramm. Bei den meisten Kästen heißt das: das alte Nest entfernen und den Kasten anschließend ausfegen. Bei starkem Parasitenbefall kann man auch mit klarem Wasser und gegebenenfalls etwas Sodalauge ausspülen. Anschließend sollte das Kasteninnere gut austrocknen können. Auf scharfe chemische Reinigungsmittel oder gar Desinfektionsmittel sollte man aber besser verzichten, da deren Rückstände sich negativ auswirken können. „Da Vogelflöhe und anderes Getier auf den Menschen überspringen kann, sollten Sie das Nistmaterial nicht mit in die Wohnung nehmen und bei der Reinigung Handschuhe und eventuell auch einen Mundschutz tragen“, empfiehlt Petri.
Vogelnistkästen werden rund ums Jahr genutzt
Nistkästen sind beliebte Rückzugsorte, daher ist man vor Überraschungen bei der Nistkastensäuberung nie gefeit. Es empfiehlt sich also, bei den zu kontrollierenden Nistkästen kurz anzuklopfen, damit der mögliche Hauseigentümer – etwa eine Haselmaus oder auch ein Siebenschläfer – gewarnt ist und seine Behausung verlassen kann. Man erspart sich dadurch so manchen unliebsamen Schrecken. „Die Doppelnutzung der Kästen ist übrigens in der Regel kein Problem, denn die Nachmieter suchen die Vogelbehausungen meist erst auf, wenn die Vögel bereits ausgeflogen sind. Im Frühjahr ziehen sie häufig aus, bevor das Brutgeschäft startet“, erläutert der Vogelexperte. Wenn das Laub dann von den Bäumen fällt und die Temperaturen spürbar sinken, gehen viele Kleintiere – darunter nützliche und bedrohte Arten – für das Winterhalbjahr auf Quartierssuche. Dazu zählen Ohrwürmer, Florfliegen, Wespen- und Hummelköniginnen und Säugetiere wie verschiedene Mäusearten und Fledermäuse. Aus Mangel an natürlichen Quartieren greifen Tiere dabei oftmals auf vorhandene Nistkästen zurück.
Aber auch einige Vogelarten wie etwa Meisen übernachten in kalten Winternächten gerne in den Nistkästen. „Wer den Herbstputz jetzt nicht mehr ganz schafft, kann seine Nistkästen auch erst zum Winterende reinigen – also unmittelbar vor der Brutzeit. Es ist dann allerdings nicht ganz einfach, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, da einige Vögel sehr früh mit dem Brutgeschäft anfangen und gleichzeitig die Gefahr besteht, Winterschläfer über Gebühr zu stören“, sagt Bernd Petri.
Es ist nie zu spät für neue Angebote
Nebenbei sei der Herbst auch eine großartige Zeit, um zusätzliche Nisthilfen aufzuhängen. So könnten sich die Vögel die neuen Immobilien über den Winter schon mal unverbindlich anschauen und seien im Frühjahr gleich startklar. Die meisten Nisthilfen könne man in zwei bis drei Meter Höhe aufhängen. Eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten sei dabei ideal, so vermeide man während der nächsten Brutzeit im kommenden Frühjahr und Sommer eine zu starke Sonnenbestrahlung. Zudem sollte das Einflugloch nicht zur Wetterseite zeigen.
