Hochtaunus (how). Seit ungefähr zehn Tagen hat der Heilige Ramadan für die Muslime begonnen. Auch für die Muslime im Taunus. Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang wird einen Monat lang weder getrunken noch gegessen. Ramadan ist die Zeit von Verzicht, Einkehr, Reflektion und Gebeten. Aber auch eine Zeit für Familie und der Gemeinschaft. „Dieses Jahr ist die Vorfreude auf den Fastenmonat etwas gedämpft. Denn die Cornoakrise stellt im Ramadan die Muslime vor ungewohnten Herausforderungen. So findet traditionell das tägliche Fastenbrechen, Iftar, im Kreis der Familie oder engen Freunden statt. Doch dieser freudige Abschluss des Tages wird dieses Jahr für die meisten wegfallen. Auf dem reichlich gedeckten Tisch werden die Großeltern oder die Enkel fehlen. Die letzten Momente bis zum Sonnenuntergang, wenn man mit einer Dattel sehnsüchtig auf das Ende des Fastentages wartet, wird man ohne die erweiterte Familie oder Freunde verbringen. Wohl zum ersten Mal in der islamischen Geschichte wird das Tarawih-Gebet, das gemeinschaftliche Nachgebet und ein Highlight des Ramadans, in den Moscheen nicht verrichtet“, schreibt Islamwissenschaftler Mohammad Luqman Majoka. Auch wenn in diesem Jahr auf vieles verzichtet werden müsse, sei es doch notwendig und wichtig. Genau das solle der Ramadan ja einem gläubigen Muslim lehren: Verzicht, Geduld, Mitgefühl und Rücksicht. „Verzicht auf das alltäglich Selbstverständliche. Geduld auf die vielen Prüfungen des Lebens. Rücksicht und Mitgefühl für die Benachteiligten und Leidenden der Gesellschaft. Eine gängige Praxis im letzten Drittel des Fastenmonats ist zudem die Selbstisolation in Form eines zehn tägigen Rückzugs aus dem öffentlichen Leben. Diesen Ramadan kann man gezielter solche Kontemplation und Reflexion üben. Daher glaube ich, dass der diesjährige Ramadan auch eine große Chance für die Muslime weltweit darstellt.“
Man könne sich mehr als sonst auf den eigentlichen Sinn des Fastens konzentrieren. Mehr als sonst könne man Mitgefühl für die Benachteiligten der Gesellschaft zeigen. Mehr als sonst könne man Rücksicht auf die Gesundheit und das Wohl der Mitmenschen nehmen. „Und mehr als sonst beten und Geduld üben in der Vorfreude auf den Tag, an dem man wieder mit der Familie und den Freunden den Ramadan begehen wird. Inschallah“, schreibt Mohammad Luqman Majoka.